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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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sagte sie.
    Servando bettete sie auf den Strohsack, der ihnen seit einiger Zeit als Liebeslager diente, und zog sie voller Ungeduld aus. Obwohl sie sich jeden Tag liebten, wollte die Glut ihrer Körper nicht nachlassen. Danach lagen sie noch eine Weile eng umschlungen da, nur vom Gurren der Tauben umgeben. Elisea hatte ihm die Reste des Mittagessens mitgebracht. Sie stibitzte sie, wenn Siloé sich in ihr Zimmer zurückzog, um ihr Pfeifchen zu rauchen.
    »Wann fliehen wir?«, fragte Elisea. »Ich halte es nicht mehr lange aus.«
    »Ich muss erst noch ein paar Dinge erledigen«, erklärte ihr Servando geduldig.
    »Was für Dinge?«
    »Es ist besser, wenn du davon nichts weißt.«
    Verärgert wollte Elisea aufstehen, doch Servando hielt sie zurück.
    »Geh noch nicht. Lass uns lieber über angenehmere Sachen reden. Erzähl mir, was du heute gemacht hast.«
    »Das wird dir nicht gefallen. Es geht um deine Miss Melody.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Man munkelt, sie sei die Geliebte von Mister Blackraven.«
    »Was redest du da? Warum sprichst du schlecht über sie?«
    »Es stimmt. Gestern waren sie den ganzen Tag verschwunden und haben auch die Nacht in der Stadt verbracht. Heute Morgen sind sie über und über beladen mit der Kutsche zurückgekehrt. Und an der linken Hand trug sie einen Ring, der mit Sicherheit ein Vermögen gekostet hat. Angelita hat mir erzählt, dass Jimmy seine Schwester gefragt hat, von wem er ist.«
    »Und?«
    »Miss Melody hat geantwortet: von Mister Blackraven.«
    »Verdammt!«
    »Was stört dich daran?«
    »Merkst du denn nicht, dass er sie unter Druck setzt?«
    »Woher willst du das wissen? Sie sah heute Morgen sehr glücklich aus.«
    »Er setzt sie unter Druck, ich weiß, wovon ich rede. Es ist unmöglich, dass Miss Melody einen Mann als Geliebten hat, der Sklaven besitzt und noch dazu Engländer ist.«
    »Du verstehst nichts von Frauen. Niemand würde glauben, dass sich ein junges Mädchen wie ich in einen Sklaven verliebt. Und doch gebe ich mich dir jeden Tag hin. Du machst dir Sorgen um Miss Melody, wie du sie dir um mich nie machen würdest.«
    Sie trennten sich im Unfrieden. Elisea ging, und Servando blieb noch einen Moment auf dem Strohsack liegen, den Kopf auf die Hände gestützt. Er hätte lieber nichts von der Affäre von Miss Melody mit Blackraven erfahren. Jetzt wusste er nicht, ob er sie vor seinem Freund Tommy Maguire verheimlichen oder ob er ihm sagen sollte, was er wusste.
     
    Pierre Désoite, der nach Trinaghantas Beruhigungstrank etwas schläfrig war, zog sich gleich nach dem Abendessen zurück. Die anderen blieben noch im Salon und erfreuten sich an Melodys Harfenspiel.
    Blackraven ließ sie keinen Moment aus den Augen. Einmal hob sie den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Ihr trauriger Gesichtsausdruck rührte ihn zutiefst. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und ihr zugeflüstert, sie solle vergessen, was er gesagt hatte. Doch er wusste, dass angesichts des bevorstehenden Aufstandes ihre Eskapaden ein Ende nehmen mussten. Vielleicht war es schon zu spät. Die Behörden und die mächtigen Männer wurden allmählich ungeduldig, zumal sich die Gerüchte verdichteten, der Schwarze Engel sei an der Brandstiftung bei der Compañía de Filipinas beteiligt. Das hatte ihm sein Spion Zorrilla berichtet.
    Schließlich beendete Melody ihr Harfenspiel. Sie zog sich mit den Kindern zurück, und die anderen folgten bald. Die Sklavinnen schlossen die Fensterläden und die Fenster, und in El Retiro kehrte Ruhe ein. Blackraven verließ sein Zimmer und ging zu den Ställen, wo Somar schon mit Black Jack stand.
    »Ich habe Traver das letzte Zimmer im Ostflügel zugewiesen, weit weg von Isaura, Marie und Louis. Lass ihn nicht aus den Augen.«
    Dann schwang er sich auf Black Jacks Rücken und verschwand in der Nacht. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschah und Black Jack das Tempo hielt, konnte er in einer halben Stunde in der Stadt sein. Nach Information von O’Maley hatte Traver zwei Zimmer im Haus einer Witwe in der Calle de la Piedad hinter der Kathedrale gemietet. Es fiel ihm nicht schwer, das Haus zu finden. Behände kletterte er auf einen Baum, der in den Besitz der Witwe hineinwuchs. Schon stand er auf der Mauer und sprang hinunter. Er holte das Messer aus dem Stiefel und ging zu dem Haus, das einen ziemlich verfallenen Eindruck machte.
    Obwohl er schon lange nicht mehr in fremde Häuser eingebrochen war, empfand er immer noch dieselbe Erregung wie früher. Er bewegte sich

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