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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Engel. Er ist korrupt und skrupellos – für ein wenig mehr Macht oder Geld würde er alles tun. Er ist unersättlich. Ein Bastard!«, entfuhr es ihm und dann schwieg er aufgebracht.
    Melody ließ seine Hand los und verließ die Reihe der Tanzenden. Covarrubias folgte ihr betrübt und packte sie am Handgelenk. Blackraven ließ Bela stehen und ging wie ein Raubtier am Rand der Tanzfläche entlang, hinter den beiden her.
    »Melody«, sagte Covarrubias flehentlich.
    »Lassen Sie mich los!«
    »Ich bitte Sie, mir die Entgleisung zu verzeihen. Sie müssen wissen, dass ich Sie von ganzem Herzen anbete, und der Schmerz, Sie in den Händen eines Mannes wie Blackraven zu wissen, bringt mich um.«
    »Und mich schmerzt, dass Sie sich als Mensch voller Vorurteile entpuppt haben. Ich glaube nicht an die Anschuldigungen, die Sie hier so achtlos gegen ihn vorbringen.«
    »Verzeihen Sie mir. Gehen wir auf die Tanzfläche zurück.«
    »Bedaure, Covarrubias«, unterbrach ihn Blackraven, und der Anwalt zuckte zusammen, »meine Verlobte tanzt den Walzer nur mit mir.«
    Er führte Melody in die Mitte des Salons. Bislang hatte er sich von ihr ferngehalten. Die Gerüchte über ihre Beziehung schienen völlig unbegründet. Eine der Matronen, Doña Rosario de
Lavardén, machte Gebrauch von der Autorität, die das Alter und ihre Herkunft ihr gewährten, und fragte frei heraus, ob er um Miss Melodys Hand angehalten habe. Blackraven warf ihr ein mildes und zugleich ironisches Lächeln zu, bevor er antwortete: »Hätten Sie denn etwas dagegen?«
    »Nun«, stammelte die Dame, »ich kenne sie ja gar nicht … Eine schöne junge Frau, zweifellos. Doch ich weiß nicht. Was soll ich sagen?«
    »Genießen Sie die Soirée, Doña Rosario«, erwiderte Blackraven und entfernte sich mit einer Verbeugung.
    In dem Moment, als das Paar die Tanzfläche betrat, nahm das Gerede jedoch eine neue Wendung. Sogar noch der schlechteste Beobachter gewahrte den Hauch von Sinnlichkeit, der das Paar umgab.
    »Du bist ja völlig aufgelöst«, sagte Blackraven. »Was hat Covarrubias zu dir gesagt, dass du in einem solchen Zustand bist?«
    »Nichts. Du willst, dass ich Walzer tanze, aber ich kann das nicht. Ich will dich nicht vor deinen Freunden blamieren.«
    »Das sind nicht meine Freunde. Hab keine Angst und lass dich einfach führen. Walzer kommt von walzen, also drehen. Das ist alles, Isaura, wir drehen uns unermüdlich um uns selbst.«
    Besonders die Alten waren über diese Art von Tanz entrüstet. Sie fanden ihn unanständig, weil das Paar so eng umschlungen tanzte. Die jüngere Generation hingegen fand Gefallen daran, und immer mehr Paare fanden sich auf der Tanzfläche ein. In Blackravens Armen fühlte sich Melody, als würde sie schweben. Ein Walzer folgte dem nächsten, und während sie tanzten, achteten sie nicht auf die Blicke und das Raunen hinter den Fächern. Blackraven sah ihr immerfort in die Augen, und schließlich erwiderte Melody seinen Blick.
     
    Hinter dem Haupthof, auf dem Weg zum Dienstbotenbereich, gab es ein kleines Zimmer, in das Béatrice sich gern zum Lesen
oder Nähen zurückzog. Dort fand Monsieur Désoite sie in einem Schaukelstuhl sitzend vor. Verloren blickte sie auf eine in Gold gefasste mit Edelsteinen besetzte Miniatur. Er trat ein und schloss die Tür. Béatrice schaute auf und lächelte ihn an.
    »Woher kennen Sie meinen richtigen Namen? Hat der Herr Graf ihn vielleicht erwähnt?«
    Béatrice erhob sich und kam auf ihn zu.
    »Erinnerst du dich daran?« Sie reichte ihm die Miniatur mit dem Porträt einer blonden Frau.
    Désoite nahm sie in die Hand und betrachtete sie eine Weile. Tränen liefen über seine Wangen, als er sprach: »Ich dachte, sie sei während der Revolution verloren gegangen, wie der andere Besitz meiner Mutter.«
    »Erinnerst du dich an das Geheimnis, das diese Miniatur birgt?«
    Ohne zu zögern, drehte er sie um und betätigte den Mechanismus. Ein ovaler Deckel sprang auf. Es befanden sich drei Strähnen hellblonden Haares darin.
    »Sie hat es mir gegeben, bevor man sie einsperrte«, erklärte Béatrice, »bevor man ihr den Prozess machte.«
    »Hatten Sie vielleicht Zugang zu der Zelle, in der man sie gefangen hielt? Sagen Sie es mir, bitte!« Seine Stimme hatte etwas Flehendes.
    »Ich hatte nicht Zugang zu der Zelle. Ich war selbst darin, gemeinsam mit ihr und meiner Tante Elisabeth.«
    Obwohl sich nur wenige Meter entfernt die Gäste amüsierten, herrschte im Raum eine vollkommene Stille. Désoite wagte nicht zu

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