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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Mund.« Er lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen. »Ich mag das. Aber Dawes handelt als mein Stellvertreter. Ich muß mich auf ihn verlassen können.« Er dachte nach. »Ich habe keine Wahl, aber auch keine Veranlassung, etwas anderes anzunehmen.«
    Tyacke sah sich ungehalten um, als der Posten den Ersten Offizier meldete.
    »Ja, Mr. Scarlett. Hat das nicht Zeit?«
    Zögernd antwortete Scarlett: »Alles Trinkwasser ist jetzt an Bord, Sir.« Er schaute zu Bolitho hinüber. »Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Sir Richard!«
    Als die Tür zufiel, entschuldigte sich Tyacke. »Es tut mir leid, Sir Richard! Ich werde mit dem Herrn ein Wörtchen zu reden haben!«
    Dann beruhigte er sich. »Ich sorge dafür, daß Ihre Befehle auf den Schoner gebracht werden!«
    Indomitable
schwoite leicht. Vielleicht hatte York mit seiner Vorhersage bereits recht. Ein Sonnenstrahl kam durch das Fenster, und Tyacke sah, wie Bolitho zusammenzuckte und sich umdrehte.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Bolitho setzte sich und griff zu einem Taschentuch. Tyacke drehte den Stuhl so, daß Bolitho nicht mehr in die Sonne blicken mußte.
    Leise fragte Bolitho: »Sie wußten, wie es um mein Auge steht, nicht wahr? Sie haben's gewußt, seit Sie als mein Flaggkapitän an Bord kamen!«
    Unbewegt sah Tyacke ihn an: »Machen Sie Avery daraus keinen Vorwurf, Sir! Er hielt es für richtig, mich zu informieren!«
    »War das auch richtig für mich?«
    »Ja. Und für das Schiff.« Er drehte sich zur Seite, als sei er sich plötzlich wieder seiner schrecklichen Narben bewußt geworden. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen, Sir. Ich habe noch sehr viel zu erledigen!«
    Bolitho folgte ihm bis zur Tür.
    »Bereuen Sie Ihre damalige Entscheidung? Sagen Sie's mir bitte unumwunden!«
    »Ich bin nicht aus Mitleid an Bord gekommen, Sir!«
    Und dann grinste er überraschend. »Ob ich's bereue? Ich werde es Ihnen sagen, wenn wir diesen verdammten Yankee auf den Grund des Meeres geschickt haben.« Er lächelte immer noch, als er hinter sich die Tür schloß.
    Bolitho berührte sein Auge und wartete auf den Schmerz. Doch er kam nicht. Er setzte sich wieder, tief bewegt von Tyackes Worten. Ein bemerkenswerter Mann, ein starker Mann.
    Als die
Indomitable
in der Nacht ihren schweren Bug in die offene See wendete, wachte Bolitho mit dem Traum von damals wieder auf. Die Carrick Roads, die Burg von Pendennis, die Schiffe so deutlich erkennbar und vertraut wie immer. Alle gingen kurzstag. Wohin würden sie segeln? Wer war auf diesen Phantom-Schiffen die Mannschaft? Und dann sah er im Traum ein neues Schiff mit der so vertrauten vergoldeten Galionsfigur.
Tochter des Windes.
Und als sie vor Anker schwoite, sah er, daß es Zenoria war. Als er sich aus seinem Traum in die Wirklichkeit hochkämpfte, hörte er ihren letzten Schrei.
    »Alles in Ordnung, Sir?« Allday fing schwankend die Bewegungen des Schiffes auf.
    Bolitho hielt sich an der Hängekoje fest, als er aufstand.
    »Sag mir deine Meinung, alter Freund! Glaubst du, daß er noch lebt?«
    Allday folgte ihm zum Fenster. Auf dem bewegten Wasser malte der Mond eine gezackte Silberspur. Das also bedrückte ihn, dachte er. Jetzt noch mehr als sonst schon.
    Während Werftleute und Offiziere kamen und gingen, Forderungen stellten oder Angebote machten – meistens jedoch etwas von ihm verlangten –, hatte er an Kapitän Adam gedacht. Und hatte bei all dem auch noch geplant, wie er seine Schiffe einsetzen sollte. Der Neffe war eben mehr als der Sohn des Bruders. Er war eher der eigene Sohn, der enge Freund. Niemanden kannte er besser.
    Er ging an das Stell mit dem Degen und wartete, bis das Mondlicht sich auf der Schneide spiegelte. Wie oft hatte er diesen Degen Bolitho eingehenkt, bevor es zum Kampf kam? Und wie oft hatten sie nebeneinander gefochten?
    »Wenn wir mal nicht mehr sind, Sir Richard …« Er wußte, daß Bolitho ihn in dem Zwielicht genau beobachtete. »Wir leben ja nicht ewig. Will ich auch gar nicht. Also wenn wir gehen, wird diese Klinge Kapitän Adam gehören. So muß es sein!«
    Dann hörte er die Antwort, so ruhig, wie er es erwartet hatte: »Ja, in der Tat, alter Freund. Der letzte der Bolithos!«
    Allday sah, wie er in seine Koje zurückkletterte und fast augenblicklich eingeschlafen war.
    Allday lächelte. Die Bö war vorbei, der Sturm würde noch kommen.

Einsamkeit
    Lady Catherine Somervell erhob sich aus dem schweren Ledersessel und trat an ein Fenster in der Admiralität. Es regnete heftig.
    Sie

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