Dem Winde versprochen
kündigte eine Sklavin die Ankunft von Doktor Argerich an, der auf Wunsch von Blackraven einen Kollegen mitgebracht hatte, einen gewissen Agustín Fabre. Erst kümmerten sie sich um Víctor, der in einem sehr guten Zustand war. Sie wiesen Melody an, mit der Bromidbehandlung fortzufahren, die Wirkung gegen die epileptischen Anfälle zeigte. Dann beschäftigten sie sich lange mit Jimmy. Nach der Untersuchung sprachen die Ärzte mit Blackraven hinter verschlossenen Türen.
»Es ist unwahrscheinlich, dass der kleine Maguire das Erwachsenenalter erreicht«, lautete Argerichs Diagnose. »Er leidet unter einer irreversiblen Herzschwäche. Die Lungen sind unterentwickelt, vielleicht aufgrund des Herzfehlers.«
»Kann man denn nicht irgendetwas tun?«, fragte Blackraven. »Ganz gleich, was es kostet.«
»Nichts, Exzellenz«, sagte Fabre. »Wir müssten sein Herz entfernen und ihm ein neues einpflanzen. Und wie Sie wissen, ist das unmöglich.«
»Ich muss zugeben, dass ich überrascht bin, dass der kleine Patient überhaupt so alt geworden ist«, bemerkte Argerich. Blackraven musste an Papá Justicias Worte denken, dass Jimmy nur durch den starken Willen seiner Schwester noch lebte.
»Exzellenz, ich bin mit meinem Kollegen Doktor Argerich übereingekommen, dass wir dem Patienten eine Dosis Digitalin verabreichen sollten. Das stärkt das Herz und hält den Rhythmus stabil. Wir haben Señorita Maguire das Rezept schon gegeben. Aber es ist ein teures Medikament.« Blackraven winkte ab.
Weder Blackraven noch Melody erwähnten den Arztbesuch. Das Rezept wurde zu dem besten Apotheker gebracht, der das
Medikament herstellte, und Jimmy nahm das Tonikum, das ihm offensichtlich guttat. Er hatte keine bläulichen Lippen mehr, und seine Wangen bekamen wieder etwas Farbe. Siloé bereitete das Essen nach Anweisung der Ärzte zu, und nach ein paar Wochen hatte er etwas zugenommen. Weil ihm frische Luft guttat, kam Béatrice auf die Idee, mittags Picknicks im Grünen abzuhalten. Sie legten Decken aus, zogen die Schuhe aus und gingen zum Fluss, um die Füße ein wenig abzukühlen; sie aßen mit den Fingern und lachten, wenn sie sich mit Marmelade bekleckerten.
Einmal schloss Blackraven sich ihnen an. Sie glaubten zuerst, das würde die Stimmung verderben, doch am Ende des Tages waren sie anderer Meinung, besonders Jimmy, Víctor und Angelita. Blackraven bastelte Papierschiffchen, die sie mit Weidenstöcken steuerten; er zeigte ihnen, wie man Steine über die Wasseroberfläche schnellen ließ, und sie brachten eine gute Weile mit der Suche nach den passenden Steinen zu. Er erzählte ihnen die Legende von Ikarus, und Víctor wollte darauf sogleich in den Hühnerstall gehen, die größten Federn einsammeln, sie von Siloé ankleben lassen und vom Glockenturm springen, was bei den Kleinen Begeisterungsstürme, bei den Erwachsenen nur Gelächter hervorrief. Melody und Blackraven sahen sich an. Sie lächelte schüchtern, und er dachte, wie schön es wäre, sie immer so glücklich zu sehen.
Ein paar Kinder, die Melody kannten, kamen auf sie zu, und die Kleinen baten um Erlaubnis, mit ihnen spielen zu dürfen.
»Nehmt das hier«, sagte Melody und packte die Reste des Mittagessens in Servietten ein. »Gebt ihnen auch was von dem Hähnchen und dem Spritzkuchen ab.«
Leonilda und Elisea entschuldigten sich und machten sich auf zu ihrem üblichen Spaziergang über die Alameda.
»Roger«, sagte Béatrice, »bei deiner Ankunft hast du von einem Mann erzählt, den du mir vorstellen wolltest. Wann werden wir ihn kennenlernen?«
»Wenn es dir recht ist, wollte ich ihn übermorgen nach El Retiro einladen.«
»Aber natürlich. Könnten wir auch Mister Traver einladen? Ich möchte, dass du ihn kennenlernst.«
»Ja, du kannst ihn einladen. Ich habe schon das Datum für die Soirée festgelegt. Wenn wir zu Hause sind, nenne ich dir die Details, damit du die Einladungen schreiben kannst.«
»Einverstanden.«
Dann wandte Blackraven sich an Melody: »Señorita Isaura, ich glaube, Fuoco würde ein wenig Bewegung guttun, genau wie meinem Black Jack. Ich möchte, dass Sie mich auf einem Ritt über die Alameda begleiten.«
Melody gab zu bedenken, sie könne unmöglich Béatrice mit der Aufsicht über die Kinder belasten.
»Mach dir keine Sorgen. Das übernehme ich gerne. Außerdem kommen Leonilda und Elisea bald zurück«, sagte Béatrice.
Melody und Blackraven gingen schweigend zu dem Wäldchen, wo die Pferde weideten.
»Ich möchte, dass du rittlings
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