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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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ein entsprechendes Medikament. Die Milch schoss ein, aber das Fieber stieg, bis sie ins Delirium fiel. Karl VII . ließ die besten Ärzte der Stadt holen, die aber auch nichts tun konnten. Fedora starb zehn Tage später.
    Trotz Maria Amalias Protest wurde sie mit allen Ehren auf dem königlichen Friedhof beigesetzt. Danach hielten die Bravantes den Zeitpunkt für gekommen, mit der kleinen Isabella nach Palermo zurückzukehren. »Es ist meine Tochter und sie wird bei mir leben«, bestimmte der König. Die Bravantes verließen Neapel und sahen Isabella hin und wieder, bis sie mit der Familie ihres Vaters nach Madrid ging, wo aus Karl VII ., dem König der beiden Sizilien, Karl III ., der König von Spanien, wurde.
    »Das heißt also«, hakte Desirée nach, »dass Isabella di Bravante die Halbschwester von Karl IV ., dem regierenden König von Spanien, ist.« Dapassano nickte feierlich und fügte hinzu: »Und die Halbschwester von Ferdinand IV ., dem regierenden König von Neapel. Ich weiß wenig darüber, was aus Isabella geworden ist, nur dass sie sehr jung nach Frankreich gezogen ist, wo sie einen unehelichen Sohn bekam: Alejandro di Bravante.«
    »Aber Isabella ist noch nicht tot«, sagte Desirée und deutete auf die leere Fläche neben ihrem Geburtsdatum.
    Depassano schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich ist sie unter der Guillotine gelandet wie so viele Aristokraten in den Tagen der Schreckensherrschaft«, sagte er.
    Der Aufenthaltsort von Alejandro di Bravante war unbekannt,
als habe ihn der Erdboden verschluckt, genau wie seine Mutter. Besaß er das Siegel mit dem Skorpion? Ob er der Schwarze Skorpion war?
    Desirée hatte noch einmal nachgehakt: »Sind Alejandro und Isabella demnach die Letzten der Linie der Bravantes?«
    Dapassano erwiderte: »Die Bravantes sind durch Krankheiten und den Krieg stark dezimiert worden. Die Männer sind früh und ohne Nachkommen gestorben. In Palermo, wo die Leute sehr abergläubisch sind, sprach man schon vom ›Fluch der Bravantes‹. Also dürften diese beiden die letzten Nachkommen sein.« Er blickte eine Weile auf den Stammbaum. Dann sagte er: »Ja, Alejandro ist wohl der Letzte der Bravantes, wenn ihn der Fluch nicht auch schon ereilt hat.«
    So weit zu den Bravantes. Doch der Zufall hat uns noch einen weiteren Kandidaten beschert, und zwar über Simon Miles.
    Desirée brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass er nicht der Schwarze Skorpion sein konnte. Gequält von schlimmen Erinnerungen, Hass und Angst, war er ein unsicherer, leicht durchschaubarer Romantiker, der ganz in der französischen Literatur aufging. Dennoch hatten wir entschieden, dass sie sich weiter mit ihm treffen sollte, schließlich hatte es ja dieses seltsame Treffen zwischen ihm und Rigleau vor einiger Zeit im Hyde Park gegeben. Irgendetwas lief da, er sprach davon, dass er bald zu Geld kommen werde und nie mehr arbeiten oder betteln müsse. Und dabei leuchteten seine Augen, aber nicht voller Glück, sondern voller Hass.
    Eines Morgens, es wurde schon hell, war Miles noch melancholischer als sonst und ziemlich betrunken und erzählte ihr seine traurige Liebesgeschichte. Er sprach von seiner Angebeteten nur als »Meine geliebte Victoria«. Es gab kein Adjektiv, das sie hätte beschreiben können. Sie war ein Ausbund an Schönheit, Edelmut und Esprit. Sie stammte aus einer der besten Familien der Region, doch sie lebte nicht standesgemäß, weil sein Vater die Familie mit riskanten Spekulationen in Not gebracht hatte.
    Victoria und Simon waren schon als Kinder unzertrennlich. Als sie erwachsen wurden und ihr Interesse für das andere Geschlecht erwachte, stellten sie fest, dass aus den zarten frühen Banden eine leidenschaftliche Liebe geworden war. Miles lebte nur für sie und sie nur für ihn.
    Bis der Bastard ein Auge auf Victoria warf. Der Bastard, wie Miles seinen Erzfeind nannte, stammte aus vornehmer Familie und war steinreich. Miles hatte sich mit ihm angefreundet, bis jener bei Nacht und Nebel verschwunden war und lange Zeit durch die Welt reiste. Als er zurückkehrte, war er noch reicher und stattlicher. Roger Blackraven hieß er.
    Victoria, die den Bastard früher verachtet hatte, weil er ein ebensolcher war, ließ sich blenden von seinem Reichtum und seiner Männlichkeit und nahm seinen Heiratsantrag an. Simon Miles spürte, dass Blackraven sie nicht liebte, dass der Antrag mehr aus Rache- und Hassgefühlen geboren war als aus Zuneigung.
    Eines Mittags passte er sie nach dem

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