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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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. Jahrhunderts aufgelöst wurde, befindet sich der Ring dem Buch nach immer noch im Besitz der Bravantes. Aber das Buch ist natürlich schon einige Jahre alt, und der Ring könnte inzwischen überall sein, bei einer anderen Familie oder einem Sammler. In der letzten Zeit interessiert man sich wieder sehr für das Werk von Cellini.«
    Wir mussten also nach den Nachfahren von Vittorio di Bravante suchen. Mein Instinkt sagte mir, dass wir diesmal auf der richtigen Fährte waren.
    Desirée erinnerte mich daran, dass Lady Sommers sich mit den Stammbäumen des englischen und französischen Adels hervorragend auskannte, und wenn ihr gutes Gedächtnis einmal versagte, konsultierte sie entsprechende Quellen wie Debrett’s Peerage and Baronetag oder The Book of Earldom.
    Lady Sommers kannte sich nicht mit dem sizilianischen Adel aus, doch sie arrangierte eine Abendgesellschaft in ihrem Haus in Mayfair und lud dazu einen neapolitanischen Diplomaten ein, den Desirée sogleich mit ihren Blicken betörte. Tomasso Dapassano war Repräsentant seiner Majestät Ferdinand IV ., Herrscher des Königreiches von Neapel. Er war entzückt, dass eine Frau, die seine Muttersprache beherrschte, Interesse an ihm zeigte. Animiert durch den vorzüglichen französischen Wein, begann er zu erzählen. Die Geschichte und die Leben der berühmten Menschen seines Reiches waren sein Steckenpferd. »Die Bravantes?«, wiederholte er mit einem süffisanten Lächeln. »Aber natürlich! Sie stammen aus Palermo und sind mit dem bourbonischen Königshaus verwandt, aber nicht über die korrekte Bettseite«, erklärte er augenzwinkernd. »Darf ich so indiskret sein und fragen, was Sie an dieser adeligen sizilianischen Familie so interessiert?«
    Desirée erwiderte, sie seien im Besitz eines Kunstwerks, das sie schon lange erwerben wollte. »Ich würde mich sehr großzügig zeigen«, sagte sie.
    Tomasso Dapassanos Einladung ließ nicht lange auf sich warten.
Zwei Tage nach dem Dinner bei Lady Sommers schickte er Desirée eine Nachricht und lud sie zum Mittagessen ein. Er bewohnte die obere Etage eines eleganten Herrenhauses unweit von Westminster Abbey. In einem Zimmer waren die Wände voller Stammbäume, einige mit Wappen und Porträts der berühmtesten Mitglieder verziert. Darunter war auch der Stammbaum der Bravante, welcher in die Zeit des Mittelalters zurückging. Dapassano gab ihr einen kurzen Abriss der Familiengeschichte.
    »Hier verbinden sich die Bravantes mit den Bourbonen, der Familie, die Sizilien beherrschte«, sagte er und legte seinen Finger auf die Zeichnung: Fedora di Bravante ( 1732 – 1752 ). Sie soll eine wahre Schönheit gewesen sein, die wegen ihrer Anmut und Lebhaftigkeit allseits bewundert wurde. Seit dem zwölften Lebensjahr mit einem toskanischen Aristokraten verheiratet, dem Grafen di Cavalcanti, lebte Fedora in Florenz, wobei sie häufig nach Palermo reiste, um ihre Familie zu besuchen. 1751 verbrachten die Bravantes ein paar Monate in Portici, der Residenz des neapolitanischen Hofes.
    Es heißt, als der König beider Sizilien – der Zusammenschluss der Reiche Neapel und Sizilien –, Karl VII ., sie zum ersten Mal sah, habe es ihm mitten in einer Rede zu Ehren des neu ernannten Bischofs die Sprache verschlagen. Die Anziehung beruhte auf Gegenseitigkeit. Karl VII . war zwar nicht schön, aber er war ein fortschrittlicher Geist und Kunstliebhaber mit einem warmherzigen, aufrichtigen Wesen. Diese Eigenschaften zogen Fedora unwiderstehlich an, die mit ihrem lieblosen Grafen unglücklich war, der sich nur für die Jagd und das Spiel interessierte. Nach wenigen Wochen wurde sie Karls Geliebte. Am Hof von Neapel brodelte die Gerüchteküche, denn es war das erste Mal, dass der König seine Frau, Maria Amalia von Sachsen, betrog.
    Die Romanze ging selbst dann noch weiter, als Fedora dem König mitteilte, dass sie schwanger war. Als die Bravantes vorschlugen, dass sich ihre Tochter besser in das Landhaus der Familie am Rande von
Palermo zurückzöge, erwiderte der König, er könne ohne sie nicht leben und befahl ihr, in Neapel zu bleiben.
    Isabella di Bravante wurde am 5 .November 1752 in einem Zimmer des königlichen Palastes geboren. Der König war persönlich bei der Geburt anwesend und nannte die Kleine zu Ehren ihrer Mutter Isabella di Farnesio. Fedora, die die Geburt ohne Komplikationen überstanden hatte, erwachte am nächsten Tag mit Fieber. Man glaubte, es liege daran, dass die Milch nicht einschoss, und die Hebammen gaben ihr

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