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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Mal.«
    »Sag einfach nur seinen Namen.«
    »Sabas.«
     
    Als Melody am folgenden Morgen aufwachte, stellte sie fest, dass Blackraven das Bett bereits verlassen hatte. Sie legte sich einen Umhang um und setzte sich an den Frisiertisch, um sich fertig zu machen. Da fiel ihr Blick auf einen Umschlag. Sie öffnete ihn in dem Glauben, es sei eine Nachricht von Roger.
    »Miss Melody, ich bitte Sie inständig, mich heute Mittag nach dem Angelus im Kloster der Töchter des Heiligen Erlösers aufzusuchen. Bernabela Valdez e Inclán.«
    Gilberta versichert ihr, sie habe den Umschlag nicht entgegengenommen, und auch die anderen Hausangestellten wussten von nichts. Melody war klar, dass sie Blackraven von der Nachricht nichts sagen durfte, denn sonst würde er ihr verbieten hinzugehen. Genau wie bei der Sache mit Mister Traver hüllte er sich auch darüber in Schweigen, warum ein Geschöpf wie Doña Bela in ein Kloster eingetreten war; das mit dem Versprechen, das sie angeblich ihrem Gatten auf dem Totenbett gegeben hatte, glaubte sie nicht. Schließlich war sie nicht blöd. Es schmerzte sie, ihrem Mann nicht trauen zu können, und es verletzte sie, dass er ihr sein Herz nicht öffnete.
    Als die Mittagsstunde näherrückte, legte sie eine grobe Mantille
um, wie sie die Sklavinnen trugen, und entschwand, ohne dass Somar etwas merkte. Blackraven war immer noch außer Haus, und es war unwahrscheinlich, dass er sich zum Mittagessen einfinden würde. Sie ging rasch, ohne den Blick vom Boden zu heben.
    Enda Feelham, die sie verfolgte, seit sie das Haus verlassen hatte, musste sich sputen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Es war kein Problem für sie gewesen, in das Haus in der San José einzudringen und den Brief zu deponieren – Bernabela hatte ihr einen Schlüssel gegeben –, sie war sogar an das Bett getreten und hatte Melodys Haar berührt. Sie hätte sie töten können. Ihr Mann war schon früh fortgegangen, und ansonsten war weit und breit niemand zu sehen. Doch sie zog die Hand zurück, bevor die Versuchung allzu groß wurde. Lastenias Tochter sollte vor ihrem Tod leiden, ebenso wie Paddy.
    Schwitzend und außer Atem erreichte Melody das Kloster. Sie wartete ein paar Minuten, bevor sie läutete. Man brachte sie in das Sprechzimmer, einen kleinen fensterlosen Raum. An der Decke hing eine Öllampe und an einem Gitter stand eine Bank. Sie versuchte, einen Blick in das angrenzende Zimmer zu erhaschen. Es war klein und finster. Sie konnte nicht begreifen, wie Doña Bela eingewilligt haben konnte, an einem Ort wie diesem lebendig begraben zu sein, und dann noch auf Bitten eines Mannes, den sie Zeit ihres Lebens verachtet hatte.
    Das Rascheln eines Habits auf dem Steinboden kündigte an, dass sich jemand näherte. Dann sah sie sie. Welch vergeudete Schönheit! Abgesehen von der Kleidung war ihr Blick jedoch immer noch derselbe: kalt und voller Groll.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, Miss Melody.»
    »Schon gut, Doña Bela. Ich bin gekommen, weil ich annehme, Sie wollen sich nach dem Befinden Ihrer Töchter erkundigen.«
    »Nein, um die kümmert sich Leonilda. Mit Ihnen wollte ich über Roger sprechen.«
    »Ich würde es vorziehen, wenn Sie meinen Mann mit seinem Titel anreden würden«, gab Melody zischend zurück.
    »Miss Melody«, erwiderte Bela honigsüß, »nachdem ich so oft mit ihm im Bett gewesen bin, kann ich ihn einfach nicht anders nennen als Roger.«
    Melody stand auf und machte Anstalten zu gehen. Bela legte die Hände an die Gitterstäbe und sagte: »Gehen Sie nicht. Ich habe Wichtiges mit Ihnen zu besprechen.«
    »Nichts von dem, was Sie mir berichten könnten, ist für mich von Interesse. Guten Tag.«
    »Ich bin überzeugt, Roger hat Ihnen nie erzählt, dass er schon einmal verheiratet war, nicht wahr?« Melody blieb stehen. »Da sind ein paar heikle Details, die Sie kennen sollten.«
    Melody stand noch mit dem Rücken zu ihr und rang mit sich, ob sie gehen oder bleiben sollte. Eine Stimme sagte ihr, sie solle sich wieder setzen, die andere riet ihr, sich nicht der Boshaftigkeit dieser Frau auszusetzen.
    »Reden Sie, aber es muss schnell gehen«, sagte sie und setzte sich wieder. »Ich habe nicht allzu viel Zeit.«
    »Sie sind keine Frau für einen Mann wie Roger. Covarrubias hätte zu Ihnen gepasst, er ist ruhig und sanft. Ich wäre Roger gewachsen gewesen. Sie sind es nicht.«
    »Ich bin nicht geblieben, damit Sie mich beleidigen. Sprechen Sie über diese angebliche Hochzeit oder ich

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