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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ich in den Straßen von Bristol betteln gehen? Was sollen meine alten Macker von mir denken?«
    Adam legte ihm die Hand auf den dicken Arm. »Alles klar. Ich habe nichts gesagt und nichts gehört.« Er sah auf den Teller – ohne Appetit. »Ich möchte wissen, wer der Mann ist?«
    Chimmo antwortete: »Er kennt Sie!« und verschwand.
    Adam hörte, wie sich der Leutnant draußen beschwerte.
    »Schlimm, daß Sie sich nicht genauso um alle anderen Offiziere hier kümmern, Arthur!« Dann lachte er.
    »Vier Stunden, dann habe ich Freiwache!« Chimmo schwieg, was hätte er sagen sollen?
    Am Nachmittag untersuchte der Arzt ihn wie gewöhnlich. Er sagte Adam, daß er mit dem Heilen der Wunde sehr zufrieden sei. Aber irgend etwas schien ihn zu beunruhigen.
    Schließlich sagte Derriman: »Da man's Ihnen bald offiziell sagt, kann ich's Ihnen jetzt schon mitteilen. Morgen werden Sie verlegt. Sie sind stabil genug zum Reisen. Ich hoffe nur, daß die regelmäßigen Untersuchungen beibehalten werden, jedenfalls noch eine Weile!«
    Adam beobachtete ihn, wie er seine Instrumententasche zur Seite stellte.
    »Wohin?«
    Der Arzt zuckte die Schultern. »Man traut mir offensichtlich nicht!«
    Adam war überzeugt, daß der Arzt nicht mehr wußte. Er ging sehr offen mit Menschen um und war sichtlich nicht an das gewöhnt, was der Krieg jetzt von ihm verlangte.
    Also sehr bald. Er versuchte, sich an die schwindende Hoffnung zu klammern.
Oder nie.
    Doch er sagte nur: »Danke für alles, was Sie für mich getan haben, Doktor Derriman. Ohne Sie wäre ich wahrscheinlich schon über Bord gegangen!«
    Derriman lächelte. »Sie sollten sich bei dem französischen Arzt auf der
Unity
bedanken. Den würde ich unbedingt mal treffen wollen!«
    Sie gaben sich die Hand. »Die Unterhaltung mit Ihnen wird mir fehlen!«
    Derriman schaute ihn prüfend an. »Mir auch.« Dann war er verschwunden.
    Chimmo brachte billigen Wein, den er in der Offiziersmesse bekommen hatte.
    Er bewegte sich seltsam, faßte allerlei im Zimmer an, schaute aus dem Fenster.
    Mit Überwindung meinte er dann: »Es wird heute nacht ziemlich kalt, Kapitän. Halten Sie mal Ihre Sachen in der Nähe. Der Major meint, für ein Feuer ist es noch zu früh. Er hat ja recht, er mit seinem schönen Haus, in dem ihn seine Geliebte nachts wärmt.«
    Adam blickte überrascht.
Also heute nacht.
»Vielen Dank, Arthur.«
    Chimmo schaute besorgt. »Ich hoffe nur…« Dann fiel die Tür zu.
    Adam prüfte sich. Es war wie vor einer Schlacht. Die lähmende Stille, in der man seine Chancen für Erfolg oder Mißerfolg abwägt.
Tod.
    Hoffnung, mein Freund? Mehr können wir wirklich kaum erwarten.
    Er lag auf dem Bett, schlürfte den Wein und beobachtete durch das Fenster das kleine Stückchen Himmel über dem Stalldach.
    Der Leutnant der Wache öffnete und schloß dann die Tür ab. Danach schritt er den Flur hinab und sprach mit einer der Wachen.
    Das Licht wurde schwächer, und die Brise schüttelte die Blätter. Leichter Regen klopfte gegen das Fenster. Manchmal hatte er daran gedacht, durch das Fenster zu entkommen – aber ohne Hilfe würde er's nicht weit schaffen.
    Wenn jemand Geld haben wollte? Er hatte nichts. Selbst seine Uhr war verschwunden – wahrscheinlich schon im Krankenrevier der
Unity.
    Er setzte sich aufrecht auf das Bett und begann, seine Schuhe anzuziehen. Er griff in die Tasche und spürte die Erinnerung wie einen Stachel. Er hielt ihren Handschuh. Und sprach vor sich hin: »Ich liebe dich, Zenoria. Ich werde dich nie vergessen!«
    Er starrte ans Fenster. Etwas klopfte leise. Er atmete kaum. Es klopfte wieder sanft und dann beharrlicher.
    Er löste den Haken und öffnete das Fenster. Gespannt wartete er auf einen Schuß oder einen Alarmruf.
    Doch von irgendwo über dem Fenster hing ein Tampen. Er lehnte sich vor und sah ihn unten in der Dunkelheit verschwinden.
    »Können Sie klettern? Schaffen Sie's?«
    Der Mann war nur ein Schatten, doch seine Stimme verriet, daß er mit Gefahr und plötzlichem Tod umgehen konnte.
    »Ich schaff’s!« flüsterte er.
    Er schwang sich aus dem Fenster und hätte fast geschrien. Seine Wunde tat höllisch weh.
    »Schneller. Wir haben's verdammt eilig!« flüsterte die Stimme.
    Er erreichte die Pflastersteine unten und wäre gestolpert, hätte ihn nicht jemand festgehalten. Als er aufsah, war der Tampen verschwunden.
    »Ich hab einen Wagen draußen. Halten Sie sich an mich.« Eine Pistole wurde ihm in die Hand gedrückt.
    »Wenn's schiefgeht, müssen Sie

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