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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Paraguay war nicht zu verachten, denn dort wuchsen harte Edelhölzer, die ihre Zweckmäßigkeit beim Schiffsbau jeden Tag unter Beweis stellten.
    Diese Gebiete der Südhalbkugel befanden sich größtenteils unter den Fittichen der europäischen Länder, oder es herrschten primitivste Lebensbedingungen. Es wäre nicht schwierig, sie zu scheinbar politisch souveränen Staaten zu machen, die in Wahrheit aber wirtschaftlich und finanziell abhängig waren. Sein Leitfaden war das von ihm hoch geschätzte Werk
Der Fürst
von Machiavelli. Er plante mit äußerster Sorgfalt jeden Schritt des ehrgeizigen Unterfangens.
    Um das Unternehmen zum Erfolg zu führen, hatten sich die Mitglieder des Bündnisses in fünf nach Gebieten aufgeteilte Gruppen zusammengeschlossen. Jede Gruppe hatte einen ersten Offizier, dem sie Bericht erstattete, aber die Entscheidungen wurden vom Rat des Bündnisses getroffen, der aus den sechs
wichtigsten Männern bestand und unter denen Roger Blackraven den Titel »Großmeister« innehatte. Außerdem war er der erste Offizier seiner Gruppe, die für Süd- und Mittelamerika sowie Mexiko zuständig war.
    Seine Obsession, alles aufs Akribischste zu planen, führte dazu, dass er immer wieder alles durchging und sich seinen Bündnisgefährten gegenüber wie ein Tyrann aufführte. Das Geheimnis des Erfolgs lag in einer umfassenden Kenntnis der Region und der Gesellschaft, die man beherrschen wollte. Informationen und Informanten waren dabei das wertvollste Gut. So wusste er beispielsweise, dass die Abneigung gegenüber den Spaniern am Río de la Plata in dem Maße zunahm, in dem die wachsende Zahl von Kreolen von den Staatsgeschäften ausgeschlossen blieb.
     
    Aus der Dunkelheit des Hofes tauchte Papá Justicia auf, entblößte sein kurz geschorenes, graues Haupt und verneigte sich respektvoll.
    »Herr Roger, Somar sagte mir, Sie wollten mich sehen.«
    »Danke, dass du gekommen bist, Justicia. Komm, lass uns weiter bis zur Mauer am Ende meines Grundstücks gehen. Hier schlafen die Sklaven.«
    Sie gingen ein Stück schweigend nebeneinander her. Blackraven verlangsamte seinen Schritt und passte sich dem des anderen an.
    »Es ist eine Revolte geplant, Herr Roger.«
    »Gegen wen?«
    »Von den Sklaven gegen die wichtigsten Sklavenhändler.«
    Blackraven blieb stehen und studierte das Gesicht seines Informanten im schwachen Schein des Mondes.
    »Steckst du dahinter?«
    »Ja, ich und ein paar fahrende Händler. Wir werden von einer großen Anzahl Sklaven unterstützt.«
    »Und was ist mit dieser Gruppe Franzosen, von denen du mir vor einiger Zeit erzählt hast? Sind sie auch dabei?«
    »Nein.«
    »Wer ist das Ziel?«
    »Álzaga, Sarratea und Basavilbaso.«
    »Alle drei zur gleichen Zeit?«
    »Ja.«
    »Wann soll das stattfinden?«
    »Das wissen wir noch nicht genau. Wir müssen uns erst Waffen besorgen und den Sklaven beibringen, wie man mit ihnen umgeht. Sie wissen, Herr Roger, es ist ihnen verboten, Waffen zu tragen, und dementsprechend ungeschickt stellen sie sich an. Wir müssen ihnen alles zeigen.«
    Blackraven senkte den Blick und kratzte sich am Kinn. Papá Justicia sah ihn an. Er war der einzige weiße Mann, den er fürchtete und bewunderte, der Einzige, zu dem er ›Herr‹ sagte und den er nie versucht hatte zu verhexen. Er kannte die Grenzen seiner Magie und wusste, dass er den Willen dieses Mannes niemals beugen würde.
    Blackraven überlegte. Ein Aufstand, welcher Natur auch immer, kam ihm sehr gelegen: Er würde die Kolonialregierung zerschlagen. Blackraven dachte an Álzaga, den großen Verteidiger des Vizekönigreiches und Spaniens. Der Baske hatte sein Geld mit Schmuggel verdient, eine Folge des Monopols, das den amerikanischen Kolonien von der Metropole auferlegt worden war. Schmuggel war an der Tagesordnung, und auch die Behörden drückten ein Auge zu, solange sich ihre Taschen füllten. Blackraven wusste, dass die Zollbeamten den illegalen Handel unterstützten und dass der königliche Wirtschaftsminister, Félix Casamayor, selbiges duldete. Wenn man freien Handel und eine beträchtliche Senkung der Steuern auf Im- und Exporte verfügte, wäre es vorbei mit dem Schmuggel und den satten Gewinnen. Álzaga und die anderen Schmuggler waren genau wie
ihre Zulieferer gegen die Unabhängigkeit. Es war besser, wenn sie ihre Macht verlören. Der Sklavenaufstand nutzte dem Plan der Liga.
    »Ich werde euch Waffen beschaffen«, sagte er, »aber mein Name darf bei deinen Kampfgefährten nicht

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