Dem Winde versprochen
Sklavinnen aus dem Hause Valdez e Inclán verlustierte. Aber er hätte nie gedacht, dass Señorita Elisea die Stirn hatte, sich um diese Zeit hinauszuwagen.
Sein Erstaunen verwandelte sich in rasende Wut, doch die Flüche, die er in seinem Innern gegen Servando, Elisea und die halbe Welt ausstieß, drangen nicht nach außen. Er ging ihnen nach und sah, dass sie sich in der Nähe des hinteren Hofs verabschiedeten. Servando kehrte nicht auf das Fest zurück, sondern ging in Richtung Baracke. Elisea wollte seitlich abkürzen und über das Musikzimmer ins Haus gehen. Er ließ die Flasche mit dem Maisschnaps fallen und griff sie von hinten an. Sie fielen beide zu Boden. Elisea schrie und wand sich wie eine Katze, bis Sabas ihr den Mund zuhielt.
»Jetzt bin ich an der Reihe, das ist nur gerecht.«
Kapitel 25
Da der in der Bucht Ensenada de Barragán vor Anker liegende Schoner kaum noch Besatzung hatte – die meisten Männer waren für die Bewachung von El Retiro abgestellt –, ließ Blackraven zwei Plätze auf der Fähre reservieren, die täglich nach Colonia del Sacramento fuhr. Sie würden auf einen Wagen mit riesigen Rädern klettern müssen, der sie für zwei Reales bis zu dem ein oder noch mehr Meilen vor der Küste lagernden Schiff brachte, eben dort, wo es keine Sandbänke mehr gab. Ihre Schuhe würden nass werden von dem Wasser, das durch die Holzritzen in den Karren drang. Und die Fahrt mit der Schaluppe wäre auch kein Zuckerschlecken, vielleicht würde Isaura sogar seekrank werden.
Alles in allem nicht gerade der geeignete Rahmen für eine Hochzeitsreise, befand Blackraven. Die Toskana, die schönen Landstriche Frankreichs, Sevilla oder Granada wären eher nach seinem Geschmack gewesen, aber nicht der Río de la Plata. Aber mit Le Libertin im Nacken konnte er nicht weit reisen, und er wollte unbedingt mit Isaura allein sein. Nicht einmal Trinaghanta würde sie begleiten.
Sie würden am frühen Nachmittag abreisen und am Abend den Gasthof eines Katalanen erreichen, dem er vor Tagen eine Nachricht geschickt hatte. Colonia war zwar nicht groß, aber er freute sich darauf, mit Isaura durch die gepflasterten Gässchen zu schlendern, kleine Souvenirs zu kaufen, sich in ein Café zu setzen und den Ausblick auf den Fluss zu genießen. Dann würden sie auf dem Landweg nach Montevideo reisen, wo sie ins Theater gehen könnten.
Doch Blackravens Reisepläne wurden zunichte gemacht, als am Mittag, während er und Melody gerade im Stadthaus beim Essen saßen, ein Sklave der Valdez e Inclán mit einer Nachricht auftauchte:
»Don Alcides liegt im Sterben und verlangt nach Dir. Ich bitte Dich, so schnell wie möglich zu kommen. Bernabela.«
»Gibt es ein Problem, Roger?«
»Alles in Ordnung, mein Schatz.« Er stand auf. »Valdez e Inclán will mich sehen. Er ist immer noch bettlägerig. Also werde ich bei ihm vorbeischauen.«
»Natürlich.«
»Ich bin um drei Uhr zurück. Bis dahin musst du fertig sein.«
»Gilberta und ich haben die Koffer schon gepackt. Also brauche ich nur noch auf dich zu warten.«
»Leg dich noch ein wenig hin. Das wird dir guttun für die Reise.« Dann wandte er sich an Gilberta: »Sag Ovidio, er soll keinen Lärm machen, während die Frau Gräfin schläft.«
»Ja, Herr Roger.«
Mit einem unguten Gefühl eilte er durch die engen Straßen. Efrén öffnete ihm. In der ihm eigenen Einsilbigkeit informierte er ihn, Doktor O'Gorman habe das Haus soeben verlassen, und ein Priester sitze jetzt am Bett seines Herrn. Im Salon traf er auf Bela und zwei ihrer Töchter, die gerade aus den Ferien mit befreundeten Familien angereist waren. Sie sprangen gleichzeitig auf.
»Exzellenz!«, rief Bela aus. »Wie liebenswürdig, dass Sie gleich gekommen sind. Mädchen, lasst uns einen Augenblick allein.«
Als die Mädchen den Raum verlassen hatten, fing Bela an zu klagen: »Oh, Roger! O'Gorman sagt, es sei nur noch eine Frage von Stunden. Die Nacht wird er wohl kaum überleben. Valdez e Inclán wird sterben, und was soll dann aus uns werden? Da wir nicht auf deine Großzügigkeit und deinen Schutz zählen können, werden wir auf der Straße landen. Du und ich wissen, dass
all das hier« – theatralisch breitete sie die Arme aus – »dir gehört.«
»Bela, beruhige dich bitte. Du und deine Töchter, ihr werdet nicht auf der Straße landen. Es wird euch an nichts fehlen.«
»Danke, mein Lieber!« Sie umarmte ihn.
Der Priester räusperte sich vernehmlich, um seine Anwesenheit kundzutun. Bela drehte sich
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