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Demokratie! - wofür wir kämpfen

Demokratie! - wofür wir kämpfen

Titel: Demokratie! - wofür wir kämpfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Ort, an dem sich diese Kräfte konzentrieren. Die Banken und das Finanzkapital spielen eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung kollektiver Kompetenzen, der Integration von fragmentiertem Wissen und der Nutzbarmachung dieser Produktionskapazitäten für die Wirtschaft. Obwohl sich die Produktionsbedingungen seit dem Industriezeitalter erheblich verändert haben, geht das Finanzkapital noch immer von derselben Beziehung zwischen Banken und Wirtschaft aus, und dies ist eine der Ursachen für die jüngsten Wirtschaftskrisen. Wir müssen Wege finden, um diese Mobilisierung von Kompetenzen und die Integration von Wissen im Rahmen einer demokratischen Planung der gesellschaftlichen Produktion zu verwirklichen. Dabei dürfen wir Produktion nicht als etwas verstehen, das auf isolierte Räume wie die Fabrik beschränkt ist, sondern als etwas, das sich auf die gesamte Gesellschaft ausdehnt. Im Interesse des common würden die Banken also nicht abgeschafft, im Gegenteil, ihre gesellschaftliche Rolle bei der Förderung produktiver sozialer Beziehungen würde sogar erweitert.
    Auf diese Weise kann das Bankwesen nach den Grundsätzen der Freiheit und des Zugangs zum Gemeinsamen umstrukturiert und zu einer Säule neuer demokratischer Institutionen gemachtwerden. Heute müssen wir gegen die Finanzbranche und die ungerechten Praktiken vorgehen, mit denen sie die Unsicherheit verschärft, die Ungleichheit vergrößert und Freiheiten einschränkt. Morgen wird es jedoch darum gehen, Banken und Finanzinstrumente so umzugestalten, dass sie zur demokratischen Produktion und Verteilung des Gemeineigentums beitragen.
Bildung
    Um Bildung in die Allmende zu überführen, müssen wir dieselben drei Grundsätze anwenden, die wir schon bei den Beispielen Wasser und Banken angewandt haben: Wir müssen Ressourcen zum Gemeingut machen, Möglichkeiten der Selbstverwaltung schaffen und alle Entscheidungen demokratischen Verfahren unterwerfen. Wissen ist ein Gemeingut par excellence und Bildung basiert auf dem Zugang zu Wissen, Ideen und Information. Der freie Zugang zu diesen Gütern ist eindeutig eine Voraussetzung, wenn Bildung ein echtes Gemeingut werden soll.
    Aber Bildung dreht sich nicht nur um Wissen. Wenn wir lernen, erwerben wir zwar Kenntnisse, lernen Fakten und arbeiten mit Ideen, doch vor allem schulen wir unsere Intelligenz und entwickeln unsere Denkfähigkeit. In diesem Sinne ist Bildung in erster Linie Selbstbildung. Niemand kann für uns lernen und die Denkfähigkeit ist etwas, das uns selbst innewohnt. Unsere Intelligenz muss herangebildet werden. Selbstbildung bedeutet natürlich nicht, Lehrer zu entlassen und Schulgebäude abzureißen. Es bedeutet vielmehr, dass diese Beziehungen und Einrichtungen ein geeignetes Lernumfeld herstellen müssen. Das größteGeschenk, das Lehrer ihren Schülern machen können, ist die Erkenntnis, dass jeder Schüler und jede Schülerin die Fähigkeit zu denken und den Wunsch zu lernen mitbringt. Lernen ist das Wesen der Selbstbildung, aber leider ist diese in unseren Bildungseinrichtungen sehr selten anzutreffen. Selbstbildung sollte zu einer Instanz des freien Zugangs zum Gemeingut werden: zur Information, zum Wissen, den Lernmitteln und so weiter, nicht eingeschränkt durch finanzielle Hindernisse, Dogmatismus oder Zensur.
    Selbstbildung findet jedoch nicht in Isolation statt. Die Selbstbildung, wie wir sie uns vorstellen, hat zwar gewisse Ähnlichkeiten mit Rousseaus Émile , es gibt jedoch einige entscheidende Unterschiede. Émile erwirbt eine Bildung des Herzens und der Sinne, die ihn zunächst mit der physischen Welt in Kontakt bringt und erst später mit Ideen und Büchern. Unsere Vorstellung der Selbstbildung beinhaltet neben der affektiven auch eine gesellschaftliche und wissenschaftliche Dimension, doch der eigentliche Unterschied besteht darin, dass es sich nicht um einen individuellen Wissenserwerb handelt. Wir können nur in Beziehung zu und im Umgang mit anderen Menschen lernen, egal ob diese körperlich anwesend sind oder nicht. In diesem Sinne ist Bildung immer auch eine Einübung und Anerkennung der Gleichberechtigung von Singularitäten im Gemeinschaftlichen. Im Lernprozess erkennen wir die Intelligenz der anderen an und lernen von ihr. Es ist bezeichnend, dass Rousseaus Émile seine künftige Frau Sophie bei ihrer ersten Begegnung spontan als untergeordnet wahrnimmt. In unserer Vorstellung erfordert Selbstbildung dagegen eine in jeder Hinsicht gleichberechtigte Kooperation zur

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