Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
die Logik dahinter. Wenn sie ihr kleines Geschwader immer dann teilen müßten, wenn der Gegner ein Schiff auslaufen ließ, wären sie bald viel zu schwach, um überhaupt noch jemanden zu schützen.
    Eine Woche vor dem Angriff auf die
Anemone
hatten sie ein brasilianisches Handelsschiff gestoppt und mit dem Kapitän gesprochen. Der hatte berichtet, er habe einen amerikanischen Verband gesehen, der aus zwei großen Fregatten und zwei kleineren Schiffen bestand, die nach Süden liefen. Vermutlich kamen sie aus Philadelphia. Da er um seine eigene Sicherheit fürchtete, hatte der Brasilianer neuen Kurs auf die Bermudas genommen.
    Zwei große Fregatten? War eine die
Unity
gewesen?
    Und wenn – wo waren dann die anderen?
    Bolitho sagte: »Ich bin heute kein guter Gesellschafter, James!«
    Tyacke sah ihn unbeeindruckt an. »Nehmen wir mal an, nehmen wir wirklich nur mal an …« Er spielte mit den abgenutzten Knöpfen seiner Uniformjacke.
    Bolitho antwortete mit Schärfe: »Sie haben mehr Erfahrung als irgend jemand sonst, was Alleingang auf See angeht. Also sagen Sie, was Sie denken. Jetzt ist es höchste Zeit!«
    Tyacke trat ans Heckfenster und sah, wie der Kutter nach achtern verholt wurde, um wieder an Deck genommen zu werden. Es war üblich, im Hafen alle Boote zu Wasser zu lassen, damit in der erbarmungslosen Hitze die Planken nicht leck sprangen. Aus demselben Grund hielt man sie auf See immer halb mit Seewasser gefüllt.
    »Jeder kennt uns, Sir, genauer gesagt, kennt Sie! Wenn Kapitän Bolitho zusammen mit vielen seiner Leute gefangengenommen wurde, kann der Feind doch wohl annehmen, daß Sie jetzt etwas unternehmen. Und zwar ganz gezielt!«
    Bolitho hob die Schultern. »Das würde ich am liebsten auch!«
    Tyacke rieb sich das Kinn. »Und das erwarten sie auch. Wenn die
Indomitable
das aber tut, welche Chancen haben dann unsere Schiffe noch?«
    Bolitho starrte ihn an: »Sie meinen also, daß unser Schiff das nächste Ziel ist?« Plötzlich sah er ganz klar.
    »Das leuchtet mir ein.« Er erhob sich und lehnte sich über die Karte. Yovell schrieb ohne Unterbrechung weiter, tunkte nur ab und an die Feder in die Tinte.
    »Die Bermudas – da könnten sich die Amerikaner sammeln. Da gibt's kein einziges englisches Kriegsschiff. Denn da verläßt man sich auf seine Garnison und die Riffs.«
    Tyacke sah neugierig auf die Karte. »Warum haben wir da kein Schiff, Sir?«
    »Weil wir dort kein Wasser haben. Nichts. Was in der Saison vom Himmel kommt, sammeln sie und müssen damit gut haushalten.«
    Tyacke lächelte zurückhaltend. »Das wußte ich nicht, Sir!« Das klang für seine Verhältnisse überaus bewundernd.
    »Vielleicht mache ich einen Fehler, wenn ich unsere Strategie auf das Wort eines Mannes aufbaue, der Obst verkauft, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen?«
    Er tippe Yovell auf die runde Schulter. »Ich möchte Kapitän Dawes auf der
Valkyrie
neue Instruktionen schicken. Mit dem Schoner
Reynard

    Jetzt sah Tyacke, wie Bolithos Gesicht wieder lebendig wurde. »Wir werden einen Geleitzug zusammenstellen. Alle Welt soll es wissen. Und die
Indomitable
wird Anker lichten und ihn treffen.«
    »Ich will ja nichts sagen, Sir …«
    »Aber? Sie müssen aber etwas sagen, wenn Sie anderer Meinung sind. Sie sind mein Flaggkapitän, und wir müssen unsere Meinungen austauschen!«
    »Meinungen, ja.« Tyacke sah etwas bedrückt aus.
    »Darüber bin ich dankbar. Aber die Verantwortung liegt bei Ihnen!«
    »Bitte, weiter, James. An Verantwortung habe ich mich inzwischen ganz gut gewöhnt.«
    Tyacke antwortete: »Also werde ich Ihnen sagen, was ich denke.« Er fuhr mit seinem Finger über die Karte.
    »Hier ist Halifax, und da südlich liegt Boston, da New York und hier Philadelphia. Wenn ich ein Yankeekapitän wäre, würde ich genau hier operieren. In Philadelphia könnte ich Reparaturen ausführen oder Schutz finden – je nachdem.« Er sah jetzt Bolitho an. »Aber nehmen wir mal an, Kapitän Dawes würde mit seiner Fregatte Ihre Instruktionen nicht vorschriftsgemäß ausführen. Falls ein militärischer Konvoi das eigentliche Ziel ist und er ihn auf dem letzten Stück ohne Schutz lassen würde, dann könnte es um seinen Kopf gehen, nicht um Ihren, Sir!«
    »Er ist ein Mann, der Phantasie hat, James. Aber das wissen Sie!«
    »Aber er hat auch Ehrgeiz«, antwortete Tyacke sofort.
    »Er ist außerdem der Sohn eines Admirals. Und weil da beides zusammenkommt, könnte es gefährlich werden.«
    »Sie nehmen kein Blatt vor den

Weitere Kostenlose Bücher