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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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ihn nach Capilla del Señor eskortierten. Auch wenn es bald dunkel wurde, wollte er weiterreiten. Er nahm in Kauf, dass die Pferde sich verletzten und lahmten oder dass der Sumpfboden Ross und Reiter verschlang. Aber egal, bei Vollmond hatten sie eine gute Sicht, und er würde diese Chance nutzen.
    Somar hatte aufgeholt und ritt schweigend neben ihm. Hin und wieder sah er Blackraven an. Selten hatte er seinen Herrn so besorgt erlebt.
    »Wie weit ist es noch bis Capilla del Señor?«, fragte Blackraven.
    »Vierzehn Meilen Richtung Norden. Wenn wir das Tempo halten, sind wir spätestens am Mittag da. Aber ich glaube, die Pferde werden das nicht durchhalten.«
    »Sie werden durchhalten.«
    Es kehrte wieder Schweigen ein. Blackraven spielte in Gedanken alle Möglichkeiten durch. Sie wussten nicht, was sie in Bella Esmeralda erwartete; es bestand die Möglichkeit, dass sich ihnen eine Gruppe bewaffneter Feldarbeiter in den Weg stellte. Blackraven war heilfroh, dass er die Entscheidung getroffen hatte, ein paar seiner Männer nach El Retiro zu holen. Sonst hätten er und Somar es jetzt allein mit Paddy und seinen Leuten aufnehmen müssen.
    Somar holte ihn aus seinen Überlegungen, als er ihn fragte,
was er über Paddy Maguire wisse. Blackravens Antwort fiel knapp aus: »Ich freue mich fast, dass diese Missgeburt noch lebt. Die ganze Zeit hatte ich Lust, ihm all das heimzuzahlen, was er Isaura angetan hat.«
     
    Sie erreichten Bella Esmeralda noch vor dem Morgengrauen. Wie die Straßenräuber waren sie über abgelegene Wege geritten und hatten die Dörfer gemieden. Gotardo Guzmán, der inzwischen seines Amtes enthobene Kommissar, kannte die Gegend wie seine Westentasche und hatte sie über Abkürzungen gelotst. Fuoco war völlig verschwitzt und hatte Schaum vor dem Mund. Melody begab sich sofort in den Stall, um ihr Pferd zu versorgen. Paddy ließ sie wortlos ziehen.
    Bella Esmeralda war in einem desolaten Zustand. Das Haus war überwuchert, niemand sammelte die gefallenen Blätter im Garten ein und die Früchte verfaulten unter den Bäumen. Die Einfriedung des Nutzgartens, den ihre Mutter stets so gehegt und gepflegt hatte, war nicht mehr wiederzuerkennen; Hühner, Gänse und Truthähne liefen durch den Salon, und die mageren, von Fliegenschwärmen umgebenen Hunde hatten sich überall niedergelassen. In der Ferne sah man die Fohlenweiden, auf denen nur noch wenige Tiere grasten.
    Melody betrachtete all dies vollkommen gleichgültig. Sie fühlte nichts, so als sehe sie diesen Ort zum ersten Mal. Sie dachte an El Retiro, an die Ordnung, die dort herrschte, seit sie die Zügel in die Hand genommen hatte, und biss sich auf die Lippen, um nicht in Tränen auszubrechen.
    »Roger«, murmelte sie. »Roger, komm und hol mich.«
    Auf dem Weg zu ihrem ehemaligen Zimmer begegnete sie Enda. Sie sahen sich an, und Melody bemerkte in dem verhärmten Gesichtsausdruck ihrer Tante all den Hass und den Neid, den sie in sich getragen hatte, seit sie das Haus zum ersten Mal betreten hatte. Sie hätten Lastenias Warnungen damals nicht in
den Wind schlagen sollen. Zwei Teufel hatten in Bella Esmeralda Einzug gehalten und die Familie zerstört.
    Enda wollte sie am Arm festhalten, doch Melody stieß sie mit einer plötzlichen Bewegung gegen die Wand und drückte ihr den Hals zu.
    »Wag es nie mehr, Hand an mich zu legen. Ich habe nichts zu verlieren. Ich werde dich töten, wenn du es noch einmal tust. Halte dich von mir fern, und es wird keine Probleme geben.«
    Im Zimmer traf sie auf Brunilda, die Hausangestellte, die gerade dabei war, das Bett zu machen. Sie umarmten sich und Melody erfuhr, was geschehen war, seitdem sie das Haus verlassen hatte. Brunilda erzählte ihr, Señor Patricio habe ein paar Tage mit dem Tode gerungen. Im Dorf behauptete man, Señora Enda habe einen Pakt mit dem Teufel persönlich geschlossen, um das Leben ihres einzigen Sohnes zu retten. Man habe sie in der Nacht nach Melodys Flucht um ein Feuer herumtanzen gesehen. Manch einer mit einer reichen Phantasie brachte sogar das Verschwinden des Babys eines Feldarbeiters damit in Zusammenhang. »Sie hat es dem Teufel als Opfer dargebracht im Tausch gegen das Leben von Señor Patricio«, behauptete Brunilda.
    Enda wartete, bis ihr Sohn außer Lebensgefahr war, erst dann berichtete sie ihm von Melodys und Jimmys Verschwinden. Paddy tobte, bis er vor Schwäche in die Kissen sank und nur noch ein Schluchzen aus seinem Mund drang. Als er schließlich genesen war, fing er wieder

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