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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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um, verbarg das Gesicht in einem Taschentuch und fing an zu weinen.
    »Sie müssen sich dem Willen Gottes fügen, Doña Bela. Ich habe Alcides die Beichte abgenommen und ihm die letzte Ölung erteilt. Wenn die Todesstunde kommt, wird er in der Gnade Unseres Herrn sein.« Dann wandte er sich an Blackraven: »Exzellenz, Don Alcides verlangt nach Ihnen.«
    »Danke, Pater.«
    Im Zimmer von Valdez e Inclán war es dunkel. Es herrschte ein beißender Geruch, der sich mit dem der Rinde des Kampferbaumes vermischte, die an einer Bettseite glühte. Blackraven ging zum Fenster und öffnete es.
    »Lass das, Licht ist eine Pein für meine Augen«, sagte Alcides.
    »Die Luft hier drinnen ist unerträglich.«
    »So riecht der Tod, mein Freund.«
    Blackraven setzte sich ans Kopfende. Man sah noch das Kreuz, das der Priester Alcides auf die Stirn gemalt hatte. Der Sterbende öffnete die Augen und sah ihn an. Dann sprach er, abgehackt und so leise, dass Blackraven sich zu ihm beugen musste.
    »Mein Anblick scheint dich nicht zu erschrecken. Meine Töchter sind davongelaufen, als sie mich sahen.«
    »Du hast mich rufen lassen.« Aus Alcides’ Mund kam ein schwaches Lachen.
    »Ein Geschäftsmann bis zum Schluss, was?« Blackraven schwieg und sah ihn weiter an. »Ja, ich habe dich rufen lassen, genau wie Pater Celestino. Es gab so vieles zu beichten.«
    »Das passt gar nicht zu dir. Beichten, wozu?«
    »Ach, Roger, das Angesicht des Todes verändert alles. Bilder tanzen vor unseren Augen und zeigen die Dinge, die wir in der Vergangenheit nicht sehen konnten oder wollten. In der letzten Zeit habe ich oft an Almudena gedacht. Es ist, als ob ihre Angst und ihre Verzweiflung nun mich beherrschten. Und dann fallen mir all die anderen ein. Miora … «, stammelte er und schloss die Augen, erschöpft, atemlos. »Ich habe diesen Frieden nicht verdient. Dieser Friede ist Menschen wie Miss Melody vergönnt, und nicht so einem wie mir. Du hast Glück gehabt, dass du sie gefunden hast, mein Freund.« Er öffnete die Augen, und sein Blick ließ Blackraven erschaudern. »Du hättest nichts Gutes davon gehabt, wenn du dich mit einer Frau wie Bela verbunden hättest. Sie und ich sind aus demselben Holz geschnitzt, uns treiben dieselben niederen Beweggründe an. Du bist zwar kein Heiliger, aber du hast wenigstens noch einen Rest von Anstand.«
    »Seit wann weißt du von uns?«
    »Fast von Anfang an. Oh, wie ich dich gehasst habe! Bela war mir das Liebste, was ich hatte, und du hast sie mir weggenommen. Aber ich hatte Angst vor dir, und so blieb mir nur, geheime Rachepläne zu schmieden.«
    »Was für Rachepläne?« Blackraven dachte sogleich an Le Libertin. »Hast du jemandem die Identität von Marie Capet verraten?«
    »Nein. An dir wollte ich mich rächen, nicht an ihr.« Er brauchte einen Moment, um Kraft zu schöpfen. Dann sprach er weiter, es klang fast ein wenig unheimlich: »Du musst mir etwas versprechen und bei dem Leben von Miss Melody schwören, dass du Wort hältst.«
    »Sprich.«
    »Du wirst dich um meine Töchter kümmern, als wären es deine eigenen. Wenigstens das bist du mir schuldig.«
    »Das werde ich.«
    »Schwöre es beim Leben von Miss Melody!«
    »Ich gebe dir mein Wort, das genügt.«
    »Nein! Schwöre es bei ihrem Leben! Es ist das Einzige, was für dich zählt.«
    »Alcides, beruhige dich doch!«
    Ein Hustenanfall überkam ihn. Blackraven half ihm, sich aufzurichten. Er war überrascht, wie leicht er war. Unter Krämpfen keuchte Alcides: »Trinken!« Blackraven ging zur Kommode, wo sich eine Menge Fläschchen mit Flüssigkeiten und Pulvern befanden, unter anderem eine Schale mit Kalomel. Ein Krug mit Mandelmilch verströmte einen angenehmen Duft, als er ein Glas eingoss. Er musste an den Kellerraum mit dem Gift in Bella Esmeralda denken. Und dann kam ihm die Nacht in seinem Stadthaus wieder in den Sinn, als Bernabela zu ihm gesagt hatte: »Valdez e Inclán wird nicht ewig leben, Roger. Er ist alt und hinfällig. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Dann können wir heiraten und glücklich sein.«
    »Ich habe Durst«, wiederholte Alcides.
    Blackraven half ihm zu trinken. Alcides sank in die Kissen, und die Augen fielen ihm zu.
    »Alcides, was hat O'Gorman dir gesagt? Woran leidest du?«
    Valdez e Inclán bewegte die Lippen, und Blackraven beugte sich zu ihm.
    »Simon … «
    »Simon?«
    »Simon Miles … « Seine Kehle spannte sich, aus seinem Mund kam ein gurgelndes Geräusch, das Todesröcheln. Blackraven packte ihn an der

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