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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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es aber in acht haben.«
    Sechs Tage.
Alles war so ganz anders als damals, als er darauf gebrannt hatte, auf den Gegner zu treffen, jeden Gegner, den Ihre Lordschaften bestimmt hatten.
    Plötzlich dachte er daran zurück, wie die
Indomitable
die Landzunge gerundet und im Kanal die offene See gewonnen hatte. Catherine hatte ihm ihre Absichten nicht verraten, aber er wußte, daß sie das Schiff beobachten würde. Er nahm ein Teleskop aus dem Stell und hielt es sehr ruhig, während die
Indomitable
in dem ablandigen Wind gewaltig krängte.
    An der Landzunge brachen die Klippen steil ab und endeten in Felsen und winzigen Stränden. Das alles war jetzt von der Flut bedeckt. Oben stand sie, ihr offenes Haar wehte im Wind. Sie hielt Tamara am Zügel und beobachtete durch ein kleines Glas das Schiff, das sich langsam bewegte. Sie würde also auch beobachtet haben, wie die
Indomitable
Fahrt aufgenommen hatte. Die Segel wurden ausgeschüttelt und dann dichtgeholt, bis sie standen wie stählerne Brustpanzer. Sie hatte ganz sicher alles genau aufgenommen, auch die Gischt, die unter dem knurrenden Löwen aufwehte, während die
Indomitable
ihren Mann davontrug – in unerreichbare Ferne.
    Dann schob sich Land dazwischen, und Bolitho gab das Teleskop einem wartenden Midshipman zurück.
    Er hatte die Verwunderung des jungen Mannes bemerkt und sagte leise: »Merken Sie sich das gut, Mr. Arlington. Dies ist auch eine Seite des Krieges.«
    Der Midshipman hatte nichts verstanden. Aber natürlich würde er in der Messe lange darüber reden. Schließlich hatte der Admiral ihn ins Vertrauen gezogen.
    Ozzard klopfte und trat leise ein. »Kann ich den Tisch zu sieben Glasen decken, Sir?«
    »Danke, ja.« Er würde heute abend mit Tyacke und Avery speisen, das erste Mal auf dieser Reise.
    Er schaute sich in der Kajüte um. Die Möbel kannte er, die Anrichte und den Tisch aus Mahagoni, die immer wieder mal in ihren Halterungen ruckten, wenn das Ruder eine besonders heftige Bewegung ausführte. Der schöne Weinkühler von Kate. Und hinten in der kleinen Schlafkammer konnte er die beiden Kommoden entdecken und den Spiegel. Catherine hatte darauf bestanden, sie für ihn zu kaufen.
    Ozzard nahm seine übliche, leicht gebeugte Haltung ein, verbarg die Hände einem Maulwurf ähnlich in der Schürze. Er war keineswegs entspannt, aber an solchen Tagen war das nichts Ungewöhnliches. Genau wie Allday hatte er auch Ozzard immer mal wieder angeboten, frei in Falmouth zurückzubleiben. Doch Ozzard hatte stets abgelehnt, war offensichtlich fest entschlossen, ihm treu zu dienen, solange er gebraucht wurde. Dabei liebte er die See überhaupt nicht. Er hatte schreckliche Furcht, wann immer das Schiff ins Gefecht segelte. Es schien, als diene er nicht aus Pflichtbewußtsein oder Loyalität, sondern um für irgend etwas zu büßen.
    Der Posten meldete brüllend: »Der Kommandant, Sir!«
    Tyacke trat ein. Sein schlanker Körper hing in schrägem Winkel zum extrem geneigten Deck.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Sir!«
    Bolitho winkte ihn zu einem Stuhl. »Natürlich nicht. Stimmt irgendwas nicht?«
    Tyacke sah sich in der Kajüte um, als sehe er sie zum ersten Mal. »Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir!«
    Bolitho ließ ihm Zeit, seine Gedanken klar zu formulieren. »Sie waren die meiste Zeit an Deck, James. Möchten Sie ein Glas mit mir trinken?«
    Tyacke wollte erst ablehnen, besann sich dann aber eines Besseren und nickte. Vielleicht hatte ihn die Benutzung seines Vornamens überrascht.
    »Am Mittag, als unsere jungen Herren die Sonne schossen, riß einer von ihnen, Craigie, ein paar Witze. Der Master schickte ihn dann nach oben, um ihm Manieren beizubringen.«
    Er nahm Ozzard ein Glas Cognac ab, wobei Bolitho ihn beobachtete. Einen Midshipman in den Mast zu schicken, war durchaus üblich, wenn man seinen Übermut dämpfen wollte. Er selber hatte das auch tun müssen. Ihm war es schwerer als den meisten anderen gefallen, denn er hatte Höhenangst. So wie die
Indomitable
nach Steuerbord überlehnte, würde jeder da oben seine Lektion schnell begreifen. Aber so etwas veranlaßte doch keinen Kommandanten, nach achtern zu gehen, um mit seinem Admiral darüber zu sprechen.
    Tyacke sah ihn wieder an und lächelte flüchtig. »Ich weiß, Sir. Das haben wir ja alle machen müssen.« Das Lächeln verschwand. »Mr. Craigie ist nicht gerade der hellste von allen, aber er kann sehr gut sehen.« Entweder bemerkte er Bolithos Reaktion nicht oder übersah sie einfach.

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