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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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wenn Sie den Abend bleiben könnten. Es wäre ein großer Trost für mich, Sie in meiner Nähe zu wissen. Sie werden mir sagen, wie ich mich zu verhalten, wie ich zu tanzen habe. Es ist das erste Mal, das ich an einer Veranstaltung mit solch vornehmen Leuten teilnehme.«
    »Nichts würde ich lieber tun, Kleines. Aber es ist unmöglich. Die meisten Männer, die heute kommen, sind Kunden meines Bordells. Kannst du dir ihre Gesichter vorstellen, wenn sie mich unter den Gästen sehen? Mach dir keine Sorgen, es ist ja noch eine halbe Stunde hin. Das reicht, um die Tanzschritte aufzufrischen, die deine Mutter dir einst beibrachte.«
     
    Béatrice ließ zufrieden den Blick über den Salon wandern. Die Ankunft des Vizekönigs und seiner Gattin waren der glanzvollste Augenblick des Festes gewesen. Der große Salon von El Retiro war voller Leute mit Rang und Namen, die in Grüppchen zusammenstanden, einige um den Tisch herum, andere weiter weg, und Mate oder etwas anderes aus dem großen Angebot tranken.
Das Orchester von Maestro Corelli spielte Adagios und leichte Melodien zur Einstimmung auf den Tanz. Die Hausangestellten trugen Tabletts hinein und hinaus, während ein paar Sklaven den reichen Matronen Luft zufächelten.
    Béatrice dachte, dass man die ideologische Gesinnung eines jeden Gastes an seiner Kleidung erkennen konnte. Die jungen Kreolen, die heimlich für die Unabhängigkeit kämpften, waren in französischem Stil gekleidet, sorgfältig und leicht überladen, mit weißen Kniebundhosen, Westen in bunten Farben, die hinten geöffnet wurden, Hemden mit Stickereien, Manschetten mit bis über die Hände reichenden Spitzen und Schuhen mit hohen Absätzen und großen, goldenen Schnallen. Auch Manuel Belgrano, der blasse junge Mann mit den feinen Gesichtszügen, der sich im Hof mit Roger unterhielt, trug diese Kleidung.
    Ganz anders dagegen die hartnäckigen Verteidiger der spanischen Krone, Manuel de Anchorena, Gaspar de Santa Coloma und Juan Larrea: Sie trugen klassisch streng eine lange, bis zum Hals zugeknöpfte Jacke, aus der nur die weiße Halskrause herausschaute, und Hosen mit Kniestrümpfen. Normalerweise trugen sie dazu einen runden Hut mit breiter Krempe. Bei anderen waren die Kleidungsstücke typisch für ihren Berufsstand: die Offiziere trugen ihre Uniformen mit Ehrenkreuzen und Orden. Don Francisco de Lezica und Don Anselmo Sáenz Valiente, der Oberbürgermeister und sein Stellvertreter, hoben ihre Stäbe der Gerechtigkeit wie Lanzen in die Höhe, während sie ihre Ansichten verkündeten. Die Auditoren des Königlichen Gerichts waren – abgesehen von dem herablassenden Gesichtsausdruck – an ihren kurzen roten Umhängen zu erkennen, die sie über der Schulter trugen.
    Blackraven im schwarzen Frack mit weißem Hemd war der Eleganteste von allen. ›Bei seiner Statur ist das die beste Wahl‹, dachte Béatrice. Sie musste innerlich schmunzeln, als sie sich seine strammen Beine in Kniebundhosen oder das verwegene Zigeunergesicht
umrahmt von einer dieser Spitzenwolken vorstellte. Er stand immer noch im Hof, umgeben von einem Grüppchen, das ihm respektvoll zuhörte. Obwohl er seine ganze Aufmerksamkeit seinen Gästen widmete, hätte ein guter Beobachter bemerkt, dass er immer wieder Ausschau nach Miss Melody hielt.
    Béatrice ertappte ihn genau in solch einem Moment. Melody schimpfte gerade mit Jimmy und Víctor in einer Ecke des Hofs. In dem blauen Seidenkleid sah sie wundervoll aus. Ihre Schönheit hatte etwas Verstörendes. Welchem Erbe hatte sie diese markanten Züge zu verdanken, die den Herren den Atem raubten? In dem Gewand mit all den Juwelen und der vornehmen Blässe sah sie aus wie eine Prinzessin.
    Sie machte sich nichts vor. Sie war eifersüchtig auf Miss Melody, nicht auf ihre Schönheit, sondern auf die Liebe, die Roger ihr entgegenbrachte. Sie hatte ihn immer für einen unverbesserlichen Schürzenjäger gehalten, unfähig, eine Frau ernst zu nehmen, bis auf sie, seine geliebte Marie. Sie hatte immer geglaubt, sie sei für ihren Cousin die Einzige, die Wichtigste. Er hatte Kopf und Kragen riskiert, um sie aus der schrecklichen Lage zu befreien, in die die geschichtlichen Ereignisse sie katapultiert hatten; er stellte sich vor sie als ihr Beschützer, er versteckte sie am Ende der Welt, er war großzügig und ließ es ihr an nichts fehlen. Sie wollte Rogers Herz mit niemandem teilen, und obwohl sie einander nur in brüderlicher Liebe verbunden waren, beschlich sie dieses Gefühl von Neid und

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