Dem Winde versprochen
ehelichen.
Sabas behauptete, Blackraven mache Geschäfte mit Álzaga und den anderen Sklavenhändlern. Er verkehre mit Manuel Belgrano und den Gebrüdern Rodríguez Peña, er besuche den Vizekönig im Fort und habe unzählige Affären, sogar mit der Frau seines Partners. Blackraven gehöre zu denen, die sich mit Gott und dem Teufel gut stellen.
Tommy spuckte auf den Boden und fluchte. Er dachte an Sabas, der seine Sache gut gemacht hatte, und überlegte, ob er ihn mit ins Boot holen sollte. Nach Servandos Ausstieg brauchten sie Ersatz, und Sabas schien ihm dafür geeignet. Seine Ausbildung müsste so bald wie möglich beginnen, und auch wenn er nie so gut werden würde wie Servando, wäre er doch besser als nichts. Sabas wollte unbedingt seine Freiheit, und er hegte einen tiefen Groll gegen die Weißen. Das musste genügen. In seiner Situation konnte Tommy keine Ansprüche stellen. Die Revolte musste so schnell wie möglich stattfinden, auf jeden Fall, bevor Bella Esmeralda unter den Hammer kam. Er brauchte unbedingt dreihundert Pesos, und die versprach er sich von dem Überfall auf Álzagas
Geschäft. Pablo würde bei der Compañía de Filipinas Beute machen, und das reichte hoffentlich, um die Estanzia wieder flott zu machen. Es machte ihm Sorgen, dass Papá Justicia davon sprach, die Verschwörung zu vertagen. Der alte Medizinmann brachte handfeste Argumente vor, die sich langsam in den Köpfen der Aufständischen festsetzten. Die Zeit sei noch nicht reif, nach dem letzten Angriff seien die Sklavenhändler auf der Hut und bestens gewappnet. Was verschwieg ihm Papá Justicia?
Tommy sah sie schon von weitem. Sie gingen langsam, wegen Jimmy, für den das ungeheuer anstrengend war. Er lief auf ihn zu und begrüßte ihn überschwänglich. »Du bist aber gewachsen«, log er, »bald wirst du so groß sein wie ich.« Melody hielt sich abseits und beobachtete das Ganze lächelnd.
»Ich muss zurück ins Lager«, sagte Tommy nach einer Weile, und Jimmy schlang die Arme um seinen Hals.
»Warum müssen wir getrennt leben?«, klagte er weinerlich.
»Bald werde ich nach Bella Esmeralda zurückkehren, und du kommst mit.«
»Und Melody?«
»Sie hat ihre Wahl bereits getroffen.«
»Warum bist du zurückgekommen? Warum bist du nicht auf Bella Esmeralda geblieben?«, fragte Melody plötzlich.
»Nun, wie dein Gatte schon gesagt hat, die Estanzia ist völlig marode. Ich muss Geld beschaffen.«
»Ich könnte dir Geld besorgen.«
»Ich würde nie Geld von einem englischen Piraten annehmen.«
»Jetzt sei nicht albern, Tommy. Das Geld von Roger ist so gut wie jedes andere, wenn es darum geht, Bella Esmeralda zu retten.«
»Ich soll die Erinnerung meines Vaters verraten? Nie im Leben! Wenn du dich auch wie eine Hure verkaufst, so muss ich das noch lange nicht tun.«
Melody gab ihm eine schallende Ohrfeige, was sie sogleich bereute. Jimmy fing an zu weinen.
»Wag es ja nicht, mich noch mal anzufassen, du Flittchen! Du bist nicht mehr meine Schwester! Du hast mir nichts zu sagen!«
»Tommy, verzeih mir!«, flehte sie und versuchte, ihn am Arm festzuhalten, doch er hob drohend die Hand, als wollte er sie schlagen.
»Ich werde dir nie verzeihen, dass du mit diesem Engländer zusammen bist. Warum hast du das getan? Wegen des Geldes? Wegen dieser schönen Kleider, die du am Leib hast?«
»Weil ich ihn liebe, warum sonst?«
»Wie kannst du so einen Kerl lieben? Einen Schürzenjäger und Betrüger!«
»Er ist ein guter Mensch! Jimmy«, sagte Melody dann und kniete sich vor ihn hin, »reg dich nicht auf, mein Schatz. Komm, verabschiede dich von Tommy, wir müssen zurück.«
»Aber ja, Mister Blackraven ist ein sehr guter Mensch«, höhnte Tommy, »so gut, dass er mit dem größten Sklavenhändler von Buenos Aires verkehrt, diesem skrupellosen Álzaga.«
»Das ist eine Lüge!«
»Du bist vollkommen blind! Du willst es einfach nicht sehen! Blackraven ist ein Schurke durch und durch. Für ein wenig Macht und Geld würde er sogar seine eigene Mutter verkaufen!«
Dreimal hatte er sie in dieser Woche besucht. Miss Melody schleuste ihn durch die Hintertür hinein, wenn ihre Tante und ihre Schwestern in der Mittagsmesse waren; Diogo verbrachte ohnehin den ganzen Tag in der Gerberei, wo er für Blackraven arbeitete. Und so war das Haus in der Calle Santiago der einzige Zeuge dieser heimlichen Treffen.
Bei seinem ersten Besuch hatte Servando sich schlecht gefühlt, zum einen, weil Elisea so ausgezehrt und kraftlos war, zum
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