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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Händler.«
    »Ich werde Servando hinschicken.«
    »Danke.«
    Trinaghanta klopfte, eine Tasse Kamillentee in der Hand. Er war heiß und süß, und schon nach den ersten Schlucken fühlte Melody sich besser.
    »Hier, iss wenigstens etwas Süßes.«
    Lustlos biss Melody in das Marzipan.
    »Trinaghanta, sag Servando, ich muss ihn sehen.«
    »Servando ist nicht da. Wir haben ihn seit gestern Abend nicht gesehen.«
    Anfangs wussten sie nicht, ob es Gelächter oder Schreie waren. Doch bald hörten sie, dass es sich um wüste Beschimpfungen handelte, die immer näher kamen. Blackraven stand auf. In dem Moment ging die Tür auf, und Tommy Maguire stürmte herein. Melody dachte, sie habe einen Geist vor sich, und sah im ersten Moment die Waffe nicht, die er auf Blackraven gerichtet hatte.
    »Ich werde dich töten, du Hurensohn«, hörte sie ihn sagen. Wie in Trance sprang sie aus dem Bett und stellte sich vor Roger.
    Blackraven warf sich zu Boden und riss Melody mit. Die Kugel landete hinter ihnen in der Wand. Tommy starrte auf den rauchenden Lauf des Revolvers.
    »Isaura«, schrie Blackraven verzweifelt. »Ist alles in Ordnung? Bist du verletzt?«
    »Nein, es ist alles in Ordnung.«
    »Was sollte dieser Wahnsinn? Die Kugel hätte dich treffen können! Dieser elende Mistkerl!« Er packte Tommy am Hals. »Du hättest deine Schwester töten können! Die Kehle hätte ich dir durchgeschnitten.«
    »Ich wollte
Sie
töten«, erwiderte Tommy. »Mieses Engländerschwein! Sie haben Pablo und viele andere auf dem Gewissen.«
    »Pablo ist tot?«, rief Melody.
    »Ja, er ist tot. Sein letzter Gedanke galt dir, du Unglückliche. Und du steigst mit diesem Verräter ins Bett. Du widerst mich an!«
    »Wovon sprichst du, Tommy?«
    »Dein Mann ist ein Verräter. Er hat von der Revolte erfahren, die wir gegen die größten Sklavenhändler geplant hatten, und seinen Kumpel und Geschäftspartner Álzaga gewarnt. Als wir gestern angriffen, haben seine Männer schon auf uns gewartet. Es war das reinste Massaker. Fast alle sind umgekommen. Und die Überlebenden wären auch besser tot, denn auf sie wartet nur die Folter.«
    »Roger«, stammelte Melody. Sie taumelte ein paar Schritte zurück und ließ sich auf das Bett fallen. »Roger, was sagt Tommy da? Wusstest du davon?«
    »Natürlich wusste er davon. Servando hat ihm alles gesteckt. Auch so ein Verräter, den ich in Stücke reißen werde, wenn er mir unter die Augen kommt. Er hat uns schon damals verpfiffen, als wir die Brenneisen der Compañía de Filipinas gestohlen haben. Außer Pablo und uns beiden war er der Einzige, der davon wusste.«
    »Du phantasierst, Maguire«, sagte Blackraven.
    »Bevor er starb, hat Pablo mir gesagt, dass Somar ihn bei Basavilbaso herausgeholt hat. Und ich habe Servando in dieser Teufelshöhle gesehen, in die man uns geworfen hat. Wollen Sie jetzt etwa immer noch behaupten, Sie hätten nichts gewusst?« Er zog ein Messer aus dem Gürtel und richtete es auf Blackraven.
    »Roger, hast du es gewusst?«
    »Ja, ich wusste es.«
    Melody war tief getroffen. Sie starrte ihn an.
    »Isaura, bitte, du wirst doch nicht glauben, ich hätte deinen Bruder verraten?«
    Maguire stürzte sich mit der Waffe auf ihn, doch Blackraven wich geschickt aus.
    »Hör auf, Maguire. Ich will dir nicht wehtun.«
    »Ich werde nicht aufhören, bis Sie tot vor mir liegen. Sie werden für Pablo bezahlen.«
    »Wenn du mich tötest, wird der Verräter, wer es auch ist, weiterleben.«
    Tommy stach zu und Blackraven sprang zur Seite, packte ihn am Handgelenk und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Gleichzeitig zwang er ihn, das Messer fallen zu lassen.
    »Ich habe keine Ahnung, wer der Verräter ist. Somar und Servando habe ich geschickt, um dich und Pablo zu beschützen, selbst auf die Gefahr hin, dass ihr sie erkennen und das
Schlimmste vermuten würdet; das war mir gleich, denn euer Leben ging vor. Wenn du heute noch lebst, hast du das Servando zu verdanken. Bei Pablo kam Somar zu spät. Such den Verräter unter deinen Leuten. Jemand hat dich für ein paar Goldmünzen verkauft. Und jetzt verschwinde und versteck dich, denn die gesamte Stadt ist hinter dir her! Ich kann dir helfen, wenn du willst.«
    »Eher würde ich den Teufel um Hilfe bitten!«
    Trinaghanta hatte Shackle und Milton geholt, die aber erst eingriffen, als Blackraven ihnen ein Zeichen gab.
    »Gebt ihm ein Pferd und besorgt ihm Vorräte!«
    »Ich werde von Ihnen nichts annehmen, Sie verdammter Mörder und Verräter.«
    »Tommy!«, rief

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