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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Nordöstlich von uns, Sir, steht ein Segel. Als er dem Offizier der Wache Meldung machte, schickte man ihm ein Glas nach oben. Es bestätigte sich: Nordöstlich von uns ist ein Schiff.« Er hob den Cognac. »Und es ist noch immer da. Das muß alles nichts bedeuten, doch Sie sollten es wissen!«
    Bolitho rieb sich das Kinn. »Auf demselben Bug wie wir?«
    »Nie anders, Sir!«
    »Was denken Sie, James?«
    Tyacke schien überrascht, weil seine Meinung gefragt war. »Wer immer dort steht, hält uns mit unserem Rigg für ein Linienschiff.« Er strich über die Armlehne. »Der würde zu Tode erschrecken, wenn diese Dame auf ihn zuhalten sollte.«
    Stolz lagt in Tyackes Stimme. So hatte er immer von seiner
Larne
gesprochen.
    »Könnten wir Ihrer Meinung nach das Schiff einholen?«
    Bolitho beobachtete Tyackes Gesichtsausdruck. Er schien zu kalkulieren und nach Schlußfolgerungen zu suchen.
    »Ich brauche weitere drei Tage, Sir. Wenn sich das Wetter hält, werden wir auf den Nordost-Passat treffen. Dann könnten wir wenden und hätten genügend Geschwindigkeit, sie aufzubringen.« Er unterbrach, zögerte etwas. »Ich weiß, sie ist schneller als jede Brigg, Sir, aber ich habe es mit der
Larne
immer geschafft, wenn so ein Sklavenfänger unsere Absichten erkunden wollte.«
    Bolitho fiel auf, daß Tyacke erst jetzt zum ersten Mal sein letztes Schiff erwähnt hatte. »Was halten Sie von den Männern, James? Wird aus ihnen eine Mannschaft?«
    Statt zu antworten, erhob sich Tyacke. »Erlauben Sie, Sir?« Er öffnete das große Skylight. Der plötzliche Wind fuhr in sein Haar. »Sie gehen's jetzt etwas leichter an. Ich habe sie, seit ich das Kommando in Plymouth angetreten habe, hart rangenommen. Vielleicht hassen sie mich, fürchten mich – ich weiß nicht. Es ist mir aber auch egal. Gute Leute und Abschaum arbeiten Hand in Hand, Muttersöhnchen und Galgenvögel.« Er klang etwas weicher, als er sagte: »Hören Sie ihnen mal zu, Sir!«
    Bolitho trat neben ihn unter das Skylight und starrte auf das pralle Kreuzmarssegel hoch über ihnen.
    Sie sangen. Freiwachen und Männer, die gerade nichts zu tun hatten, ruhten nach einem anstrengenden Tag an Deck aus. Es war ein Lied von Dibdin, eines, das Shantymen manchmal anstimmten, um den Anker kurzstag zu holen, ehe man ankerauf ging.
    Wir leben auf bewegter See In Luv und Lee, in Luv und Lee! Das Schiff jagt immer klar voraus. Wir weichen jedem Felsen aus, Wir weichen jedem Felsen aus.
    Ihm war, als sei Catherine hier, wie damals, als sie Allday bewegen konnte zu singen, um allen wieder Mut zu machen, als das Ende nahe schien.
    Tyacke beobachtete ihn immer noch mit unbewegtem Blick aus blauen Augen. Er sagte nur: »Ihre Dame hat es damals verstanden, Sir.« Er schloß das Skylight und überließ die vollen Stimmen wieder dem Wind und der See. »Die lassen Sie nicht im Stich!«
    Bolitho berührte das Medaillon, das er seit der Trennung unter dem Hemd trug.
    Ich werde es dir wieder abnehmen, wenn du als mein Geliebter zu mir zurückkehrst.
    »Einverstanden, James!« sagte er entschlossen. »Wenn wir auf einen durchstehenden Passat treffen, werden wir den Fuchs aufbringen und herauskriegen, was er vorhat.«
    Tyacke nahm seinen Hut. »Ich bin zum Essen wieder da, Sir. Und vielen Dank!«
    »Wofür?«
    Tyacke hob die Schultern. »Nur so – danke, Sir.« Dann war er verschwunden.
    Ozzard trat ein und wunderte sich, daß Bolitho sich am Skylight zu schaffen machte und es öffnete.
    Sie werden sie nicht im Stich lassen.
    »Und ich euch auch nicht!« Aber das Singen hatte aufgehört.
    Kapitän Adam Bolitho ging durch die Werft, trug den Hut in der steifen Brise vom Sund her tief in die Stirn gedrückt. Durch das Gewimmel von Seeleuten und Dockarbeitern konnte er drüben an der Wand die
Larne
entdecken, die dort lag, um überholt zu werden. Dahinter lag glitzernd die See. Wie in Millionen Spiegeln brach sich das Sonnenlicht des Nachmittags auf ihr.
    Von hier hatte die
Indomitable
die Anker gelichtet und war nach Falmouth gelaufen. Gar zu gern wäre er an Bord gegangen, um Tyacke Glück zu wünschen. Aber Konventionen ließen so etwas nicht zu. Obwohl Tyacke älter war als er, hatte er einen viel jüngeren Rang.
    Ihm war auch klar, daß Tyacke seinen Besuch leicht mißverstehen konnte. Vielleicht hätte er sich von oben herab behandelt gefühlt. Da war es schon besser, ihn seine Sache alleine machen zu lassen, ohne daß ihm jemand kritisch zuschaute oder wohlgemeinte Ratschläge gab. Adam

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