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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dem Fenster, doch ihre Kutsche war davongefahren.
    Er lächelte, hob Catherines halbleeres Glas und küßte die Stelle, die ihre Lippen berührt hatten.
    Laut sagte er dann: »Wir werden sehen!«
    Als Catherine Chelsea erreichte, war der Himmel klar, und die Häuser am Flußufer strahlten in der Sonne. Der junge Matthew klappte den Tritt herunter und bot ihr seine Hand zur Hilfe. Seine Augen waren überall – wie die eines eifrigen Terriers.
    »Ich werde den Wein ins Haus tragen, Mylady, wenn ich die Pferde versorgt habe.«
    Sie blieb stehen und schaute ihn fragend an. »Sie hassen London, nicht wahr, Matthew?«
    Er grinste verlegen. »Ich bin nicht daran gewöhnt, mehr ist es wohl nicht, Mylady.«
    Sie lächelte zurück. »Noch bis zur nächsten Woche. Dann fahren wir nach Falmouth zurück!«
    Matthew sah sie die Haustür öffnen und seufzte. Sie bürdete sich viel zuviel auf, tat viel zuviel selber. Wie er auch.
    Catherine öffnete die Tür und blieb wie angewurzelt in der Eingangshalle stehen. Da lag ein goldbetreßter Hut auf dem Tisch – er sah aus wie Richards.
    Lucy, das neue Mädchen, eilte hinter der Treppe hervor und wischte sich mit der Hand über den Mund. Die frühe Rückkehr ihrer Herrin hatte sie offensichtlich überrascht.
    »Es tut mir leid, Mylady. Ich hätte schon alles fertig haben müssen!«
    Catherine hörte gar nicht hin. »Wer ist hier?« Das war doch unmöglich, er hätte sie das doch irgendwie wissen lassen. Wenn bloß … Lucy schaute auf den Hut, ahnte aber nichts von seiner Bedeutung. »Er sagte, es würde Ihnen nichts ausmachen, Mylady. Er sagte, er würde im Garten warten. Und wenn Sie nicht kämen, dann würde er seine Karte hierlassen.«
    »Wer?« fragte sie.
    Lucy war ein gutes Mädchen. Nancy hatte sie empfohlen. Aber sie war keine zweite Sophie. Sie betreute das Haus gut und kümmerte sich auch um Catherine, aber dann war sie wieder sehr langsam und konnte einem die Nerven rauben, weil sie nicht richtig nachdachte.
    Catherine ging an ihr vorbei zur Tür, die in den Garten führte.
    Valentine Keen stand an der Wand, streichelte die Katze des Nachbarn und war nur vom Profil her zu sehen.
    In seiner Uniform als Konteradmiral sah er fremd aus, und sein blondes Haar war von der afrikanischen Sonne ausgebleicht.
    Als er ihre Schritte auf der Terrasse hörte, drehte er sich um, und nun sah sie sein verändertes Gesicht: tiefe Schatten unter den Augen und tiefe Falten um seinen Mund, die auch ein Lächeln nicht glätten wollte.
    Sie sagte: »Lieber Val, ich bin so froh, daß Sie gewartet haben. Ich wußte nicht, daß Sie in London sind.« Sie umarmte ihn. »Wie lange sind Sie schon hier?«
    Er hielt sie fest – aus Zuneigung oder Verzweiflung, wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.
    »Seit ein paar Tagen. Ich kam in Portsmouth an. Ich hörte, Sie seien in London. Ich mußte Sie sehen, verstehen Sie?«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. Sie unterbrach ihn nicht. Wer hatte ihm gesagt, daß sie in London war?
    Arm in Arm gingen sie langsam durch den Garten.
    London blieb mit seinem Lärm hinter der Mauer.
    »Seien Sie achtsam mit der Katze. Die benutzt ihre Krallen manchmal, wenn man mit ihr spielt.«
    Keen sah sie fragend an. »Ihr Brief hat mir sehr geholfen. Ich wünschte nur, Sie hätten sich das alles nicht aufbürden müssen.« Er schluckte ein paarmal. »Sie ist in Zennor begraben? Warum? Entschuldigen Sie meine Frage. Aber ich kann es immer noch nicht begreifen!«
    Sanft antwortete sie: »Es gibt keine Beweise für einen Selbstmord. Es kann auch ein Unfall gewesen sein. Die Kirche konnte ihr ja wohl schlecht ein Grab in ihrer Heimatgemeinde verweigern.«
    »Ich verstehe!«
    Catherine dachte an den zögernden Landpfarrer. Der Bischof hatte sein Mißfallen ausgedrückt, weil behauptet wurde, daß das Mädchen sich das Leben genommen habe.
    »Die behördliche Untersuchung war eindeutig. Der Tod trat infolge eines Unfalls ein. Das ist nur ein kleiner Trost, ich weiß, aber nun ruht sie in Frieden.« Roxby hatte die Untersuchung geleitet, sonst… »Und Sie waren dort. Ich weiß, daß Sie dort waren.« Sie wartete, ahnte schon die nächste Frage.
    »War jemand von meiner Familie zu ihrer Beerdigung in Zennor?« wollte er wissen.
    »Man schickte Blumen. Seien Sie nicht böse deswegen. Es gab genug zu betrauern.«
    Er antwortete nicht, drehte ihre Antwort um und um, versuchte die Gründe zu finden, die Wahrheit zu entdecken – auch wenn er sie nie akzeptieren könnte.
    »Ich

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