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Demokratie! - wofür wir kämpfen

Demokratie! - wofür wir kämpfen

Titel: Demokratie! - wofür wir kämpfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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muss vielmehr allen die Möglichkeit geben, mit all ihren Unterschieden teilzunehmen und aktiv mit anderen zusammenzuarbeiten. Diese Toleranz ist ein wesentliches Merkmal der inneren Vielfalt der herrschenden Mehrheit.
Eine plurale Politik
    Die Schauplätze der Proteste des Jahres 2011 liegen weit auseinander und die Protagonisten könnten kaum unterschiedlicher sein. Einige stürzten Tyrannen und forderten freie und gerechte Wahlen, andere kritisierten repräsentative Formen der Demokratie.Einige kämpften gegen gesellschaftliche und wirtschaftliche Ungleichheiten, andere zerstörten und plünderten Besitz. Einige arbeiteten mit traditionellen Gewerkschaften zusammen, andere konzentrierten sich auf das Prekariat und Geistesarbeiter, die oft nicht durch traditionelle Gewerkschaften vertreten werden, und so weiter. Warum behaupten wir trotzdem, dass es eine Verwandtschaft zwischen diesen Bewegungen gibt?
    Zum einen sahen sich die verschiedenen Bewegungen denselben Gegenspielern gegenüber – der Verschuldung, den Medien, dem Überwachungsstaat und korrupten repräsentativen Systemen. Vor allem aber verbinden und ergänzen sich ihre Praktiken, Strategien und Ziele bei allen Unterschieden in einem gemeinsamen und pluralen Projekt. Die Singularität jeder einzelnen Bewegung ist kein Hindernis beim Aufbau eines gemeinsamen Projekts, sondern befördert dies eher noch.
    Wie wir gesehen haben, entstanden diese Bewegungen in einer Art kommunikativem Labor. Der Kitt, der sie zusammenhält, ist in der Tat zunächst sprachlicher Natur und basiert auf Kooperation und Netzwerken (wie viele Formen der Geistesarbeit). Wir haben auch gesehen, dass die Bewegungen ihre Kooperation frei gestalten und in selbstbestimmtem Umgang mit der Zeit ihre eigene Sprache entwickeln. Die horizontalen Entscheidungsprozesse der Multitude erfordern eine autonome Zeitgestaltung. Parolen und Forderungen werden zunächst oft über lange Zeiträume hinweg in kleinen Gemeinschaften weitergegeben und breiten sich ab einem gewissen Punkt viral aus. Einige der israelischen Demonstranten, die auf den Straßen von Tel Aviv kampierten, sahen sich in der geistigen und politischen Tradition der Kibbuzbewegung, die auf solchen Gemeinschaftsbeziehungen basiert. Die spanischen indignados bezogen sich dagegen aufdie antifaschistische Tradition; in ihren Zeltlagern und programmatischen Arbeitsgruppen zeigten sie, wie eine Verfassungsdiskussion von unten – aus der einfachen, räumlich begrenzten Kommunikation von Leidenschaften, Bedürfnissen und Ideen in Stadtteilen – aufsteigen und in Generalversammlungen und Entscheidungssystemen Gestalt annehmen kann.
    Diese Bewegungen folgen also föderalistischen Modellen. Kleine Gruppen und Gemeinschaften finden Möglichkeiten, Verbindungen herzustellen und gemeinsame Projekte ins Leben zu rufen – aber nicht, indem sie ihre Unterschiede leugnen, sondern indem sie diese zum Ausdruck bringen. Der Föderalismus ist ein Motor beim Aufbau dieser Bewegungen. Er hat jedoch wenig mit der föderalistischen Staatstheorie gemein, vielmehr wird die förderalistische Logik hier auf einer Mikroebene wirksam. Das erkannten auch die Gegner dieser Bewegungen, weshalb sie oft versuchten, die Allianzen zu spalten. In arabischen Ländern ist religiöser Extremismus oft ein Grund für diese Spaltung; in Großbritannien kamen rassistische Formen der Unterdrückung zum Einsatz, um die Aufständischen gegeneinander auszuspielen; und in den Vereinigten Staaten, Spanien und anderen europäischen Ländern griff die Polizei immer wieder zu Provokationen, um friedliche Demonstranten zur Gewalt zu drängen und einen Keil zwischen sie zu treiben.
    In diesen Bewegungen nimmt die Politik also plurale Gestalt an. Der Pluralismus der Bewegungen, der sich aus verschiedenen Traditionen speist und unterschiedliche Ziele zum Ausdruck bringt, gründet auf kooperativen und föderativen Vorstellungen und bringt ein Modell der Demokratie hervor, in der Unterschiede miteinander interagieren und sich zu einem Gemeinsamen zusammensetzen. So entstand eine Vielfalt von Bewegungen gegendas globale Kapital, die Diktatur des Finanzkapitalismus und die Verantwortlichen der Umweltzerstörung sowie für einen freien Zugang zu Gemeingütern und deren Selbstverwaltung.
    Der nächste Schritt wäre, diese neuen Beziehungen zu leben und an deren Aufbau teilzunehmen. Dazu sehen wir uns an, welche Subjekte die neuen Bewegungen hervorbringen. Diskussion, Lernen, Lehren, Kommunizieren,

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