Dem Winde versprochen
Pfund.«
»Dreißigtausend Pfund!«, echauffierte sich Napoleon. »Mit dem Geld könnte ich mein gesamtes Heer ein Jahr lang versorgen. Was für ein Blödsinn!«
»Majestät, ich muss Euch nicht daran erinnern, welche Schwierigkeiten uns der Schwarze Skorpion in der Vergangenheit bereitet hat.«
Napoleon dachte nach, und keiner seiner Untergebenen traute sich, ihn dabei zu stören. Überzeugt, dass ihm Europa zu Füßen liegen würde, wenn die europäische Monarchie erst einmal zerstört war, wägte Napoleon ab, was es für Vorteile brächte, wenn er einen Mann mitten im Herzen von Whitehall hatte, der ihm half, die englische Macht zu zerstören.
»Manchmal denke ich, es wäre für Frankreich das Beste, sich mit den Schwarzen Skorpion zu verbünden. Der verfluchte Bastard scheint unbesiegbar zu sein.«
Fouché wurde steif. Niemand sprach dem Schwarzen Skorpion sein großes Können ab. Vielleicht hätte er in der Vergangenheit selbst mit dem Gedanken gespielt, ihn für Frankreich einzuspannen. Doch seit einiger Zeit war die Sache zwischen ihm und dem Schwarzen Skorpion persönlich geworden.
Nie würde er die Nacht vergessen, in der er von einem keuchenden Atem geweckt wurde. »Fouché«, hörte er im Halbschlaf. Er richtete sich auf und machte die Lampe an. Der Anblick der von unten übergroß wirkenden schwarz gekleideten Gestalt mit der Ledermaske versetzte ihn in Angst und Schrecken. Wie ein Tölpel saß er da und konnte sich nicht rühren. Die Gestalt reichte ihm Papiere, die er sofort als die Geheimdokumente erkannte, die er Bonaparte am nächsten Tag auf dem Schlachtfeld überreichen sollte. Woher hatte der Maskierte sie? Wie hatte er die Truhe geöffnet? Wie hatte er die Wachposten vor seinem Haus überlistet?
»Ich bin der Schwarze Skorpion. Sie enttäuschen mich, Herr Minister. Ihre Tricks langweilen mich. Sie sind so leicht zu durchschauen.«
Fouché versuchte, nach der Waffe auf seinem Nachttisch zu greifen, doch der Spion sagte hämisch: »Die finden Sie in der Toilette wieder«. Dann war er in der Dunkelheit verschwunden.
Und jetzt wollte Napoleon ausgerechnet ihn in seinen Reihen haben.
»Wir würden ihm nie vertrauen können«, sagte Fouché.
»Jeder von uns hat seinen Preis. Die einen verkaufen sich billiger, die anderen teuer. Was ist der Preis des Schwarzen Skorpions?«
»Schwer zu sagen, wir wissen ja nichts über ihn. Einige halten ihn für einen Patrioten, einen Nationalhelden, und andere behaupten, er sei ein skrupelloser Geschäftemacher.«
»Niemand ist ein Patriot, Fouché. Wer einen Finger rührt, tut das nur, weil es ihm selbst Vorteile bringt.«
Ein solcher Kommentar aus Napoleons Munde, das war schon heikel. Aber er hielt den Mund und wartete. Er wollte nur die dreißigtausend Pfund und sich dann wieder seiner Arbeit zuwenden.
»Was weißt du über den Mörder, den du angeheuert hast, um den Schwarzen Skorpion zu töten – die Kobra, sagtest du?«
»So ist es, Majestät.«
»Was hat er bis jetzt erreicht? Er ist doch schon seit Monaten an der Sache dran.«
»Bis jetzt nichts Entscheidendes. Wir glauben, dass er sich in London aufhält. Er sagte uns, er verfolge eine Spur. Mehr weiß ich nicht. Er hat eine seltsame Arbeitsmethode, aber es heißt, sie führe immer zum Erfolg.«
»Welche Sicherheit haben wir, dass der Name des Schwarzen Skorpions, den man uns verkauft, der richtige ist?«
»Bis es sich bestätigt, keine. Die Quelle ist auf jeden Fall vertrauenswürdig. Es handelt sich um einen Verbündeten des Spions, der sich aus irgendeinem Grund an ihm rächen will.«
»Er könnte genauso gut behaupten, er sei Pius VII ., um uns zu überzeugen.«
»Man würde es sich gut überlegen, mir falsche Informationen zu verkaufen.« Napoleon lächelte wohlwollend und fragte dann:
»Warum müssen wir die Information kaufen? Warum nehmen wir ihn nicht gefangen und pressen sie mit Gewalt aus ihm heraus?«
»Der Mann ist nicht dumm. Er hat Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
Napoleon ging umher, die eine Hand am Kinn, den linken Arm auf dem Rücken, den Blick auf den Boden gerichtet. Fouché wurde langsam nervös. Aus Erfahrung spürte er, dass es eine Änderung im Plan geben würde, und das gefiel ihm überhaupt nicht.
»Ich werde dir die dreißigtausend Pfund geben, und wenn du den Namen hast, wirst du die Kobra kontaktieren und ihn weitergeben. Aber du wirst ihm die Anweisung geben, ihn uns lebend zu bringen. Der Mann ist viel zu wertvoll, um ihn zu töten, ohne ihm die
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