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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Farben für die Wände, die Stuhlbezüge und die Vorhänge auswählen? Das ist Frauensache.«
    »Um diese Details kannst du dich kümmern, wenn du willst, aber auf keinen Fall sprichst du mit den Handwerkern. Da gibt es keine Diskussion, Isaura. Du kannst nach Buenos Aires fahren, Elisea besuchen und tun, was du willst. Aber Somar wird
dir wie ein Schatten folgen, und du machst keinen Schritt ohne ihn.«
    »Ich werde Señorita Béatrice um Hilfe bitten. Sie hat einen vorzüglichen Geschmack.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Béatrice El Retiro nicht verlassen würde.« Weil Melody ihn irritiert ansah, erklärte er schnell: »Sie soll sich um das Haus kümmern, während du fort bist. Du kannst die Stoffmuster hierher bringen, und dann könnt ihr euch beraten.«
    »Wäre es möglich, für ein paar Tage auf Babá im Schlachthof zu verzichten? Ich möchte, dass er mich begleitet und mir zur Hand geht.«
    »Ist Somar dir denn nicht genug?«
    »Roger, Somar ist dein Vertrauensmann, dein Freund. Es ist eine Sache, dass er auf mich aufpasst – was ich genauso gut selbst könnte –, und eine ganz andere, ihn als Laufburschen abzustellen, der meine Einkäufe schleppt.«
    »Er tut das, was ich ihm befehle – auch mit Paketen beladen hinter dir herlaufen.«
    »Du kannst ihm befehlen, was du willst, aber ich werde ihn nicht demütigen.«
    »Wenn du so kampfeslustig bist, zeigt sich dein irisches Blut.«
    Melody plauderte munter drauf los, was sie in der Stadt alles gemacht hatte. Sie erzählte von Guadalupe Moreno und ihren Plänen mit dem Hospiz. An ihrer Stimme und an der Art, wie sie gestikulierte, merkte man ihr die Begeisterung an. ›Mit wie wenig sie glücklich ist‹, dachte er. Er sah sie an und lauschte fasziniert ihren Worten. Nun hatte er in seinem Leben alles erreicht, dachte er.
     
    Am nächsten Tag sprach er kurz mit Somar, bevor er nach Buenos Aires aufbrach.
    »Isaura möchte, dass du und Servando sie häufiger in die Stadt begleitet. Du weißt ja Bescheid: Behalt sie immer im Auge. Solange Enda Feelham frei herumläuft, habe ich keine Ruhe.«
    »Hast du ihr immer noch nichts von deinem Verdacht gesagt?«
    »Das ist kein Verdacht, Somar, es ist eine Tatsache. Jedenfalls habe ich ihr nichts gesagt. Gestern Abend habe ich O'Maley getroffen«, fuhr er übergangslos fort, »er kommt gerade aus Montevideo. Keine Spur von Le Libertin.«
    »Was gedenkst du zu tun?«
    »Marie und Louis von hier fortbringen. Sie sind hier nicht mehr sicher.«
    »Du könntest noch etwas warten. Vielleicht schnappen O'Maley und Zorilla ihn ja.«
    »Selbst wenn, könnte ich mir nicht sicher sein, ob er mir die Wahrheit über seine Auftraggeber sagt, die ihn angeheuert haben, um Louis zu töten. Und auch nicht, wer ihren Aufenthaltsort verraten hat. Ich sehe keine andere Möglichkeit, ich muss ein neues Versteck suchen.«
    »Was hält dich dann noch hier?«
    »Alcides’ Tod hat alles kompliziert gemacht«, sagte er erst, doch dann besann er sich. »Dir kann ich es ja sagen: Ich möchte Isaura nicht so lange allein lassen. Wäre da nicht der böse Geist von Enda Feelham, würde es mir leichter fallen. Und nicht zu vergessen dieser impulsive Bruder mit seinen Befreiungsambitionen. Ich fürchte, er wird sie in Schwierigkeiten bringen. Papá Justicia ist es nicht gelungen, ihn von der Rebellion abzubringen. Ich darf gar nicht daran denken, dass ich diesen unvorsichtigen Kerlen Waffen gegeben habe!«
    »Wie hättest du wissen können, dass einer der Anführer Miss Melodys Bruder ist? Du hast geglaubt, er würde deinen Plänen nützen, und dich entsprechend verhalten.«
    »Ja, ja, aber jetzt würde ich ihm die Waffen am liebsten abnehmen,
ihm den Hintern versohlen und dafür sorgen, dass er etwas Ordentliches arbeitet.«
     
    Tommy Maguire setzte den Hut auf und sprang vom Karren. Pablo bedachte ihn mit einem halb säuerlichen, halb beleidigten Blick, wie immer, wenn es um Melody ging; er wusste, dass Tommy sich mit ihr traf. Es waren fast drei Wochen seit dem Morgen in Bella Esmeralda vergangen. Tommy hatte sich eigentlich geschworen, dass er sie nie wieder sehen wollte, seit sie diesen Engländer geheiratet hatte. Er ging auch nicht wegen Melody, sondern wegen Jimmy, der täglich nach ihm fragte. Zumindest stand das in dem Brief, den Servando ihm am Tag zuvor überbracht hatte. Er würde kein Wort mit ihr reden, denn es war ohnehin zu spät. Er verstand nicht, wie sie so blind sein konnte, einen Freibeuter der schlimmsten Sorte zu

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