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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Toppsegel, dazu den Klüver aufgegeit, mußte die
Indomitable
einen gewaltigen Eindruck beim Näherkommen machen.
    Jetzt, da sie sicher vor Anker lagen, fragte sich Tyacke, warum er sich darauf eingelassen hatte. Hätte Scarlett ein anderes Schiff gerammt oder die
Indomitable
auf Grund gesetzt, wäre der Kommandant zur Verantwortung gezogen worden – wie es sich ja auch gehörte.
    »Wir liegen sicher vor Anker, Sir!« meldete Scarlett.
    »Sehr gut, setzen Sie das Boot aus und lassen Sie den Bootssteuerer alles weitere tun.« Dann lachte er fast. »Ich bin absolut sicher, daß Allday das Boot höchstpersönlich zurückführen wird!«
    Scarlett schien nicht zu verstehen. Wie alle anderen kannte er die Legenden nicht, noch nicht. Bald würde er selber ein Teil von ihnen sein. Tyacke hörte einen kurzen Schmerzensschrei. Ein Mann rannte nach vorn und hielt sich die Schulter. Dort hatte ihn der Stockhieb eines Gehilfen des Bootsmannes getroffen. Daneben stand der junge Leutnant Philip Protheroe und beobachtete das Land. Den Zwischenfall hatte er nicht zur Kenntnis genommen.
    Tyacke sagte: »Erinnern Sie den jungen Mann bitte an das, was ich Ihnen sagte, als ich das Kommando übernahm. Man muß einem Offizier gehorchen. Und er muß ein Beispiel geben.« Unwillkürlich strich er sich mit der Hand über seine narbige Gesichtshälfte. »Selbst wenn man selber Unrecht erlitten hat, darf man nicht anderen, die sich nicht wehren können, wieder Unrecht antun.«
    Scarlett antwortete: »Ich verstehe, Sir!«
    Tyackes Antwort war knapp: »Freut mich!«
    Er beobachtete, wie das neue, grün gepönte Boot eingeklinkt, angehoben, über die Seite geschwenkt und dann langsam, unter Aufsicht des Stückführers, der zu seinem Bootssteuerer ausersehen war, zu Wasser gelassen wurde. Er war ein untersetzter kantiger Mann mit eckigem Gesicht und einem Kinn, das sehr dunkel schimmerte, weil offenbar kein Rasiermesser des Bartes Herr werden konnte.
    »Sie da. Ja, Sie dahinten!«
    Der Mann verbeugte sich leicht und tippte grüßend an die Stirn.
    »Ja, Sir!«
    »Ihr Name ist Fairbrother, nicht wahr? Ein ziemlich langer Name, wenn es mal schnell gehen muß.«
    Der Mann starrte ihn an. »Ich habe keinen anderen, Sir!«
    »Und Ihr Vorname?« wollte Tyacke wissen.
    »Nun ja, Eli, Sir!«
    »Also gut, Eli. Führen Sie das Boot drüben an die Treppe und warten Sie dort, bis sie kommen – egal, wie lange es dauert.« Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein Bootsmannsstuhl von der Großrah nach unten sank. Der war zweifelsohne für Lady Somervell bestimmt. Er spürte Neugierde um sich herum. Einige seiner Männer waren länger als ein Jahr nicht mehr in der Nähe einer Frau gewesen.
    Was die wohl gedacht hätten, wenn sie eben diese Lady Catherine Somervell gesehen hätten, als sie auf die
Larne
gehievt wurde – naß bis auf die Haut in ihrem Seemannshemd? Er selber würde den Anblick nie vergessen.
    Er sah sich im Hafen um. Schon jahrelang war er nicht mehr in Falmouth gewesen. Doch nichts hatte sich geändert. Auf der einen Landzunge lag drohend die Burg, auf der anderen die Festung St. Mawes. Wer als Kaperkapitän hier einen Handelssegler rausholen wollte, mußte schon tollkühn sein, dachte er.
    Tyacke wandte sich wieder an den nervösen Ersten Offizier: »Lassen Sie bitte alle Boote zu Wasser, und schicken Sie den Zahlmeister an Land.« Ihm entging Scarletts plötzlich erwachtes Interesse nicht. »Soviel frisches Gemüse, wie er auftreiben kann, und ebensoviel Obst, wenn er's findet. Da die Spanier jetzt unsere Freunde sind, könnte es klappen.« Scarlett entging der Sarkasmus nicht. »Und sagen Sie Hauptmann du Cann, er soll seine Soldaten in ein Wachboot setzen. Und auf dem nahen Land einen oder zwei Posten plazieren, falls ein armer Hund meint, desertieren zu müssen.«
    Er sprach ohne Emotionen. Und doch schien es Scarlett, als habe der neue Kommandant mit denen, die es versuchten, ein gewisses Mitgefühl.
    »Boot nähert sich, Sir!«
    Das kam vom wachhabenden Offizier, Leutnant John Daubeny.
    Tyacke rief einen Midshipman zu sich, suchte vergebens, sich an seinen Namen zu erinnern. »Kommen Sie bitte mal, junger Mann.« Er nahm ein Teleskop aus dem Stell und stützte es auf der Schulter des Jungen ab. Da fiel ihm der Name wieder ein: Essex. Er war dazu abkommandiert, die Aufgaben des Zahlmeistergehilfen zu übernehmen.
    Durch das Teleskop erkannte er die runden Schultern von Yovell, Sir Richard Bolithos treuem Diener. Das Boot enthielt auch Truhen

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