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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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streichelte ihre Wange.
    »Komm«, sagte er. »Lass uns in meinem Zimmer weiterreden. Hier wecken wir noch die Kinder auf.«
    Schweigend folgte ihm Melody. Blackraven schloss die Tür und bot ihr einen Stuhl an.
    »Isaura, sieh mich an«, sagte er, und sie bekam eine Gänsehaut von der tiefen Stimme. »Warum hast du unsere Verlobung gelöst? Ich will die Wahrheit wissen. Wenn du nicht den Mut hast, mir die Wahrheit zu sagen, dann sag besser nichts.«
    Melody fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht, und sofort reichte er ihr ein Taschentuch.
    »Danke«, flüsterte sie.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Nein, danke.«
    »Isaura ...« Die Zärtlichkeit, mit der er ihren Namen aussprach, ließ sie aufblicken. »Isaura, Liebes, sprich mit mir. Glaubst du etwa, es könnte etwas geben, was ich nicht verstehen würde? Isaura, ich habe in dieser Welt lange genug gelebt, ich kenne mich aus mit der menschlichen Seele. Mich wirft so schnell nichts mehr um. Nichts, was du mir erzählen könntest, wird mich gegen dich aufbringen oder an meiner Liebe zu dir etwas ändern können.«
    »Versprichst du mir das?«, fragte sie, und ihr ängstlicher Blick traf ihn mitten ins Herz.
    »Du hast mein Wort.«
    »Weißt du, Roger, meine Freiheit ist mir sehr wichtig. Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, ohne Freiheit kann ich nicht glücklich sein. Aber ich habe nicht deswegen unsere Verlobung gelöst. Das war ein Vorwand, den ich mir selbst eingeredet habe, bis ich den Mut hatte, mich den Gespenstern meiner Vergangenheit zu stellen und zu begreifen, dass sie es sind, die zwischen dir und mir stehen. Ich will sie dir offenbaren. Ich brauche deine Stärke, um sie ein für alle Mal aus meinem Leben zu verbannen. Ich kann den Schmerz, die Gewissensbisse und die Demütigung nicht länger ertragen. Ich möchte, dass du mir hilfst.«
    »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Du weißt, dass ich mein Leben für dich geben würde.«
    Melody streichelte seine Wange. Er küsste ihre Hand und lächelte sie an. Ohne ihn anzusehen, löste sie den Gürtel ihres Morgenmantels und ließ ihn hinabgleiten. Sie legte den Zopf auf eine Seite, schob den Träger des Nachthemdes herunter und drehte sich um, um ihm ihren Rücken zu zeigen.
    »Ich nenne sie meine Schandmale.«
    Er wollte die Narben der Brenneisen berühren, doch Melody wich zurück.
    »Wer hat dir das angetan?«
    »Oh Gott, ich weiß gar nicht, woher ich den Mut genommen habe, dir das zu zeigen.«
    »Aus Liebe. Vertraue darauf. Und jetzt sage mir, wer hat dir das angetan?«
    »Mein Cousin. Paddy Maguire.«
    »Sag mir, wo er sich aufhält. Ich gehe sofort zu ihm. Der verfluchte Mistkerl wird den Tagesanbruch nicht mehr erleben.«
    »Nein, Roger.«
    »Nach allem, was er dir angetan hat, bittest du mich, ihn zu verschonen?«
    »Paddy ist tot. Ich habe ihn umgebracht.«
    Blackraven starrte sie sprachlos an.
    »Ich möchte dir alles erzählen, von Anfang an. Ich weiß, wenn ich es mit dir teile, wird es leichter werden.«
    Während ihres Berichts sprang Blackraven ein paar Mal auf. Paddys Brutalität brachte ihn zum Toben, und als Melody den Schmerz und die Ohnmacht in seinen blauen Augen sah, fragte sie sich, ob es richtig war, ihm alles zu erzählen.
    Blackraven konnte angesichts dieser furchtbaren Beichte keine Worte finden. Seine zerbrechliche Isaura in den Händen dieses elenden Wurms! Noch nie hatte Blackraven eine solche Traurigkeit in sich verspürt.
    »Ich hatte Angst, du würdest mich verachten, wenn ich dir davon erzähle. Du würdest mich nicht mehr lieben.«
    »Ich liebe dich noch mehr, sofern das überhaupt möglich ist.«
    Melody lag erschöpft in Rogers Armen, die tränennasse Wange an seine Brust gedrückt. Er streichelte ihr Haar und küsste sie auf den Scheitel. Sanft drängte er sie, sich aufzurichten. Sie sahen sich an und Melodys Augen füllten sich wieder mit Tränen.
    »Isaura, ich will dich von diesem Schmerz befreien.«
    »Das hast du schon, Roger. Zum ersten Mal seit langem fühle ich mich wirklich frei.«
    »An meiner Seite wirst du glücklich sein, Isaura. Du wirst die Vergangenheit vergessen und die Gegenwart genießen. Es soll dir an nichts fehlen. Ich werde dir und Jimmy gegenüber immer großzügig sein. Ich werde dich umsorgen und beschützen wie eine Königin. Du bist Herrin über mein Leben und ich Herr über das deinige.«
    »Ich habe dich so vermisst!«, schluchzte Melody. »Ich glaubte, verrückt zu werden vor Angst und Traurigkeit.«
    »Weine nicht.

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