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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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umfasste ihre Taille und schloss die Tür. Wortlos drückte er sie gegen die Wand und küsste sie. Melody schlang die Arme um seinen Hals und überließ sich ganz dem Augenblick.
    »Ja, ich wollte dich sehen. Ich wollte dich berühren. Es war eine Qual, dich den ganzen Tag in meiner Nähe zu haben und nicht anfassen zu dürfen. Du schmeckst süß wie der Kirschlikör.«
    »Roger«, seufzte Melody. Mit der Fingerspitze zeichnete sie
die Konturen seines Gesichts nach. Sie schloss die Augen und erinnerte sich an das eine Mal, als sie ihn nackt gesehen hatte.
    »Was ist?«
    »Nichts«, sagte Melody.
    Blackraven griff nach ihrer Hand und zog sie zu einem Ledersessel. Er nahm sie auf seinen Schoß und küsste sie leidenschaftlich. Dann saßen sie eine Weile schweigend da.
    »Du bist wunderbar«, sagt Melody schließlich.
    »Wirklich, Isaura?«, fragte er erwartungsvoll wie ein kleiner Junge, und das brachte sie zum Schmunzeln.
    »Ja, wirklich. Du gefällst mir sehr. Du bist der bestaussehende Mann, der mir je begegnet ist. Aber das ist es nicht allein. Ich musste die ganze Zeit daran denken, was du alles für Jimmy und mich getan hast.«
    Blackraven streichelte ihren Nacken und zog sie an sich.
    Melody legte den Kopf an seine Brust. Nie hatte sie sich so geborgen und sicher gefühlt, nicht einmal, als ihr Vater noch lebte. Die Gespenster der Vergangenheit verschwanden im Nebel, und die Zukunft war nicht länger ein Kampf gegen ein unbesiegbares Ungeheuer.
    »Du hast Béatrice von uns erzählt, nicht wahr?«
    Blackraven nickte.
    »Bestimmt ist sie mir böse.«
    »Warum sollte sie das sein?«
    »Weil sie denkt, dass ich nicht gut genug für dich bin.«
    »Nein, das tut sie nicht. Und selbst wenn, was würde das machen? Dir sollte nur wichtig sein, was ich denke. Die anderen existieren nicht.« Melody nickte.
    »Isaura, ich weiß, es wird dir nicht gefallen, was ich jetzt sage, aber ich meine es nur gut. Ich wünsche nicht, dass du dich noch einmal für die Sklaven engagierst. Du gehörst jetzt zu mir. Ich habe dir einmal geholfen, weil ich gesehen habe, wie sehr dich die Sache mitnimmt. Doch künftig werde ich das nicht mehr tun.
Indem du den Sklaven hilfst, berührst du einen Punkt, den niemand sehen, geschweige denn ändern will. Man wird versuchen, dich aufzuhalten. Natürlich wird dir keiner ein Haar krümmen, das werde ich schon zu verhindern wissen, aber ich will nicht, dass du dich unnötig in Gefahr bringst.«
    »Ich bringe mich nicht unnötig in Gefahr. Ich tue es für die Afrikaner, denen so viel Leid widerfährt.«
    »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie sehr ich leiden würde, wenn dir etwas zustieße?«
    Blackraven kannte die Menschen nur zu gut. Er wusste, wenn der Sklavenaufstand erst ausbräche, würde die Mehrheit sich gegen den Schwarzen Engel stellen. Man würde behaupten, Melody habe die Sklaven aufgehetzt und ihnen Flausen von Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit in den Kopf gesetzt.
    »Was soll mir denn schon geschehen?«
    »Nichts Gutes jedenfalls.«
    »Ich bringe es nicht übers Herz, sie abzuweisen, wenn sie mit einem Problem zu mir kommen.«
    »Du wirst es für mich tun. Und für Jimmy, falls das nicht ausreicht.«
    »Du bist so stark«, sagte Melody und strich über seinen Unterarm. »Niemand kann dich besiegen.«
    »Aber du bist meine Schwäche. Ich darf gar nicht daran denken, dass dir etwas zustoßen könnte.«
    »Mir wird schon nichts geschehen.«
    »Ich bin keiner, der den Teufel an die Wand malt, Isaura. Was ich dir sage, ist wohl begründet. Ich will, dass du in dieser Sache tust, was ich dir sage.«
    »Diese armen Leute haben nichts, du hast alles. Es ist egoistisch, wenn du von mir verlangst, sie im Stich zu lassen.«
    »Ich bin dafür bekannt, dass ich egoistisch bin. Bei dem, was mir gehört, kenne ich kein Pardon. Und du bist das Wertvollste, das ich habe.«
    »Ich gehöre dir nicht. Ich werde tun und lassen, was ich will. Ich fürchte diese bigotten Herrschaften aus der Stadt nicht. Ich werde weiter meinen afrikanischen Freunden helfen.«
    Es klopfte an der Tür. Es war Trinaghanta. In wenigen Minuten wurde das Essen serviert. Melody ging auf ihr Zimmer, um sich umzuziehen, und Blackraven blieb wütend zurück.
     
    Elisea schlich sich zum Turm des Anwesens, stieg die Wendeltreppe hinauf und eilte in den Bereich, wo sich die Glocke befand. Dort wartete Servando schon auf sie, nahm sie in den Arm und küsste sie.
    »Ich habe nicht viel Zeit, gleich gibt es Abendessen«,

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