Dem Winde versprochen
für den Mate-Tee auf dem Tisch. Er nahm zwei Handvoll von dem Pulver, schüttete es in das Wasser und rührte mit dem Finger um. Dann kam Papá Justicia mit einem Teller Suppe.
»Magst du?«
»Riecht gut«, sagte Sabas und setzte sich, um zu essen.
Papá Justicia wollte ihm einen Mate-Tee reichen.
»Nein, Danke. Für mich nicht.«
Auf dem Weg zum Haus in der Calle Santiago hielt er an einer Kneipe an und trank drei Gläser Schnaps. Danach fühlte er sich stark und ging zurück ins Haus der Valdez e Inclán.
Servando legte sich auf den Strohsack und starrte an die Decke. Mit dem Risiko, sich ein paar Peitschenhiebe einzuhandeln, war er heute nicht in der Polsterei erschienen, weil er Sabas suchen wollte. Doch im Hause Valdez e Inclán sagte man ihm, Don Diogo habe ihn in den Halsstock gesperrt, weil er sich an der Sklavin Visitación vergriffen habe. Im Halsstock würde er ihn nicht töten, also müsste er bis zum nächsten Tag warten, wenn Don Diogo die Strafe aufhob. Es würde eine lange, schlaflose Nacht werden, wie die vergangene, voller schrecklicher Bilder von Elisea und Sabas. Dazu kam dieses Ohnmachtsgefühl, das er nicht einmal verspürt hatte, als man in seiner Heimat ein Netz über ihn geworfen und ihn wie einen Affen eingefangen hatte. Er konnte es nicht ertragen, einfach so dazuliegen. Er erstickte an seinem Kummer. Er machte sich Vorwürfe, Elisea nicht bis zur Tür begleitet und gewartet zu haben, bis sie im Haus war.
Da kam Somar ins Zimmer.
»Steh auf. Dein Herr verlangt nach dir.«
Blackraven hatte bestimmt erfahren, dass er nicht zur Arbeit erschienen war. Er könnte von Glück sagen, wenn er mit heilem Rücken davonkäme. Er ging hinter dem Türken her in die Bibliothek. Erst beim Eintreten stellte er fest, dass er nicht wie sonst den Turban und die seltsame Kleidung trug, sondern Gauchohosen und einen Flanellumhang. Obwohl es nicht sehr hell im Raum war, konnte er erkennen, dass sein Herr ähnlich gekleidet war. Er trug das Haar offen, den Hut hatte er nach hinten geschoben.
»Babá, wir brauchen heute Abend deine Hilfe. Was du heute erfährst, wirst du mit ins Grab nehmen, verstanden?«
»Ja, Herr.«
Eine Stunde später ritten sie zur Plaza Mayor, wo sich ihre Wege trennten. Somar würde zu Basavilbaso reiten, um Pablo zu bewachen, und Blackraven und Servando zu Álzaga, um sich um Maguire und Papá Justicia zu kümmern. Sie hatten ihn vor einem möglichen Hinterhalt warnen wollen, aber nirgends finden können.
Sie banden die Pferde am Pfosten an und setzten sich an einen Tisch in der Kneipe gegenüber von Álzagas Geschäft, in dem keine Kunden mehr waren. Man sah jedoch noch Licht und Angestellte, die Waren einräumten.
»Hör mir gut zu, Babá. Wir halten uns im Hintergrund. Wenn alles reibungslos abläuft, so wie es mein Schwager geplant hat, mischen wir uns nicht ein. Wenn wir sehen, dass die Sache aus dem Ruder läuft, kümmerst du dich um Papá Justicia und ich mich um Maguire. Wir werden sie eine Weile an dem Ort verstecken, den Somar dir neulich gezeigt hat. Weißt du noch, wie man dorthin kommt?«
»Ja, Herr.«
Blackraven erkannte Tommy Maguire unter den wenigen Passanten
sofort, obwohl er vermummt war und einen in die Stirn gezogenen breitkrempigen Hut trug. Ein paar rötliche Haarsträhnen im Nacken verrieten ihn. Drei Sklaven gingen an ihm vorbei und sahen ihn schräg an.
»Wir gehen von hinten hinein«, sagte Blackraven. »Dort ist das Lager, da gibt es eine Menge Kisten, Säcke und Fässer, genügend Möglichkeiten, um uns zu verstecken.«
»Ja, Herr.«
»Halte deine Waffe bereit. Los geht’s!«
Blackraven kletterte geschickt wie eine Katze auf einen Baum und sichtete die Lage. Im Geschäft brannte immer noch Licht, und im Lager war es verdächtig ruhig. Er kletterte wieder herunter.
»Wir gehen nicht hinein. Irgendetwas gefällt mir nicht. Wir warten hier draußen.«
Sie versteckten sich hinter den Ligustersträuchen dem Haus gegenüber. Es war eine finstere mondlose Nacht, Laternen gab es keine. Plötzlich entzündete jemand an Álzagas Lehmmauer eine Leuchte. Blackraven und Servando sahen die Aufständischen, die alle gleichzeitig über die Mauer kletterten.
»Los!«, befahl er.
Sie überquerten die Straße und stürmten auf das Gelände. Servando konnte im Nachhinein nicht mehr sagen, wie er über die zwei Meter hohe Mauer gekommen und mitten im Kampfgeschehen gelandet war. Roger wusste genau, was er tat, seine Schläge kamen schnell und
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