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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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kümmern, daß man Ihren Namen auf dem Grabstein richtig schreibt, Sir!«
    Chimmo sah, wie der Leutnant knallrot anlief. Seine Augen bewegten sich wie Murmeln zum Tisch und zurück, immer wieder.
    Die Tür knallte zu, und Adam hielt sich an der Tischplatte fest, bis sein Atem sich wieder beruhigt hatte.
    Gefangener! Genausogut könnte er sich umbringen.
    Irgend etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Auf dem Tisch lag eine Bibel, ein Stück Papier diente als Lesezeichen. Sie war das einzige Buch im Raum, und er hatte sie bisher weder gelesen noch gar etwas hineingelegt.
    Er sah sich im Zimmer um und blickte nach draußen auf den leeren Hof vor den Ställen, wo seine Flucht auf dem Pferderücken mißglückt war. Was hatte Dr. Derriman wütend und verblüfft wissen wollen:
Wo zum Teufel wollten Sie hin?
    Er überlegte sogar, ob er nicht hinknien und unter dem Bett, auf dem er so viele Tage und Nächte verbracht hatte, nachsehen sollte.
    Doch er trat wieder an den Tisch und schlug die abgegriffene Bibel auf.
    Das Lesezeichen war ein einziges Blatt Papier, in großer Eile beschrieben, wie die Schrift verriet. Adam kannte sie, weil er sie oft genug im Logbuch der
Anemone
gesehen hatte.
    Einen Augenblick lang fühlte er nur Verzweiflung und Enttäuschung. Das war Hudsons Schrift, Zeilen des verdammten Verräters, der sein Schiff übergeben hatte. Er spürte Tränen der Wut und wollte das Papier zusammenknüllen, als ihn etwas wie mit eisernem Griff packte. Er erkannte Worte hinter seiner Wut und zwang sich, sie langsam und sorgfältig zu lesen.
    Nicht glauben, was man Ihnen sagt. Ich hörte Offiziere, die über Sie sprachen. Man wird Sie an einen sicheren Ort bringen, irgendwo an der Küste. Sie werden nicht erfahren, wo es ist, aber man wird dem Admiral eine Nachricht schicken… Adam mußte sich zusammenreißen. Der Admiral.
    Hudson meinte Admiral Sir Richard Bolitho.
    Wenn ich mehr sage, sind andere in Gefahr.
    Und dann starrte Adam auf die letzten drei Worte.
    Bitte um Vergebung.
    Adam hielt den Brief an eine Kerze und sah, wie er zu Asche verbrannte. Mehr mußte er nicht wissen. Wenn sein Onkel wußte, wo er war, würde er einen Befreiungsversuch starten – egal wie sehr er sein Geschwader dabei beanspruchte.
    Er hatte ihn immer wie einen Sohn behandelt. Hatte ihm vertraut, liebte ihn. Hatte auch über das Geheimnis Zenoria geschwiegen.
    Sie wollten Richard Bolitho tot oder lebendig fangen. Er war der einzige, den sie auf See fürchteten.
    Er trat ans Fenster und sah, wie die Brise tote Blätter durch das hohe trockene Gras wirbelte.
    Er dachte an die neuen amerikanischen Fregatten, von denen einige vielleicht sogar hier in der Bucht lagen.
    Er lehnte seinen Kopf gegen das staubige Glas. Geknickt sagte er laut: »Und ich bin der Köder!«
    Als Arthur Chimmo ihm das Mittagessen brachte, konnte er kaum das Zittern seiner Hände verbergen.
    »Sie werden mich nicht verraten, Sir?« flüsterte er mit einem Blick zur Tür. »Sie wissen, was mit Ihrem Bootssteuerer geschehen ist?«
    »Beruhigen Sie sich, Mann. Das Papier hab ich verbrannt. Aber ich muß wissen, was hier passiert!«
    Adam hörte den Offizier draußen auf und ab gehen. Nachmittags bezog hier ein anderer Leutnant Posten, der wenig an ihm interessiert war, wahrscheinlich froh, im Krieg eine leichte Aufgabe zu haben – ohne Lebensgefahr.
    »Ich kann nur sagen, ein Seemann hat die Nachricht gebracht. Wenn das einer erfährt…« Er brauchte den Satz nicht zu vollenden.
    Ein Seemann – einer von denen, einer von uns?
    Er wußte, daß alle Männer, die hierin verwickelt waren, ihr Leben aufs Spiel setzten.
    Chimmo gab sich einen Ruck und sagte entschlossen: »Es passiert, während Sie hier sind, Kapitän.« Er nickte zu jedem Wort.
Während Sie hier sind!
    Adams Gedanken arbeiteten fieberhaft. Kein Wunder, daß der ernste Kapitän Brice mit der Sache nicht einverstanden war. Er gehörte zu den alten, verläßlichen Marineoffizieren. Fast mußte er lächeln, doch dann war die Spannung zuviel für ihn.
Wie mein Vater gewesen wäre, wenn er noch lebte. Oder wie mein Onkel.
Ein Mann, der seine Grundsätze hatte, der wußte, was trotz eines endlosen Kriegs mit seinem Blutvergießen immer noch galt.
    »Sie werden es nicht bereuen…«
    Chimmo stellte ungeschickt einen Teller mit dampfendem Rindfleisch auf den Tisch und schüttelte entschlossen den Kopf. »Nein, Sir. Ich bin hier sehr zufrieden, so zufrieden, wie's mit einem Holzbein eben geht. Ich will nicht zurück. Soll

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