Dem Winde versprochen
nach eurer Hochzeit geschehen musste. Vielleicht könnt ihr irgendwann später verreisen.« Melody nickte. »Blackraven sieht bedrückt aus. Er war wohl schon einige Jahre mit Valdez e Inclán befreundet.«
»Ja, viele.«
Sie sah ihrem Mann nach, der herumging und mit den Trauergästen plauderte. Jetzt, da Guadalupe es gesagt hatte, fiel auch ihr seine finstere Miene auf. Lag es einfach nur am unpassenden Zeitpunkt, oder war er wirklich getroffen vom Dahinscheiden seines Partners? Sie hatte bemerkt, wie er sich mit Bela in einen anderen Raum zurückgezogen hatte und nach einer Weile ziemlich missmutig zurückgekehrt war.
»Ich denke immer noch über den Bau dieses Hospizes für die alten und kranken Sklaven nach«, sagte Guadalupe.
»Ja, das ist wirklich eine wunderbare Idee.«
Sie sprachen eine Weile über die Umsetzbarkeit eines solch großen Planes, überlegten, auf wessen Hilfe sie zählen könnten, wo das Hospiz stehen und wie viele Leute es aufnehmen sollte.
Melody begeisterte sich so sehr für die Sache, dass sie völlig vergaß, dass sie sich auf einer Totenwache befand.
»Verzeihung, Señora Moreno«, unterbrach sie Blackraven in schneidendem Ton. »Verabschiede dich, Isaura. Es ist spät. Ich bringe dich jetzt nach Hause.«
Es war schon vor einer Weile dunkel geworden. Schweigend eilten sie nach Hause, verfolgt von schwarzen Unwetterwolken. Als sie die Tür erreicht hatten und die ersten Tropfen auf die Steinplatten fielen, nahm Roger sie in den Arm und küsste sie. Melody spürte, dass er nicht traurig, sondern wütend war.
»Du warst der einzige aufrichtige Mensch in diesem Raum«, flüsterte er ihr ins Ohr und zog sie hinein.
Zwei Stunden später, Blackraven schlief nackt und Melody war ganz in die Betrachtung seines Körpers versunken, klopfte es an der Tür. Es war Gilberta mit dem Abendessen.
»Danke«, sagte Melody und nahm ihr das Tablett ab. »Es ist schon sehr spät, geh zu Bett.«
Sie stellte die Teller auf einen kleinen Tisch, verteilte den Fisch und das gebratene Gemüse darauf und füllte die Gläser mit Rotwein. Sie hörte, wie Blackraven das Bett verließ und auf sie zukam. Sie hielt den Atem an, bis sie seine Hände an ihrer Taille und seine Lippen an ihrem Hals spürte.
»Eine gute Idee«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich habe richtig Appetit bekommen.«
»Du hast den ganzen Tag fast nichts gegessen, und bei dem ganzen Hin und Her dachte ich mir, dass du bestimmt Hunger hast.«
Sie setzten sich und begannen zu essen. Er wirkte jetzt entspannter. Plötzlich legte er das Besteck auf den Teller.
»Du weißt gar nicht, wie leid mir das alles tut. Ich wäre so gern mit dir weggefahren, nur wir beide.«
»Jetzt sind wir doch allein, Roger. Hier in unserem Schlafzimmer
gemeinsam mit dir zu essen ist für mich schöner als die aufwendigste Hochzeitsreise.«
Blackraven sah sie schweigend an und dachte an Alcides’ Worte: »Du hast Glück gehabt, dass du sie gefunden hast, mein Freund«. Er fasste Melodys Hand und zog sie zu sich herüber.
»Geht es dir gut?«, fragte er, als sie auf seinem Schoß saß.
»Natürlich, denn du bist bei mir. Don Alcides’ Tod hat dich getroffen, nicht?«
»Er kam so überraschend … Natürlich werde ich ihn vermissen. Dieser Schwerenöter war schließlich seit Jahren ein Teil meines Lebens.«
»Ich weiß.«
»Nach der Beerdigung wirst du mit Somar nach El Retiro zurückkehren. Ich werde noch einige Tage hierbleiben, denn ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen.«
»Kann ich Angelita mitnehmen? Die Arme will nicht bei ihrer Mutter bleiben.«
»Ich kümmere mich darum.«
Nach der Totenmesse in der Iglesia de Santo Domingo fand nach dem Willen von Valdez e Inclán die Beerdigung auf dem Kirchfriedhof statt. Tage zuvor hatte dieser für seine letzte Ruhe ein Habit der Dominikaner besorgen lassen und dem Orden einen Großteil seiner Ersparnisse gespendet. Beides stimmte Blackraven nachdenklich. Sein Partner hatte an der Schwelle des Todes eine tiefgreifende Veränderung durchgemacht. Er hatte sogar seine schändlichsten Vergehen gebeichtet.
Blackraven bekam Simon Miles nicht aus dem Kopf. Wenn an Alcides’ Rache nicht Le Libertin beteiligt war, wer dann? Er hatte keine Ahnung, wie er das alles zusammenbringen sollte. Andererseits hatte er das Gefühl, das süßliche Mandelaroma aus Alcides’ Getränk immer noch in der Nase zu haben. Nach der Beerdigung würde er ein paar Worte mit O'Gorman wechseln, um
gewisse Zweifel zu zerstreuen. Sein
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