Dem Winde versprochen
nicht und merkte nicht, dass sie wie ein Raubtier kämpfte. Sie selbst hatte das Gefühl, reglos dazuliegen und in einem Meer aus Verzweiflung und Ekel zu ertrinken.
Weder Paddy noch sie hörten den Tumult im hinteren Teil des Hauses und die donnernden Schritte auf den Holzdielen. Dann flog die Tür auf. Jemand packte Paddy am Haar und riss ihn zu Boden. Als Paddy aufschaute, blickte er in das finstere, brutale Gesicht von Blackraven. Die schwarzen Augen ließen ihm das Blut in den Adern gefrieren. Sie sahen ihn kalt an. Um Gnade flehend, wich Paddy auf dem Fußboden zurück.
Blackraven ging auf ihn zu und trat ihn in die Seite. Paddy heulte auf, aber noch bevor er nach Luft schnappen konnte, traf ihn der nächste Tritt. Die Stille im Raum war unheimlich. Man hörte nur den raschen Atem von Blackraven und Paddys Stöhnen, der sich auf allen vieren bis zum Nachttisch vorgekämpft hatte und nach dem Messer griff. Doch Blackraven trat gegen seine Hand, und das Messer flog durch die Luft und landete unter dem Bett. Dann packte er seinen Widersacher am Haarschopf und flüsterte ihm ins Ohr.
»Jetzt wirst du für all das Leid bezahlen, das du meiner Frau angetan hast. Du wirst dir wünschen, nie geboren worden zu sein.«
Er zog das Messer aus dem Stiefel und schnitt ihm mit einer schnellen Bewegung die Kehle durch. Paddys Körper zuckte, bis er schließlich reglos liegenblieb. Alles war voller Blut.
Somar, der sich zurückgehalten hatte, kümmerte sich um den reglosen Körper, während Blackraven zu Melody eilte, die zusammengerollt auf dem Bett lag und sich hin und her wiegte. Als sie spürte, dass jemand sie anfasste, fing sie an zu schreien und zu treten. Blackraven hielt sie in seinen schützenden Armen. Doch sie schrie immer weiter und schüttelte den Kopf.
»Ruhig, mein Liebes, ich bin es, Roger.
Dein
Roger. Meine Stimme kennst du doch. Du bist in Sicherheit, dir wird nichts Schlimmes geschehen. Ich bin ja da, ganz ruhig. Die Gefahr ist vorbei.« Dann sagte er entschlossen: »Ich werde dich von hier fortbringen.«
Er vergewisserte sich, dass Somar die Leiche bereits entfernt hatte. Es war nur noch ein dunkler Fleck auf dem Boden zu sehen. Er hob Melody hoch und ging auf den Flur hinaus, wo er auf Brunilda traf, die ihm ein Zeichen machte, ihr zu folgen.
»Das war früher das Zimmer von Fidelis und Lastenia.«
»Mach Wasser heiß«, befahl Blackraven und schloss die Tür mit dem Fuß.
Er legte Melody aufs Bett. Sie zitterte immer noch wie Espenlaub. Dann drang ein ersticktes Stöhnen aus ihrem Mund, und sie begann zu weinen. Blackraven drückte sie an seine Brust, küsste sie zärtlich auf den Kopf und flüsterte ihr tröstende Worte zu. Langsam wurde Melody ruhiger.
Blackraven zog ihr die zerrissenen Kleider und die Stiefel aus. Da sah er erst, wie Paddy sie zugerichtet hatte. Voller Hass und Ohnmacht biss er in seine Faust. Tränen schossen ihm in die Augen.
Blackravens Verzweiflung riss Melody aus ihrer Lethargie. Sein Gesicht war vor Bitterkeit verzerrt. Sie sah, welche Kraft es ihn kostete, nicht laut aufzuschreien. Melody streckte die Hand aus und wischte sanft die Tränen von seiner Wange.
»Roger … «, raunte sie.
»Isaura, mein Liebling.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie, doch sie drehte den Kopf weg.
»Ich bin schmutzig, und ich ekele mich vor mir selbst.«
Als das Bad bereit war, trug Blackraven sie in die Wanne. Er gab dem Hausmädchen Anweisung, saubere Sachen herauszusuchen, und kniete sich dann hin, um Melody einzuseifen. Lange Zeit sprachen sie kein Wort. Der Schwamm auf ihrem Körper vermittelte ihr ein Gefühl von Sauberkeit und Frieden.
»Er hat Tommy«, sagte sie plötzlich, unfähig den Namen ihres Peinigers auszusprechen. »Er hat gesagt, er habe ihn entführt. Er hat mir die goldene Kette und das Medaillon gezeigt, sie gehörten meiner Mutter. Tommy trennt sich nie von dieser Kette. Er hat mich gezwungen, ihn zu heiraten, sonst hätte er Tommy getötet.«
Blackraven kochte vor Wut, doch Melody zuliebe hielt er seine Gefühle im Zaum.
»Diese Ehe hat keine Gültigkeit, Isaura.«
»Wo ist mein Bruder? Wo hat er ihn versteckt?«
»Meine Männer und Somar suchen das Gelände und das Haus ab. Wenn er hier gefangengehalten wird, werden wir ihn finden. Versuch zu vergessen, Liebes.«
Aber Melody hatte das Bedürfnis zu sprechen.
»Er wollte sein Recht als Ehemann geltend machen, als du kamst. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn du nicht aufgetaucht wärst.« Die
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