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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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eilte die Treppen herab. »Ich sehe, Sie haben sich schon selber bekanntgemacht …« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin heute überhaupt nicht gut in Form, Madam. Ich sollte wirklich wissen, daß Ihr Gatte ein guter Freund von Sir Richard Bolitho ist.« Er wandte sich an Adam. »Ich wollte Ihnen gerade eine Nachricht schicken, Kapitän. Der Admiral würde sich freuen, mit Ihnen zu Abend zu essen. Aber Sie sehen – dazu kam ich gar nicht.«
    »Ich verstehe durchaus. Ich war ja selber mal Flaggleutnant.«
    Erleichtert ging der Leutnant vor ihnen die Treppe empor, zögerte aber, als er sah, daß Adam nicht folgte.
    Adam sagte: »Ich weiß nicht recht. Ich möchte Ihren Admiral natürlich nicht vor den Kopf stoßen, nach allem, was er für mein Schiff getan hat…« Wieder sah er zu Zenoria hin. Keine Verachtung, keine Ablehnung. Aber da war etwas in ihrem Blick. »Ich möchte nicht stören.«
    Sie antwortete sehr schnell: »Mich stören Sie überhaupt nicht, kommen Sie, Kapitän Bolitho. Ich hoffe übrigens Lady Catherine zu treffen, wenn ich in Cornwall bin.« Sie machte eine winzige Pause. »Wenn ich wieder in Cornwall bin.«
    Dann standen sie in dem großen Empfangssaal mit gewaltigen Ölbildern von Seeschlachten und Erinnerungsstücken in Glaskästen. Es war ein großes Haus, in dem schon viele Admiräle gewohnt hatten und das für niemanden Heimat geworden war. Der Hafenadmiral, ein kleiner, energischer Mann mit altmodischem Zopf, verbeugte sich grüßend. Es gab noch andere Marineoffiziere unter den Gästen und einen einsamen Seesoldaten im roten Rock. Und natürlich Damen mit Gesichtern, die stumm, doch deutlich sichtbar über ihre Männer klagten, die ständig im Dienst waren.
    Der Admiral nahm Zenorias Arm, und Adam hörte, wie er sagte: »Ich höre, sie wollen Boscawen House kaufen, meine Liebe. Ein sehr schönes Haus mit atemberaubendem Ausblick. Man jagt dort übrigens auch sehr gut.«
    »Konteradmiral Keens Vater schlug vor, daß Mr. Petrie sich der Angelegenheit annimmt.« Sie schaute den ernst blickenden Anwalt an. »Er versteht davon mehr als ich.«
    Sie sah sich um, bis sie in dem großen Raum Adam entdeckte, und ihr Blick schien zu sagen:
Hilf mir!
    Plötzlich war ihm alles klar. In Hampshire hatte bisher niemand auch nur andeutungsweise nach ihrer Meinung gefragt.
    Der Admiral sagte so laut, daß es jeder im Raum verstand: »Ich werde meine Flagge im nächsten Jahr einholen. Ich erwarte ein ruhigeres Kommando in der Admiralität.« Er lachte kurz und bellend. »Ich könnte mir vorstellen, daß Boscawen House die passende Residenz für meinen Nachfolger ist.«
    Die anderen lachten und erhoben ihre Gläser.
    Adam sah, wie sie sich nervös umschaute, und stellte sich vor, wie es wäre, wenn Valentine Keen wieder nach Hause käme. Sein Vater hatte aus seiner Überzeugung keinen Hehl gemacht: Keen sollte die Gefahren der See zugunsten von Macht und Einfluß im Londoner Wirtschaftsleben aufgeben. Er würde auch seinem Enkel dringend abraten, Keen auf Schiffe und Meer zu folgen.
    Adam war überrascht, daß er von der Ernennung nichts gehört hatte. Er musterte ihre schlanke Figur. Wie ein kleines Mädchen unter all diesen Leuten, die kein anderes Leben kannten oder wollten. Hier war sie verloren. Komplett verloren.
    Angenommen, jemand wüßte oder vermutete die Wahrheit? Er trat neben den Admiral. Seine Vorsicht war verflogen wie die Kraft aus einem zerfetzten Segel.
    »Verzeihen Sie, Sir, aber darf ich Konteradmiral Keens Gattin Ihren schönen Garten zeigen?«
    »Solange Sie sich anständig benehmen, junger Mann. Ich kenne meine jungen Fregattenkommandanten!« Sein bellendes Lachen folgte ihnen durch die offenen Glastüren, die auf eine geräumige Terrasse mit großen Pflanzenkübeln führten.
    Sobald er sprechen konnte, sagte Adam: »Es tut mir so leid, Zenoria – aber ich wußte nicht, daß du hier bist.« Als sie schwieg, fuhr er drängender fort: »Ich segle in drei Tagen. Du hast von mir nichts zu befürchten. Ich habe dir Unrecht getan … Doch ich werde nichts vergessen. Ich wäre dir nie zu nahe getreten, wenn …«
    Ihre Augen waren tränenfeucht. Er wagte nicht, in ihnen Mitgefühl für sich zu suchen. »Wenn …?« Sie sprach das eine Wort sehr sanft aus.
    »Ich hatte kein Recht!«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Wir sollten ein paar Schritte gehen, aber in Sichtweite des Hauses. Ich weiß von Lady Catherine Somervell, wie grausam die sind, die nur Neid kennen.«
    Sie gingen langsam an

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