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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Sie nicht so starrköpfig!«
    »Kein Opium. Somar, bring mir einen Whisky. Los, Trinaghanta, mach die Wunde sauber und näh sie zu.«
    Das war zu viel für Melody. Sie könnte es nicht ertragen, mitansehen zu müssen, wie Blackraven bei jedem Stich wegen ihr litt. Sie fühlte sich erbärmlich und wollte das Zimmer verlassen.
    »Isaura, komm her.«
    Sie trat ans Fußende des Bettes und stützte sich an der Stange des Baldachins ab, den Blick gesenkt. Sie spürte, dass Roger sie ansah.
    »Wer hat auf mich eingestochen?« Sie gab keine Antwort. »Nun, sag schon«, forderte er sanft.
    »Pablo.«
    »Auch einer deiner Brüder?«
    »Nein. Pablos Vater war Vorarbeiter auf unserem Hof. Tommy und er sind eng befreundet.«
    Jetzt wusste er, wer sie bei dem Ausflug zur Real Compañía de Filipinas begleitet hatte.
    »Tommy«, wiederholte er. »Dein Bruder scheint mir ein ziemlicher Hitzkopf zu sein.«
    Melody nickte. Unwillkürlich musste sie an die Tarotsitzung bei Madame Odile denken. Ob er der Narr war? Und dann dachte sie an den Herrscher, die Hauptkarte, das musste Blackraven sein. Ihre Mutter wäre außer sich gewesen, wenn sie erfahren hätte, dass sie anfing, solchem Hokuspokus Glauben zu schenken.
    »Wie alt ist er?«
    »Neunzehn.«
    »Was hatte er auf meinem Besitz zu suchen?«
    »Er wollte Fuoco holen. Werden Sie die beiden anzeigen?«
    »Verdient hätten sie’s«, sagte er ohne jede Strenge. »Findest
du nicht? Sieh mich an, Isaura. Los, ich will dein Gesicht sehen.« Langsam hob Melody den Kopf. »Was soll ich tun, Isaura?«
    Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu und tat Blackraven fast leid. Sie wirkte blass und aufgewühlt.
    »Sie … «
    »Was, sie?«
    »Sie haben seit dem Tod unserer Eltern so viel mitgemacht. Das Leben war für uns alle nicht leicht.«
    Sie hasste es, an das Mitleid zu appellieren, aber sie hatte keine Kraft mehr, um aufzubegehren. Sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten, aber es gelang ihr nicht.
    »Es tut mir so leid, was geschehen ist. Ich schäme mich so. Jetzt müssen Sie all das mitmachen, und ich bin schuld daran … «
    »Isaura, komm einmal her.«
    Sie ging auf das Kopfende zu. Der Ärmel von Trinaghantas eigenartigem Gewand lag über Blackravens Brust, während ihre Finger fachmännisch die Wunde reinigten. Melody betrachtete ihr Gesicht, die vollen Lippen, die vorstehenden Wangenknochen und die großen, schwarzen Augen. Trinaghanta lächelte ihr zu.
    »Mach dir keine Sorgen, das ist nichts, nur ein oberflächlicher Schnitt. Trinaghanta weiß, wie man damit umgeht. Sie kennt das schon. Ich werde Pablo nicht anzeigen, und deinen Bruder schon gar nicht.«
    Melodys Lächeln linderte den Schmerz des Stichs und Blackraven dachte: ›Es ist das erste Mal, dass sie mich anlächelt.‹
    Nachdem Miss Melody den Raum verlassen hatte, kam Somar auf ihn zu und schaute ihn finster an.
    »Du warst blind vor Eifersucht und hast darüber deine Sicherheit vergessen. Ich erkenne dich nicht mehr wieder, Roger.«
    »Ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder, mein Freund.« Dann seufzte er und schloss die Augen.
    Elisea Valdez e Inclán schob das Laken beiseite und schlüpfte aus dem Bett. Als sie die Pantoffeln angezogen und die Mantille umgelegt hatte, zündete sie den Kerzenleuchter an und verließ das Zimmer. Sie würde verrückt vor Angst, wenn sie nicht nach Servando sah. Blackraven hatte ihn vor Stunden in den Halsstock gespannt. Aus der Küche würde sie Wasser und etwas zu essen mitnehmen.
    Als er die Tür des Schuppens quietschen hörte, hob Servando den Kopf. Jede Bewegung löste einen Schmerz aus, der bis in die Zehen zog. Er erkannte sie erst, als sie direkt vor ihm stand.
    »Trink«, sagte Elisea und hielt ihm den Krug an den Mund.
    Manchmal dachte Servando, er habe den Ozean im Kielraum einer Schiffes durchquert und unzählige qualvolle Tage erlitten, um die einzige Frau zu treffen, die je sein Herz erobert hatte: Elisea Valdez e Inclán. Die Schönheit der jungen Frau schmerzte ihn fast. Angesichts ihrer Schönheit fühlte er sich noch unwürdiger, als er es durch die Sklaverei und die Misshandlungen sowieso schon tat. Er war ein Niemand, ein Neger, der Tiere ausnahm. Sie hingegen war eine Kostbarkeit, ein Juwel.
    Einerseits gefiel ihm seine Arbeit – sie erinnerte ihn an seine Zeit als Jäger in der Savanne –, andererseits betrübte es ihn, dass der Beruf so schlecht angesehen war. Die Leute stellten sich immer Männer in Lumpen beladen mit Körben voller Eingeweide und

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