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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Kopfendes von Jimmys Bett auf dem Boden, die Arme auf der Bettdecke, und schlief. Als er auf sie zuging, sah er, dass die Geschwister sich an den Händen hielten.
    Er kniete sich neben sie und strich ihr die Haarsträhnen aus der Stirn. Sie bewegte sich, wurde aber nicht wach. Er nahm sie hoch, trug sie zum Bett und deckte sie zu.
    »Roger«, raunte sie mit geschlossenen Lidern.
    »Ich bin bei dir, Liebes.«
    »Jimmy«, sagte sie und begann zu schluchzen.
    »Weine nicht. Jimmy schläft, es geht ihm gut. Ruh dich jetzt aus, meine Liebe. Du bist erschöpft.« Plötzlich fühlte er sich von der Müdigkeit und dem Elend seines Lebens übermannt. »Liebe mich, Isaura, für immer.«
    »Ja«, murmelte sie im Halbschlaf.
    Blackraven blieb noch ein paar Minuten und sah sie an. Dann verließ er auf Zehenspitzen das Zimmer.

Kapitel 16
    Béatrice konnte die ganze Nacht kein Auge zutun. Als sie es im Bett nicht mehr aushielt, legte sie sich ihren Bademantel über die Schultern und ging hinaus auf den Balkon. Von klein auf hatte sie den Sonnenaufgang geliebt. Sie dachte an die Gärten im Haus ihres Vaters, wo sie mit ihrem Lieblingscousin Roger so oft darauf gewartet hatte, dass es Tag wurde. Zwei Kinder, die den Kindermädchen entwischt waren, um Hand in Hand durch das Gartenlabyrinth zu laufen.
    Sie seufzte und kehrte ins Zimmer zurück. Diese glücklichen, fernen Jahre waren Teil einer Vergangenheit, die ihr manchmal vorkam wie ein Hirngespinst. Sie schüttelte den Kopf, um die Wehmut zu vertreiben, und konzentrierte sich auf die Gegenwart, die ihr eine neue Chance bot. Sie kleidete sich an und ging zum Frühstück nach unten.
    Als William Traver und Pierre Désoite, die einzigen Gäste im Esszimmer, sie sahen, standen sie sofort auf. Béatrice setzte sich ans Kopfende, da Blackraven bereits angekündigt hatte, dass er nicht kommen würde. Miss Melody war auch nicht da, und eine Sklavin teilte ihr mit, dass die Kinder mit Elisea und Leonilda im Studierzimmer frühstückten.
    »Wahrscheinlich dreht seine Exzellenz eine Runde über seinen Besitz«, sagte Béatrice. »Ich hoffe, Ihr Arm hat Ihnen keine unangenehme Nacht beschert, Monsieur Désoite.«
    »Überhaupt nicht. Ich habe wunderbar geschlafen.«
    »Darf ich die Wunde einmal sehen?«, fragte sie kühn, was Traver sichtlich verärgerte.
    Désoite trug nur eine Weste über dem Hemd und krempelte seinen Ärmel hoch. Trinaghanta hatte die Wunde nicht verbunden, damit sie schneller heilte. Man sah nur noch vier Zahnabdrücke.
    »Jetzt kann man nur hoffen, dass sie sich nicht entzündet«, meinte Béatrice.
    »Ach was, ich habe eine gute Konstitution. Bei mir hat sich noch nie eine Wunde entzündet.«
    Béatrice lächelte ihm charmant zu und wandte sich dann an Traver: »Schmeckt Ihnen der Kaffee, Mister Traver?«
    »Danke«, erwiderte er kurz angebunden. »Er stammt aus der Plantage in Antigua von seiner Exzellenz.«
    »Die Madeleines sind auch ganz ausgezeichnet«, bemerkte Désoite. »Sie erinnern mich an die aus meiner Kindheit.«
    »Wirklich? Dafür, dass wir Landsleute sind, haben wir uns noch gar nicht über unsere Heimat ausgetauscht. Ich hoffe, ich trete Ihnen nicht zu nahe, aber wo sind Sie eigentlich geboren?«
    »Etwas außerhalb von Paris.«
    »Eine herrliche Stadt«, sagte Traver.
    »Ja«, sagte Béatrice.
    »Wie jede Großstadt hat natürlich auch Paris seine Licht- und Schattenseiten.«
    Sie plauderten über die Vor- und Nachteile von Städten wie Paris und London. Traver beschrieb die schönen Seiten von Edinburgh, und Béatrice sagte, sie würde es gerne einmal kennenlernen. Dabei sah sie ihn verschmitzt an.
    »Gedenken Sie, sich in Buenos Aires niederzulassen, Monsieur Désoite?«, wollte Traver wissen.
    »Es gefällt mir sehr, aber ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Verstehen Sie sich auf ein Handwerk?«
    »Ich bin Zeichner und habe ein wenig Ahnung von Architektur.«
    »Oh!«, rief Béatrice bewundernd aus.
    »Seine Exzellenz sagte mir gestern, ein Mitglied des Konsulats, Doktor Manuel Belgrano, wenn ich mich recht entsinne … «
    »So ist es«, bestätigte Traver.
    »Nun, Doktor Belgrano habe vor Jahren die Einrichtung einer Schule für Geometrie, Architektur und Zeichnen gefördert. Auch wenn sie im Jahre 1800 wegen mangelnder finanzieller Unterstützung durch die Behörden geschlossen werden musste, hat, wie seine Exzellenz mir versicherte, Doktor Belgrano den Plan nie aufgegeben, sie eines Tages wiederzueröffnen. Er hat mir versprochen, uns bei

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