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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Er seufzte und dachte an seinen Sohn. Der hatte den Dienst in der Marine quittiert, um sich im Land der Verheißung, in Amerika, niederzulassen. Noch immer schmerzte ihn das. Und das würde es weiter. Denn so handelte man nicht und so verließ man niemanden, der einen als Bootsteuerer ausgewählt hatte.
    Und jetzt war Sir Richard Bolitho richtiger Admiral.
    Und ich bin der Bootssteuerer eines Admirals, so wie ich es ihm damals versprochen hatte. Die Flagge am Großmast. Wie schnell die Zeit doch vergangen war, wohin waren die Jahre bloß entschwunden?
    Auch Avery genoß die Landschaft. Er dachte an Unis' Bemerkung zurück. Viele Sorgen! Woher wußte sie das?
    Zwei Landarbeiter, die ihnen entgegentrotteten, winkten und riefen: »Macht den Brüdern die Hölle richtig heiß!«
    Avery hob grüßend den Hut, erinnerte sich an Bolithos bittere Worte, als sie in Plymouth an Bord der unglückseligen
Valkyrie
gegangen waren.
    Was kümmerte es diese Leute, gegen wen sie kämpften? Holländer, Franzosen oder Spanier, ihnen war das sicher alles gleichgültig. Solange sie satt waren und nicht zur See gehen mußten oder hinter einer Trommel zu marschieren hatten, bedeutete ihnen das alles gar nichts. Er lächelte dünn.
Ich werde zynisch wie Sir Richard.
Um auf andere Gedanken zu kommen, drehte er sich zu seinem Gefährten um. »Sie haben eine wunderbare Frau, Allday. Ich beneide Sie!«
    »Dann müssen wir dagegen etwas tun, nicht wahr, Sir?«
    Avery lächelte. Daß es in der strikten Hierarchie und bei den ehernen Regeln der Marine solche Vertraulichkeiten geben würde, hatte er bisher nicht für möglich gehalten.
    »Fällt Ihnen der Abschied schwer, Sir?« fragte Allday.
    Avery dachte nach und erinnerte sich dabei an die letzte verzweifelte Umarmung seiner Schwester.
Wenn ich das alles bloß geahnt hätte.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es gibt niemanden, den ich zurücklasse!«
    Allday sah ihn sich an. Die meisten Leute würden glauben, Avery besäße alles, was sich ein Mann nur wünschen konnte. Er war Adjutant des berühmtesten englischen Seemanns, konnte unter Umständen befördert werden und Prisengelder einheimsen, die anderen verwehrt wären. Doch das alles traf auf ihn nicht zu: Er besaß nichts.
    Er war von dieser Entdeckung überrascht – und gleichzeitig traurig über sie. »Vielleicht sind Sie wieder so freundlich, Sir, und schreiben einen Brief für mich, wenn wir ankeraufgegangen sind?«
    Ihn traf Averys klarer Blick. So sah ein Mann aus, der nach der Rettungsleine griff.
    »Es wird mir eine Ehre sein!« sagte er und hätte beinahe hinzugefügt,
alter Freund.
    Lady Catherine Somervell ging gerade über den Hof mit einem Blumenstrauß im Arm, als sie ankamen. Sie beobachtete die beiden, als sie vom Wägelchen kletterten. »Sie sind's, Mr. Avery, und natürlich John Allday! Zwei so wichtige Besucher habe ich gar nicht erwartet!« Sie reichte Avery die Hand. Der nahm sie, aber nicht wie Sillitoe, dachte sie, oder wie der Prinzregent. Er küßte ihre Hand, und sie spürte sein Zögern. Irgend etwas machte ihn immer noch unsicher. Vielleicht betraf es sie und ihre Beziehung zu Bolitho. Wahrscheinlich würde sie das nie herausfinden.
    Sie begrüßte Allday herzlich. »Also, John Allday, ich schwöre, Sie haben ein bißchen zugenommen. Gutes Essen und die Liebe wirken Wunder auf Leib und Seele eines Mannes.«
    Zögernd meinte Allday: »Ich muß zurück, Mylady.
    Aber morgen …«
    »Ach ja, morgen«, sagte sie. »Wir müssen das Beste daraus machen.«
    Bolitho beobachtete sie oben aus einem Fenster. Seine Kate ging zwischen zwei Uniformierten. Sie sah so gelöst aus zwischen ihnen, so als ob sie nirgendwo anders hingehörte. Er dachte an sie und die letzte Nacht zurück: diese klammernde Sehnsucht, die sie beide aneinanderband. Liebe, Leidenschaft und die stumme Angst vor der Trennung.
    Ein Sonnenstrahl fiel in der leichten Landbrise durch die Blätter eines Baumes, und seine Hand fuhr vor sein Gesicht, als sei er getroffen worden. Er hielt eine Hand über das Auge, schaute noch einmal, und nach ein paar Sekunden war sein Blick wieder klar und scharf. Das lag sicher an den Tropfen, die der Arzt ihm gegeben hatte. Unter dem Fenster bewegte sich Kate zwischen den beiden wichtigsten Männern in seinem Leben. Sie war so groß wie Avery und vielleicht etwas größer als Allday.
    Sie mußte seinen Blick gespürt haben. Sie sah hoch und blickte ihn forschend an, als ahne sie, was gerade geschehen war.
    Sie hielt den

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