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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wieder irgendwo in unseren Gewässern – genau wie ich.«
    Adam wartete ab. Er nahm an, daß der andere nur ein Werkzeug war und sah zur Seite. So wie die
Anemone
ein Werkzeug gewesen war. Doch schließlich war alles angenehmer als ständig auf Wände oder nach draußen zu starren.
    Unbewegt fuhr Brice fort.
    »Sie zeigten Mut und waren einer der erfolgreichsten Kommandanten einer Fregatte, die England je hatte. Und dennoch haben Sie gegen die
Unity
gekämpft. Sie mußten doch wissen, daß Sie gegen ein so gewaltiges Schiff keine Chance hatten. Das war nicht mutig, sondern tollkühn. Seit dem Kampf haben sich viele aus Ihrer Mannschaft zum Dienst für die Vereinigten Staaten verpflichtet – aber ich nehme an, mit dieser Möglichkeit haben Sie gerechnet.«
    »Ich tat nur, was ich für meine Pflicht hielt. Die
Unity
sollte den kleinen Konvoi aufbringen, für den ich verantwortlich war. Manchmal hat man als Kommandant dann keine Wahl!«
    Er schaute aus dem Fenster. War das die ganze Wahrheit? Hatte Hudson mit seiner Einschätzung und seinem Handeln vielleicht doch recht, als er die Flagge strich? Der Konvoi mußte schon außer Gefahr gewesen sein. Die
Anemone
hatte den Feind so zugerichtet, daß er keine Verfolgung mehr aufnehmen konnte. Gegen eine solche Übermacht weiterzukämpfen hätte unnötig Leben gekostet. Also hatte man als Kapitän doch wohl das Recht, solch unnütze Opfer zu vermeiden.
    Kapitän Brice nickte langsam. »Ich dachte, ich kenne Sie, obwohl wir uns nie begegnet sind. Man hat mir aufgetragen, Ihnen wieder ein richtiges und bedeutendes Kommando anzubieten. Ich werde meine Vorgesetzten informieren, daß das für Sie nicht in Frage kommt.«
    »Ich bleibe also interniert, nicht wahr?« Ihm war, als schlösse sich ein Käfig um ihn, der ihm den Atem nahm.
    »Es gibt keine Alternative!«
    Adam faßte sich an die Seite. Er wäre besser gestorben. Hätten sie ihn doch wenigstens nach dem Pferdesturz sterben lassen.
    Aber sie wollten ihn entweder als Überläufer oder als Trophäe. In diesem Land würde er sich nie bewegen können, ohne erkannt zu werden – sein eigener Ruf hatte dafür gesorgt.
    »Ihr Vater hat doch während der Revolution die Fronten gewechselt. Er war ein guter Kapitän, wie ich weiß. Ich bin ihm im Gegensatz zu Commodore Beer leider nie begegnet.«
    Adam dachte an den gewaltigen Nathan Beer, der ihn immer wieder – wer weiß wie oft – auf der
Unity
besucht hatte. Seltsam, daß Beers Haus nicht weit von hier in der Nähe von Salem stand.
    Brice musterte ihn neugierig. »Sie würden wahrscheinlich als Offizier des Königs nicht Ihr Ehrenwort geben, daß Sie keinen Fluchtversuch unternähmen, wenn wir Ihnen erlaubten, sich frei zu bewegen?« Er machte eine Pause. »Ich sehe Ihnen die Antwort schon an. Ihre Augen verraten immer die Wahrheit. Sie sehen es als Ihre Pflicht, unter allen Umständen die Feinde Ihres Landes zu bekämpfen.« Er hüstelte trocken.
    Adam hatte ihn gut genug beobachtet, um zu erkennen, daß er ein kranker Mann war, trotz seines Ranges und trotz seiner Klugheit. Also auch ein Opfer.
    »Dann werde ich zu meiner Pflicht zurückkehren. Sie werden in ein sicheres Gebäude verlegt, sobald man Sie transportieren kann. Sie bleiben bis zum Ende des Krieges in den Vereinigten Staaten. Kann ich jetzt irgend etwas für Sie tun?«
    Adam wollte ärgerlich antworten, aber etwas in der Stimme seines Gegenübers hielt ihn davon ab. Brice mochte offensichtlich nicht, was man hier von ihm auf Befehl seiner Oberen verlangte.
    »Ich würde gern Briefe schreiben, Kapitän Brice!«
    »Sie wissen, daß man die lesen und sogar zensieren wird!«
    Adam nickte.
    »An Ihre Frau oder Geliebte?«
    »Die gibt's nicht.« Er hielt seinen Blick aus. »Nicht mehr!«
    »Sehr gut. Sagen Sie Chimmo Bescheid, wenn Sie schreiben wollen.« Er erhob sich und hielt seine Hände über die Flammen im Kamin. »Fieber. Die
Levante.
Das ist lange her!«
    Er stand noch vor dem Feuer, als der Leutnant der Wache Adam in sein Zimmer zurückführte.
    Und dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Fausthieb: Er war Kriegsgefangener, ein Niemand, den man in England schnell vergessen oder bequemerweise bei allem übergehen konnte.
    »Nicht mehr viel zu sagen, oder?« wollte der Leutnant wissen. Er ließ Chimmo vorbei, der ein paar Tassen einsammelte. »Gewöhnen Sie sich besser daran, jetzt geht's nicht mehr so, wie Sie es wollen.«
    Adam sah ihn kalt an und merkte, wie der andere nachgab.
    »Ich werde mich darum

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