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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Diogo.«
    Sabas konnte sich kaum auf den Beinen halten. Mit Gabinas Hilfe wusch er sich, so gut es ging.
    »Ich werde dir etwas zu essen bringen«, sagte die Sklavin und verschwand in der Küche.
    Sabas warf sich auf ein paar herumliegende Ballen und döste, bis Gabina mit dem Mate-Tee und einem Stück Brot zurückkam. Man hörte eine Glocke. Elodia, die Köchin, kam mit einem Topf heraus, um Milch zu kaufen.
    »Ach, Elodia, haben Sie schon gehört?«, sagte der Milchverkäufer und sprang vom Pferd. »Es hat einen riesigen Tumult gegeben!«
    Die Sklaven versammelten sich beim Stall, um dem Jungen zuzuhören, der von den Ereignissen der vergangenen Nacht berichtete. Immer wieder wurde sein Bericht von Ausrufen und Tränen unterbrochen, denn es gab viele Opfer unter den Schwarzen. Servando, der Sabas keine Minute aus den Augen ließ, sah, wie er zusammenzuckte, als der Milchmann berichtete, man habe Papá Justicia verhaftet.
    »Es heißt, die Soldaten des Vizekönigs haben sein Haus in Mondongo gestürmt und ihn auf einem Stuhl schlafend vorgefunden. Sie haben ihn herausgezerrt und ins Fort gebracht.«
    Sabas hörte sich den Bericht nicht bis zu Ende an. Die Nachricht von der Revolte hatte bereits die Runde gemacht, und an den Straßenecken konnte man sehen, wie aufgewühlt die Gemüter der Leute waren. Überrascht sah Servando, wie Sabas im Haus von Álzaga verschwand. Nach kurzer Zeit kam er wieder heraus und ging Richtung Plaza Mayor. Vor der Tür des Stadtrats blieb er stehen und sprach mit einem kleinen Sklaven. Servando kannte ihn. Er hieß Remigio und begleitete seinen Herrn überall hin. Remigio ging in das Gebäude hinein, dann trat Álzaga vor die Tür.
    Obwohl Servando nicht näher herangehen und hören konnte,
was Sabas sagte, beschlich ihn ein übler Verdacht. Álzaga behandelte Sabas mit Verachtung, dann wurde er wütend. Er erhob zwar nicht die Stimme, aber sein anfänglich aschfahles Gesicht wurde knallrot. Gereizt riss er die Arme hoch, wandte sich ab und verschwand im Gebäude.
    Sabas und Remigio gingen ein Stück.
    »Es heißt, ein Sklave habe ihn verpfiffen, als man ihm mit der Folterzange drohte.«
    »Papá Justicia hat mit der Revolte nichts zu tun«, sagte Sabas aufgebracht. »Ich weiß das. Ich selbst habe ihm den Schlaftrunk gegeben. Oder hat er vielleicht nicht geschlafen, als die Soldaten ihn geholt haben?«
    »Keine Sorge. Mein Herr wird dafür sorgen, dass er freikommt, weil er Angst hat, du plauderst bei seiner Frau.«
    Sabas ging Richtung Bajo und am Fluss entlang bis zum Mondongo-Viertel. Er passierte das Gebiet der Wäscherinnen und betrat einen einsamen Wald. Offensichtlich kannte er sich dort gut aus. Er erreichte einen Gummibaum und setzte sich auf eine freiliegende Wurzel. Er schob die Hand in einen Hohlraum im Stamm und holte eine Dose heraus, die Señorita Leonilda abhanden gekommen war. Servando erkannte sie wieder.
    »Sabas!«, rief er ihn.
    »Oh! Was machst du denn hier? Verfolgst du mich etwa?«
    »Ja. Ich bin gekommen, um dich zu töten als Rache für das, was du Elisea angetan hast.«
    »Hau ab! Ich habe ihr nichts getan.«
    Sabas nahm einen dicken Beutel aus der Dose, drückte ihn gegen seine Brust und wich ein paar Schritte zurück, bis er über einen am Boden liegenden Baumstamm fiel.
    »Hau ab!«
    »Du warst es, nicht wahr? Du hast Álzaga das von dem Sklavenaufstand erzählt. Du hast unsere Leute in den Tod geschickt, für Geld, wie ich sehe.«
    »Das ist eine Lüge! Das hier habe ich mir durch redliche Arbeit verdient. Ich weiß nichts von einer Revolte.«
    »Durch redliche Arbeit? Du lügst, Sabas! Du bist der verachtenswerteste Mensch, den ich kenne. Keiner ist so niederträchtig wie du. Ich freue mich, dass ich es bin, der dich in die Hölle schicken darf.«
    Sabas versuchte aufzustehen, doch Servando stürzte sich auf ihn und hielt ihn an den Knöcheln fest. Der Sklave strampelte, konnte aber seinen Widersacher nicht abschütteln. Als er sich nach einem Faustschlag von Servando ans Kinn fasste, fiel der Beutel zu Boden. Plötzlich hörte er ein Geräusch wie das Reißen von Stoff. Er schlug die Augen auf und brauchte einen Moment, bis er begriff, dass Servando seine Hose zerrissen hatte und ein Messer an seine Genitalien hielt.
    »Für Elisea«, sagte dieser und schnitt zu.
    Sabas Schreie konnte man im ganzen Wald hören. Servando versetzte ihm noch mehrere Stiche in Bauch und Brust, schnappte sich den Beutel mit dem Geld und verschwand.
     
    Als Melody erwachte,

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