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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Wir haben Zimmer in einem luxuriösen Gebäude in Belgrave Road, im Herzen der Stadt, gemietet. Rupert und Peter gehen uns zur Hand, zwei ausgebuffte Taschendiebe, deren Finger geschickt jeden feinen Herrn um seine Brieftasche erleichtern. Sie sind gute Verfolger, unbemerkt heften sie sich an die Fersen der Opfer. Sie sollen sich an
zwei Männer von der Liste hängen: Frederick Musgrove und Conrad Phillips, und natürlich an Simon Miles, der nach dem Kommentar von Monsieur Randieu wieder verdächtig ist.
    Wir klappern alle möglichen Papier- und Tabakläden, die berühmtesten, aber auch die abgelegenen, auf der Suche nach dem Siegellack ab, den der Schwarze Skorpion bei seiner Nachricht verwendete. Bis nach Hampstead sind wir gefahren. Es ist ein besonderer Lack, von ungewöhnlicher, schwer zu definierender Farbe: zwischen Burgunderrot und Dunkelblau. Die Verkäufer schauen uns misstrauisch an. Für sie sind wir ein seltsames Gespann.
    Wir haben uns auch mit dem Siegel des Skorpions beschäftigt. Es könnte sich um das Werk eines Künstlers handeln. Es ist allgemein bekannt, dass die Adeligen ihre Siegel und Juwelen nur bestimmten Juwelieren anvertrauen, damit nichts gestohlen oder ausgetauscht wird.
    Desirée muss ihr gesellschaftliches Leben in London wieder aufnehmen. Sie wird sich bei den Salons von Almack, in den Vauxhall Gardens und dem Tattersall Market blicken lassen. Vor allem muss sie unbedingt eine Einladung zu einer Abendgesellschaft bekommen, bei der sich die Crème de la Crème von Whitehall versammelt; ein Treffen mit Lord Bartleby, dem Chef des Außenministeriums ist unverzichtbar. Sie wird ihre Karte bei Lady Sommers abgeben und ihr mitteilen, dass sie in der Stadt ist, damit die alte Aristokratin ihr Termine arrangiert. Dafür werden wir einige angehäufte Schulden für sie bezahlen.
    Rupert und Peter verlieren keine Zeit. Sie wissen bereits, wo die drei Herren wohnen. Simon Miles ist ein Freund von Lord Bartleby, auch wenn er ihn nie im Amt aufsucht. Sie unterhalten sich im Club in der Saint James Street, und Miles hat ihn sogar in seine Wohnung in der Cockspur Road eingeladen. Es sieht so aus, als handele es sich um eine reine Männerfreundschaft, die nichts mit den Aktivitäten von Bartleby als Chef der englischen Spionage zu tun hat. Musgrove und Phillips wurden in Whitehall mehrfach gesichtet.
Bei ihnen verkehren nicht nur Lord Bartleby und andere Mitglieder des Außenministeriums, sondern sogar der Premierminister höchstpersönlich.
    In den kommenden Nächten werde ich mich in die Kobra verwandeln, ihre Herrenhäuser durchkämmen und sehen, was ich finde. Meine Nase sagt mir, dass keiner von ihnen der Schwarze Skorpion ist, aber ich bin nah dran.

Kapitel 12
    Blackravens Stichwunde wurde mit keinem Wort mehr erwähnt. Melody war überrascht, als sie ihn am nächsten Tag beim Frühstück antraf, frisch gebadet und elegant gekleidet. Auch wenn er einen gutgelaunten Eindruck machte, sah man ihm an, dass er eine schlimme Nacht hinter sich hatte.
    Blackraven hatte trotz des Melissen- und Baldriantees, den Trinaghanta ihm zubereitet hatte, kein Auge zugetan. Eine innere Unruhe hatte ihn wachgehalten. Auf einmal erschien ihm das Bett groß und leer. ›Isaura, Isaura‹, sagte eine innere Stimme immer wieder. Er wollte sie aus seinem Kopf auslöschen, sie mit einem Federstrich wegwischen, doch je mehr er sich bemühte, desto schlimmer wurde es. Sie war doch nur eine schutzlose Waise, und er ein erfahrener Mann mit einer heiklen Mission.
    »Du verflixtes Mädchen, was machst du nur mit mir?«, klagte er laut.
    Die Szene im Stall hätte ihn das Leben kosten können, und alles nur wegen seiner Eifersucht.
    Es hatte nichts genutzt, El Retiro zu verlassen, Trost in den Armen einer anderen zu suchen und sich in die Aufgaben zu stürzen, wegen derer er eigentlich am Río de la Plata war. Isaura war in seinem Kopf, und er konnte an nichts anderes denken.
    Doch wer war Isaura Maguire eigentlich? Sie verwirrte ihn. Normalerweise war das bei Frauen nie der Fall. Er hielt sie für vorhersehbar: für Geld und gesellschaftliche Stellung verkauften sie ihren Körper an den Meistbietenden. Isaura war ganz anders. Anfangs hatte ihm ihre Klugheit imponiert, dann die sanfte Art
im Umgang mit den Kindern, das Mitleid mit den Sklaven, die Loyalität gegenüber ihrem Vater. Es verwirrte ihn, dass sie so großzügig lieben konnte. Er respektierte und bewunderte sie. Er wollte sie für sich.
    Gleich nach dem Frühstück

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