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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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während er das Spektakel verfolgte, trank er in großen Schlucken. Ihm ging vieles durch den Kopf. Er dachte an Elisea, die irgendwo in diesem Haus schlief, an Servando, der vor ihm tanzte, er überlegte, wie er das Vertrauen von Tommy gewinnen konnte und was dieser ihm aufgetragen hatte.
    Servando verbeugte sich vor seiner Tanzpartnerin und reichte sie an einen anderen Sklaven weiter. Er trocknete den Schweiß an Gesicht und Hals und schaute lächelnd weiter zu, während er mit dem Fuß den Rhythmus mitklopfte. Dann zog er sich zurück, vorsichtig, um unbemerkt zu bleiben, bis er in der Dunkelheit hinter den Fackeln verschwunden war. Sabas stand auf und folgte ihm.
    Servando öffnete die Tür zum Turm und schlüpfte hinein. Als Sabas am Fuß der Treppe stand und nach oben schaute, sah er ihn jedoch nicht mehr. Der Festlärm übertönte das Knarren der Treppenstufen. Er war enttäuscht, als er feststellen musste, dass die Tür zum Glockenturm abgeschlossen war. Er legte das Ohr an die Tür, doch durch den Lärm konnte er nichts hören. Er kehrte in das untere Stockwerk zurück und versteckte sich hinter einem Busch.
     
    Ihr Verlangen war so groß, dass sie nicht lange sprachen, sondern einander gleich auszogen und sich auf der Pritsche liebten. Obwohl sie sich seit Wochen jeden Tag trafen, hatte das Begehren nicht nachgelassen. Servando war überrascht und zugleich verzaubert.
    »Hör mal, was ich in dem Buch von Petrarca gelesen habe, das du mir gestern gegeben hast:
Schiebst du vielleicht deine Unternehmungen für lange kommende Jahre auf? Oh, blind, lassen wir große
Pläne für die Zeit nach dem Tod zurück. Denn wenn man, wie du, den raschen Verlauf dieses unseres Lebens kennt, kannst du dann lange Hoffnungen weben und etwas der Zukunft anvertrauen? Oder werde ich es tun, wenn ich Staub bin, wenn ein blutgieriger Geier meine Glieder verschlingt und widerliches Gewürm meine Eingeweide zerfrisst? Jetzt, jetzt ist der Moment, während du deine Glieder bewegen und deinem Geist Einhalt gebieten kannst und während du Freiheit (das Beste von allem) und Leben genießt, beides Dinge, die im Nu entschwinden können.
Freiheit, das Beste von allem«, wiederholte Servando.
    »Das gefällt mir nicht, Servando«, sagte Elisea, »du sprichst, als würdest du mit diesen Worten etwas rechtfertigen wollen, dem ich vermutlich nicht zustimmen würde. Seit Tagen beschleicht mich eine üble Vorahnung. Ich spüre, dass du etwas im Schilde führst, dass du mir etwas verschweigst. Was ist es, Servando?«
    Er stand auf und zog seine Hose an. »Wenn ich weiter ein elender Sklave bleibe, werden wir nie zusammen ins Licht hinaustreten können. Wir werden uns immer wie Verbrecher verstecken müssen. Ich muss darum kämpfen, meine Freiheit zurückzugewinnen, Elisea. Ich muss kämpfen, damit mich die Deinen auch als Mann akzeptieren.«
    »Du machst mir Angst, Servando! Was meinst du mit ›kämpfen‹? Da ist etwas in deinem Blick. Sag es mir! Um Himmels willen, in was bist du hineingeraten? Ich würde sterben, wenn dir etwas geschähe!«
    Servando fasste sie an den Schultern. Er zog sie zu sich heran und sah sie wütend an. »Das zwischen dir und mir ist zum Scheitern verurteilt.« Elisea fing an zu weinen. »Wir haben keine Zukunft, das weißt du. Wir müssen uns damit abfinden oder etwas tun, um es zu ändern. Ich bin bereit, es zu ändern, weil ich dich nicht verlieren will.«
    »Was wirst du tun?«, fragte Elisea verzweifelt. »Ich will das nicht. Ich weiß, dass dein Leben in Gefahr ist, ich spüre es.«
    »Ich muss es tun! Bitte, Elisea, versteh mich doch.«
    »Nein, nein!« Elisea gab nicht auf. »Ich will nicht, dass du mich verlässt, jetzt, wo ich ein Kind von dir erwarte.«
    Sprachlos blickte er sie an. Die Nachricht verschlug ihm die Sprache, obwohl sie eigentlich nicht überraschend kam, nachdem sie so viele leidenschaftliche Stunden im Glockenturm verbracht hatten. Sie sah ihn erwartungsvoll an, als hoffe sie auf einen Satz, der ihr Leben veränderte oder sie aus der misslichen Lage befreite. Servando fand jedoch keine Worte. Er nahm sie in die Arme und drückte sie, bis sie fast keine Luft mehr bekam.
     
    Sabas sah sie nicht gleich, als sie aus dem Glockenturm kamen; doch dann erkannte er sie: Es waren Servando und Elisea. Er wäre beinahe rücklings umgefallen. Er stützte sich auf seinem Stock ab, bis er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Er hätte beim Leben seiner Mutter geschworen, dass der Kerl sich mit einer der

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