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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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der Soirée einander vorzustellen. Das ist ein ehrgeiziger Plan, und es wäre mir ein großes Vergnügen, daran mitzuwirken. Seine Exzellenz hat mir auch versichert, er werde die Kosten für die Wiedereröffnung übernehmen und der Schule jedes Jahr einen bestimmten Betrag stiften.«
    »Das ist ja wunderbar!« Béatrice war begeistert. »Außerdem finde ich, dass es gut wäre, wenn Sie den Kindern Zeichenunterricht gäben. Warum bleiben Sie nicht eine Weile in El Retiro? Miss Melody wäre bestimmt dankbar, wenn Sie Víctor und Jimmy auch die Grundbegriffe der Geometrie beibringen könnten.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das wirklich tun sollte.«
    »Aber natürlich!«
    Verärgert räusperte sich Traver. Von dem Moment an war die Atmosphäre angespannt, und sie beendeten das Frühstück mehr oder weniger schweigend. Traver trank seinen letzten Schluck Kaffee und sprach von einem Termin in der Stadt, der es ihm unmöglich mache, noch länger in El Retiro zu bleiben. Als er gerade gehen wollte, tauchte Blackraven auf und wiederholte noch einmal die Einladung zu der Soirée am ersten Sonntag im Februar. Er begleitete ihn zum Haupteingang, wo ein Sklave gerade das Pferd fertig aufzäumte.
    »Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Exzellenz.«
    »Sie sind immer herzlich willkommen.«
    »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, Señorita Béatrice.«
    »Wir sehen uns dann bei der Soirée, Mister Traver.«
    »Ich hoffe, Sie reservieren die ersten Tänze für mich.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Wieder im Haus, unterbreitete Béatrice Blackraven ihren Vorschlag, dass Pierre Désoite eine Weile in El Retiro bleiben solle.
    »Wir fahren noch heute in die Stadt, um Ihre Sachen zu holen«, bestimmte Blackraven, »und wir geben Doktor Moreno Bescheid, dass Sie die Übersetzung hier fertigstellen werden.«
     
    Gegen Mittag wachte Melody auf. Sie konnte sich nicht erinnern, je in ihrem Leben so spät aufgestanden zu sein. Ihre Glieder schmerzten, und sie hatte Mühe, die Augen zu öffnen. Als sie Jimmy in seinem Bett liegen sah, war sie beruhigt. Sie zog den schweren Vorhang ein wenig auf und sah den klaren Himmel und die Sonne.
    Trinaghanta hatte den Krug auf dem Waschtisch mit Wasser gefüllt und sogar ein paar Tropfen Orangenblütenöl hineingetan. Sie schüttete das Wasser in das Handbecken und erfrischte damit ihr Gesicht. Trinaghanta klopfte leise an der Tür. Melody öffnete und ließ sie herein. Flüsternd tadelte sie sie dafür, sie nicht schon früher geweckt zu haben.
    »Der Herr Roger hat mir befohlen, es nicht zu tun«, rechtfertigte sich die Sklavin. »Wir sollten Sie und Ihren Bruder schlafen lassen.«
    »Ist seine Exzellenz im Haus?«
    »Nein, er ist in die Stadt gefahren und kommt erst am Nachmittag zurück.«
    Melody war enttäuscht, doch dann beschloss sie, dass Beschäftigung
das beste Mittel war, die trüben Gedanken zu vertreiben und die Zeit bis zu Rogers Rückkehr zu füllen.
    Sie ging in die Messe, kümmerte sich um ihren Bruder und gab Víctor Unterricht. Dann überlegte sie gemeinsam mit Miora, was mit all den Stoffen geschehen sollte, die sie aus der Stadt mitgebracht hatte.
    Als Miora und Melody gerade darüber diskutierten, wie das Kleid für die Soirée aussehen sollte, trat Béatrice ins Nähzimmer.
    »Was für ein phantastischer Stoff!«, rief Béatrice aus und ließ ihn zwischen ihren Fingern entlanggleiten. »Erstklassige Seide. Und erst die Farbe! Dieses intensive Blau! Es erinnert mich an die prächtigen Gewänder der französischen Könige. Du nimmst ihn bestimmt für das Abendkleid. Weißt du schon, wie es aussehen soll?«
    Melody schüttelte den Kopf.
    »Darf ich dir etwas vorschlagen?«
    »Ich bitte darum«, erwiderte Melody mit einem Lächeln.
    Béatrice zeichnete ein Modell, an dem Madame Odile ihre wahre Freude gehabt hätte. Melody fand es zu tief ausgeschnitten.
    »Das Einzige, was zählt, ist, dass Roger mit der Wahl einverstanden ist.« Und dann machte Béatrice sich auf die Suche nach Monsieur Désoite.
     
    Um fünf Uhr nachmittags kochte Siloé die Milch ab, um sie unter den Kindern der Wäscherinnen zu verteilen. Seit Blackraven verboten hatte, dass es auf seinem Besitz stattfand, nahm Melody nicht mehr an diesem nachmittäglichen Ritual teil. Aber an diesem Tag band sie sich eine Schürze um und half, den Topf zum Fluss zu tragen. Schon von weitem sah man den Waschplatz, wo die Laken, Decken und anderen Wäschestücke auf den Felsen ausgebreitet lagen. Die Frauen sangen

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