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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Heckfenster. Eine Explosion, nachdem die
Anemone
die Flagge gestrichen hatte? Da hatte jemand wie Adam gehandelt, der seine geliebte
Anemone
auf keinen Fall dem Feind überlassen hätte.
    »Dann weiß ich nicht mehr viel, Sir. Ich rief und brüllte, aber es kam keiner. Überall lagen Tote. Und auch Verwundete, die von unten nicht mehr nach oben kamen. Ich hielt mich an Billy fest. Und als das Schiff unterging, haben wir uns an Rundholz geklammert. Und trieben auf dem Wasser!«
    Nun kamen die Tränen. Der Junge hörte nicht mehr auf zu weinen. Er schaffte gerade noch ein paar Sätze unter Tränen: »Aber Billy hat nie geantwortet. Er trieb einfach nur so. Ich glaub, er war schon lange tot.«
    Tonlos sagte Bolitho: »Bringt ihn nach unten auf die Krankenstation. Er soll was Anständiges zu essen bekommen, bevor wir ankern!«
    Dann fiel ihm etwas anderes ein. Er ging durch die Kajüte auf den Stuhl zu und zog ein Taschentuch heraus, das Catherine ihm geschenkt hatte. Er gab es dem Jungen.
    Avery beobachtete das wie gebannt. Ihm war, als könne er sich nicht bewegen und schon gar nicht eingreifen oder sprechen.
    So leise, daß der Junge sein Weinen unterbrechen mußte, um ihn zu verstehen, sagte Bolitho: »Dein Kapitän ist mein Neffe. Ich liebe ihn so, wie dein Vater dich geliebt hat. Das alles bringt Freunde nicht zurück. Aber was du mir erzählt hast, gibt mir Hoffnung. Verstehst du?«
    Er nickte und sah Bolitho tränenüberströmt fest in die Augen.
    Leise trat Allday ein und schüttelte den Kopf. Als der Junge zu ihm aufblickte, sagte er: »Ich will dir mal was sagen, junger Freund. Zu mir altem Mann hat ein Admiral noch nie so gesprochen, weiß Gott nicht!« Er packte ihn am Hemdkragen und sagte: »So, und jetzt sehen wir uns mal zusammen in der Speisekammer um!«
    Die Tür fiel zu, und Ozzard trat leise ein mit zwei Gläsern auf einem Tablett. Bolitho fiel auf die Bank, als habe man ihm das Deck unter den Füßen weggerissen!
    »Der Mann ist wirklich ein Wunder!«
    »Stimmt, Sir.« Und dachte sich dazu:
Genau wie Sie.
    Bolitho nahm einen Schluck, ohne ihn zu schmecken.
    »Wir werden an Deck gehen, George. Von diesem Anblick bekomme ich nie genug!«
    Zurückhaltend fragte Avery: »Sie trafen Lady Catherine hier, Sir?«
    Bolitho sah ihn an und spürte, wie langsam das Leben in ihn zurückfloß. »Ich fand sie hier, als ich dachte, ich hätte sie für immer verloren.«
    Dann sprach er über die Schulter. »Ich bin natürlich kein Narr. Ich kenne die Chancen so gut wie Sie. Aber am Ende lebte er noch, oder?«
    Avery folgte ihm nach oben in das helle Sonnenlicht.
Erhoffe dir nicht zuviel.
Es war alles wahr. Er selbst hatte gesehen, wie er einen zwölfjährigen Jungen von den Toten zurückgeholt hatte – als einen Mann.
    Als das Schiff ankerte, und Leichter und Werftboote es umschwärmten, saß Avery mit angezogenen Knien in seiner winzigen Kabine und versuchte, die Nachrichten in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Das Kurierschiff hatte dem Admiral nicht nur wichtige Meldungen gebracht, sondern auch Post, die offenbar um die halbe Welt transportiert worden war, ehe sie ihren Empfänger erreicht hatte.
    An der Tür klopfte es. Avery öffnete sie mit einem Fuß, ohne sich zu erheben. Es war Allday.
    Er sagte: »Tut mir leid, Mr. Avery, aber ich hab einen Brief bekommen.« Er sah betroffen und besorgt aus.
    »Setzen Sie sich. Auf die Kiste, wenn Sie mögen!«
    »Das macht Ihnen doch nichts aus, Sir? Ich weiß ja, daß Sie viel um die Ohren haben mit dem jungen Adam und all dem.«
    »Natürlich nicht!« Es machte ihm sogar Spaß, denn es war wie ein Brief, den er selber erhielt. Aber es gab ja niemanden, der ihm so zugetan war, daß er ihm schreiben würde.
    »Schenken Sie sich einen Schluck ein!« sagte er und schlitzte den Umschlag auf. Er hatte fürchterlich viele Flecken. Wahrscheinlich hatten Atlantikstürme dem Postschiff ziemlich zugesetzt, und offenbar war die Post auf ein anderes Schiff verladen worden.
    Mein lieber John. Er konnte sie sich jetzt genau vorstellen. Es ist so lange her, daß ich von dir hörte.
    Allday wartete, saß vor Aufregung auf der Kante der messingbeschlagenen Seekiste. »Was ist, Sir? Irgendwas Schlimmes passiert? Bitte, Sir, schnell!«
    Avery lehnte sich nach vorn und goß sich selber ein Glas Brandy ein.
    Und dann sagte er: »Ich gratuliere Ihnen, John Allday!« Allday zog die Stirn zusammen. »Was ist denn los, warum?«
    Avery hielt ihm den Brief hin und schob ihm das Glas

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