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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sie eindrang.
    Als der Morgen sein erstes Licht über den Himmel streichen ließe, schliefen sie noch immer eng umschlungen in dem großen Bett. Unberührt stand der Wein da. Die Eule war längst verstummt.
    Später dann öffnete sie ihre Augen, sah sein Profil, das jetzt im Schlaf so jung erschien.
    Wieder liefen ihre Fingerspitzen über seinen Körper. Sie wollte ihn nicht wecken, wollte aber auch nicht aufhören. Sie berührte sich selbst und lächelte in sich hinein.
Hure, Liebende, Geliebte: Ich bin alles für dich, wenn du es so willst.
    Wieder liebkoste sie ihn und wartete mit klopfendem Herzen auf seine Reaktion.
    Es war, als habe sie ihre Gedanken laut gesprochen. Im nächsten Augenblick hielt er sie fest wie eine Gefangene.
    »Du bist schamlos, Kate!« Dann küßte er sie leidenschaftlich und erstickte ihr Stöhnen, als er sie ohne Zögern nahm.
    Unten im Hof sah Ferguson zu den offenen Fenstern hoch. Die Vorhänge blähten sich in der Morgenbrise von Land.
    Auch jetzt mußte er wieder daran denken, wie ihn vor vielen Jahren das Preßkommando mitgeschleift hatte. Immer wenn er solche Kommandos durch die Straßen marschieren sah, dachte er an seine eigenen Erfahrungen zurück. Die Schlacht bei den Saintes. Dort hatte er den Arm verloren und Bolithos erster Bootssteuerer sein Leben, als er den Rücken seines Kommandanten freihielt. Danach war die kleine Mannschaft um Bolitho gewachsen. Allday, auch ein gepreßter Mann, war neuer Bootssteuerer geworden. Und der würde genau wie Bolitho bald wieder auf See sein.
    Er hörte ein kurzes Lachen von Lady Catherine. Oder war das ein Weinen? Das berührte ihn sehr, mehr als je zuvor.
    John Allday sah sich im Flur des Gasthauses The Old Hyperion um und sagte: »Also morgen wird die
Indomitable
hier vor Anker gehen!«
    Nachdenklich beobachtete ihn Leutnant George Avery. Dies war ein anderer Allday als der, den er aus dem Qualm der Schlacht kannte, auch ein anderer als der, der Sir Richard Bolitho in seinen Armen gehalten hatte, als Splitter ihn niedergestreckt hatten. Er war auch nicht mehr der große zärtliche Mann, den er zur Hochzeit hier in Fallowfield am Helford River gesehen hatte.
    Sein neues Leben bereitete ihm wohl noch immer einige Unruhe. Avery konnte das gut nachfühlen. Alles war hier so ungewöhnlich friedlich. Er hörte Unis, Alldays Frau, nebenan mit einem Pflüger sprechen. Und Schritte und das dumpfe Aufsetzen des Holzbeins verrieten, daß ihr Bruder John ein frisches Fäßchen Bier zapfbereit machte.
    Ein freundlicher Ort. Er war dankbar, hier nach Ethels Tod aufgenommen worden zu sein. Er hatte besser geschlafen und gegessen als je zuvor. Und Unis war ihm mit herzlicher Freundschaft begegnet.
    »Ja, das hört man von der Küstenwache!« antwortete er. Wieder sah er, daß ganz unterschiedliche Gefühle in Alldays Gesicht miteinander kämpften. Er mußte aufbrechen. Und er wollte bleiben. Es machte ihm nichts mehr aus, mit einem Offizier am gleichen Tisch zu sitzen.
Er ist einer von uns.
Das war Bolithos Einfluß, sein Vorbild.
Meine kleine Mannschaft.
Allday blies einen Fidibus aus und legte seine Pfeife auf den Tisch, versuchte sich zu erklären.
    »Sehen Sie, Sir, es ist alles so ganz anders. Die Leute hier reden über ihre Bauernhöfe und über Viehverkäufe und Getreidepreise.« Er schüttelte seinen struppigen Kopf. »Ich dachte, ich könnte mich daran gewöhnen und mich an Land zurückziehen!« Er starrte auf das naturgetreue Modell der alten
Hyperion,
das er Unis geschenkt hatte. Auf der
Hyperion
war ihr erster Mann gefallen. »Aber irgendwie geht das noch nicht, Sir!«
    Avery hörte, wie das Pony mit dem Karren in den Hof geführt wurde. Es war an der Zeit, nach Falmouth aufzubrechen, wo er sicher schon bald gebraucht wurde. Er erinnerte sich an Tyackes heftige Reaktion und fragte sich, wie er sich wohl diesmal verhalten würde, wenn sie sich wiedersahen.
    »Und dann treffen sich hier auch noch die ehemaligen Teerjacken«, hörte er jetzt Allday, »kein einziger heiler Mann unter ihnen. Aber so wie sie reden, war jeder Kommandant ein Heiliger und jeder Tag auf See die reinste Freude!« Dann grinste er: »Ich wette, daß die das damals ganz bestimmt nicht gedacht haben.«
    Unis kam in den Flur. »Bitte nicht meinetwegen aufstehen, Mr. Avery!«
    Doch er blieb stehen. Sie war eine prächtige kleine Frau, so unkompliziert und natürlich wie das ganze Land um sie herum. Sie hatte wahrscheinlich noch nie erlebt, daß ein Offizier vor ihr aufstand.

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