Dem Winde versprochen
und dir helfe, dich zurechtzumachen.«
»Ich will nicht teilnehmen.«
»Du musst. Es ist deine Pflicht als Gastgeberin. Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Der Herrscher betrachtet dich als seine Frau und rechnet fest damit, dass du als Hausherrin auftrittst.«
»Señorita Béatrice ist die Hausherrin.«
»Und du auch. Los, steh auf.«
Am Ende war Melody gelöst und fröhlich. Madame Odile brachte sie mit ihren Bemerkungen zum Lachen und ließ sie all ihre Sorgen vergessen. Sie stellte die Flakons und Tiegel, die Blackraven ihr gekauft hatte, auf den Frisiertisch, und Melody setzte sich vor den Spiegel. Sie rieb Melodys Hände, die Arme, den Hals und den Ausschnitt mit einer Mischung aus Kampfer, Mandelöl und Bienenwachs ein, die ihre Haut ganz weich machte. Die erfrischende Kühle des Kampfers tat Melody gut. Madame tauchte einen Lappen in eine Hamamelislotion und reinigte damit ihr Gesicht, eine Rosenessenz zauberte Glanz auf ihre Wangen.
»Puder brauchen wir nicht«, entschied Madame Odile. »Deine natürliche Blässe ist wunderbar. Außerdem wird es Roger nicht gefallen, wenn du zu stark geschminkt bist. Wir werden deine großen Augen und die Lippen etwas hervorheben, sonst nichts. Ich würde nicht einmal Rouge auflegen.«
Melody war zufrieden mit der Wahl der Frisur: ein mit einem Perlenband geschmückter Knoten auf der Mitte des Kopfes, und ein paar lose über die Schläfen fallende Locken. Dann half Madame Odile Melody beim Ankleiden: die Seidenstrümpfe, der Unterrock, die Krinoline, das Leibchen, das eng geschnürte Korsett und schließlich das Kleid.
»Warte, ich werde dir ein wenig von meinem Parfüm auflegen.«
»Roger hat mir eines geschenkt.« Sie hielt ihr den Flakon hin.
»Frangipaniblüten, welch gute Wahl!« Sie parfümierte Melody großzügig ein, vor allem am Ausschnitt.
Da trat Blackraven ins Zimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Er sah sie schweigend an, überwältigt von Melodys Verwandlung.
»Sieht meine Kleine nicht phantastisch aus, Exzellenz?«, fragte Madame Odile. »Sie wird die Schönste der ganzen Soirée sein.«
»Das fürchte ich auch«, brummte er und begutachtete das tiefe Dekolleté.
»Aber Exzellenz, Sie werden doch wohl nicht zu den eifersüchtigen und besitzergreifenden Männern gehören, oder?«
»Doch, Madame.«
Madame Odile lachte und hakte sich bei Blackraven unter. Scheinbar harmlos sagte sie: »Jetzt sehen Sie sie nicht so an, Exzellenz. Sie machen ihr ja Angst.«
»Du siehst wunderbar aus, Liebes. Ich bin sprachlos.«
»Ich verstehe dich, Roger. Ich habe mich selbst nicht im Spiegel wiedererkannt. Was soll ich ändern? Vielleicht die Farbe von den Lippen nehmen? Sie glänzen so stark. Ich hätte auch die Augen nicht so betonen sollen. Und das Kleid ist viel zu tief ausgeschnitten.«
Blackraven umfasste ihre schmale Taille und küsste ihren Ausschnitt.
»Du trägst das Parfüm, das ich dir geschenkt habe.«
»Ich habe es nur für dich aufgelegt.« Melody stelle sich auf Zehenspitzen und küsste ihn.
»Ich wollte dir das hier bringen«, sagte er und zog ein Etui aus seinem Jackett. »Ich habe es gestern beim Juwelier abgeholt.«
Melody fuhr mit den Fingern über den grünen Samt, bevor sie das Etui öffnete. Es war das versprochene Geschmeide aus Brillanten und Saphiren. Sie musste an all die Menschen denken, die nichts hatten, die Sklaven, die Kinder im Waisenhaus, die sie mit Pater Mauro regelmäßig besuchte. Doch Blackraven sah sie erwartungsvoll an wie ein kleiner Junge, und sie brachte es nicht übers Herz, ihre Bedenken auszusprechen.
»Es ist wunderschön, Roger«, sagte sie und stellte sich wieder auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. »Danke, mein Lieber.
So etwas Schönes hab ich meinem ganzen Leben noch nicht besessen.«
»Exzellenz, was für ein prächtiges Geschmeide! Als hätten Sie es passend zum Kleid gewählt!«, rief Madame Odile begeistert.
Blackraven legte Melody das Collier um und Madame Odile half ihr mit den Ohrringen.
»Sie haben exzellente Arbeit geleistet, Madame. Isaura wird mit Sicherheit die begehrenswerteste Frau der Soirée sein, und ich werde die ganze Zeit die lästigen Kerle verscheuchen müssen, die versuchen werden, sie mir auszuspannen.«
»Klagen Sie nicht, Exzellenz, Sie können es gut mit ihnen aufnehmen«, sagte Madame Odile.
Blackraven zog sich zurück. Bald würden die ersten Gäste kommen. Trinaghanta servierte den Tee.
»Madame«, seufzte Melody und reichte ihr eine Tasse, »ich wäre beruhigt,
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