Dem Winde versprochen
zu, in dem Melody zusammengerollt auf einer Seite lag, die Beine an die Brust gezogen und die Hände am Hals, als wäre ihr kalt. Blackraven nahm das zerwühlte Laken und deckte sie zu. Melody bewegte sich ein wenig, wachte aber nicht auf.
»Ich liebe dich«, flüsterte er und küsste sie auf die Stirn.
Tommy Maguire schlug die Augen auf. Alle Knochen taten ihm weh. Er fühlte sich, als sei ein ganzes Heer über ihn hergefallen. Er spürte die Kälte und den rauen Boden an der Wange, und als er den Kopf leicht drehte, entdeckte er eine Öllampe auf einer Holzkiste. Etwas weiter sah er nackte Füße und kräftige dunkle Waden. Er hob den Kopf und erkannte Servando, der sich über eine am Boden liegende Gestalt beugte.
Seine Schläfen pochten. Er kniff die Augen zusammen. Er musste herausfinden, wo er sich befand und wie er dorthin gekommen war. Er erinnerte sich vage an einen Mann, der sich mit erhobenem Messer auf ihn gestürzt hatte und plötzlich von einem Schuss getroffen wurde. Danach war ihm schwarz vor Augen geworden.
Servando stand auf. Er hatte blutige Lappen in der Hand. Tommy wollte seinen Namen rufen, bekam aber keinen Ton heraus.
Bewegen konnte er sich auch nicht richtig, und als er den Sklaven mit einer Fackel entschwinden sah, überkam ihn Verzweiflung. Lange Minuten vergingen, dann machte er einen Versuch, sich aufzurichten. Er musste sich übergeben und taumelte zu einem Krug mit Wasser.
Als er feststellte, dass der Mann auf dem Boden Pablo war, sank er auf die Knie.
»Pablo, Pablo! Wach auf!«
Wie ein Steinregen prasselten die Erinnerungsbilder auf ihn ein.
»Tommy«, flüsterte Pablo.
»Ja, ich bin’s.«
Er stöhnte und versuchte mit der Hand an die Stelle am Unterleib zu fassen, auf der ein blutiger Verband lag.
»Fass das nicht an. Das ist bestimmt nur ein Kratzer.«
»Wo sind wir?« Tommy sah sich um und zuckte mit den Schultern. »Was ist passiert? Ich erinnere mich … Ich glaube, sie … «
»Still, du sollst nicht reden. Nimm all deine Kraft zusammen. Du darfst nicht schlappmachen. Hast du Durst?«
»Ja.«
Er half ihm, den Kopf zu heben und ein paar Schlucke Wasser zu trinken.
»Tommy, hör mir zu!«, Pablo packte ihn am Hals und zog ihn zu sich herunter. »Blackraven war’s. Er hat uns verpfiffen.«
»Was redest du da? Woher sollte er von der Revolte wissen?«
»Sein Diener, dieser Somar, war da. Er war vermummt, aber als er glaubte, ich sei bewusstlos, hat er das Tuch abgenommen. Da habe ich ihn erkannt.«
»Oh, mein Gott!« Seine Stimme zitterte. Auf einmal wurde ihm alles klar. »Es war Servando, er hat Blackraven alles gestanden. Dieser verdammte schwarze Verräter! Was ist mit den anderen? Warum sind wir hier?«
»Blackraven wollte uns retten, weil er sich nicht Melodys Hass zuziehen wollte. Deshalb hat man uns hierher gebracht.«
»Das klingt plausibel«, stimmte ihm Tommy betrübt zu. »Er ist ein verdammter Hurensohn! Dafür wird er bezahlen, dieser Bastard. Das schwöre ich bei der Erinnerung an meinen Vater!«
»Tommy … «
»Es reicht, sag jetzt nichts mehr! Ruh dich aus!«
»Tommy, sag Melody … .« Sein Körper verkrampfte sich. Kurz darauf starb er.
»Pablo, Pablo, los, mach die Augen auf, sag was! Warum sagst du nichts?« Tommy schüttelte ihn wütend, obwohl ihm klar war, dass sein Freund nicht mehr antworten würde. »Pablo, lass mich nicht im Stich, nicht auch du noch!« Dann ließ er den Kopf auf Pablos Brust sinken und weinte.
Im Schutz der Dunkelheit stieg Servando auf sein Pferd und galoppierte in die Stadt. Jetzt war Sabas dran. Es war noch stockfinstere Nacht, und Don Diogo würde ihn erst in Stunden aus dem Halsstock befreien, doch das war ihm gleich. Er würde sich im hinteren Teil des Hauses verstecken und sich nicht von der Stelle rühren, bis er ihn erwischt hatte.
In der Stadt angekommen, ließ er das Pferd im Haus seines Herrn und ging zu Fuß in die Calle de Santiago. Er kletterte über die Mauer und landete im Hof des Dienstbotentraktes. In wenigen Stunden würde der Betrieb dort losgehen, und er versteckte sich auf dem Dach des Pferdestalles, von wo aus er alles im Blick hatte. Gegen sechs tauchte Don Diogo auf, ging in den Raum, wo der Halsstock stand, und zerrte den taumelnden Sabas heraus.
»Heute werde ich mit Blackraven sprechen«, hörte er ihn sagen. »Und jetzt geh dich waschen, du stinkst furchtbar, du dreckiger Neger. Wenn ich noch einmal Klagen über dich höre, werde ich dich zu Tode peitschen.«
»Ja, Don
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