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Demokratie! - wofür wir kämpfen

Demokratie! - wofür wir kämpfen

Titel: Demokratie! - wofür wir kämpfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Entwicklung unserer gemeinsamen Intelligenz.
    Das Wissensmanagement muss daher, wie das Management anderer Ressourcen auch, von den Grundsätzen des freien Zugangs, der Gleichberechtigung, der Nachhaltigkeit und der aktiven Beteiligung geleitet werden. Die gegenwärtige bürokratische Lehrplangestaltung muss durch demokratische Entscheidungsstrukturen ersetzt werden. Heute wird die Bildung, vor allem die Hochschulbildung, stark gelenkt, und zwar vor allem über die Finanzierung. Da die staatlichen Bildungsausgaben immer weiter gekürzt werden (in Europa und Nordamerika in besonders dramatischem Umfang), übernehmen private Sponsoren die entscheidende Rolle in der Planung. Universitäten verwandeln sich in Unternehmen, und zwar nicht nur in ihren internen Hierarchien, ihrem Management und ihren Belohnungssystemen, sondern auch, weil die Unternehmen, die Forschung und Bildung finanzieren, effektiv das Wissensmanagement und die Bildungsplanung diktieren.
    Eine der größten Bildungsinitiativen der Vereinigten Staaten war eine Reaktion auf den Start des sowjetischen Satelliten Sputnik im Jahr 1957. Angesichts des sowjetischen Vorsprungs im Wettlauf ins All kam der Kongress zu dem Schluss, dass das amerikanische Bildungssystem auf den Gebieten Mathematik und Physik nachhinkte, und verabschiedete im folgenden Jahr den National Defense Education Act, ein Gesetz zur Bildungsförderung im Namen der Landesverteidigung, und hob damit die staatlichen Investitionen in die Bildung, vor allem in die angewandte Mathematik sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften, drastisch an. Das eigentliche Motiv des Programms war zwar die nationale Sicherheit, doch die Investitionen und die Stärkung der Naturwissenschaften kamen auch den Bedürfnissen der Industrie entgegen, und es ist unschwer zu erkennen, dass dieserAnschub in den folgenden Jahren der gesamten Wirtschaft zugute kam. Die Investition hatte zahlreiche unbeabsichtigte Auswirkungen und förderte die Bildung auf verschiedenste Weise.
    Wie könnte mehr als ein halbes Jahrhundert später eine ähnliche Bildungsinitiative aussehen? Dabei sollten wir festhalten, dass Konzerne zwar nach wie vor bevorzugt in die Naturwissenschaften investieren, dass die Bedürfnisse der Wirtschaft im Zeitalter der biopolitischen Produktion jedoch immer stärker in Richtung der klassischen geisteswissenschaftlichen Fächer wie Sprachen, Kommunikation, Pädadgogik und so weiter gehen, wo die Investitionen dramatisch zurückgefahren wurden. Aber wenn die Bildung ein Gemeingut werden soll, dann müssen wir uns an den Interessen der Gesellschaft als ganzer, nicht an denen der Wirtschaft orientieren. Wir müssen demokratische Entscheidungsstrukturen schaffen, um die Bildung zu planen und zu finanzieren, Lernmöglichkeiten zu schaffen und den Zugang zum Wissen zu öffnen. Ein solches Bildungssystem könnte auf den neuen Verfassungsgrundsätzen errichtet werden.
Vom Staatsbesitz zum Gemeingut
    Angesichts drohender Privatisierungen neigen Demokratiebewegungen oft zum Ruf nach staatlicher Kontrolle. Aber ist es wirklich sinnvoll, Verstaatlichungen zu fordern, wenn unser eigentliches Ziel das Gemeinschaftliche ist? Das mag durchaus der Fall sein, wenn Studierende und Lehrende gegen die Privatisierung von Hochschulen und die Mittelkürzungen für öffentliche Schulen kämpfen: In diesen Auseinandersetzungen scheint die Forderung nach staatlicher Finanzierung ein probates Mittel zusein. Auch im Kampf gegen die Ausbeutung von Bodenschätzen durch Privatunternehmen – ob von Diamanten in Sierra Leone, Öl in Uganda, Lithium in Bolivien oder Teersand in Kanada – scheint der Staat oft die einzige Alternative zu sein. Die wirkungsvollste Waffe im Kampf gegen die Ausbeutung von Bodenschätzen durch (oftmals ausländische) Privatunternehmen, die den Reichtum in einige wenige Hände leiten und dabei die soziale und natürliche Umwelt zerstören, scheint noch immer die Berufung auf die nationale Souveränität und die Verstaatlichung der Vorkommen zu sein. Und angesichts von drohenden Umweltkatastrophen wie dem Klimawandel scheint staatliche Kontrolle sogar unsere einzige Alternative zu sein, um der Zerstörung durch Privatunternehmen Einhalt zu gebieten.
    Wir beginnen mit dem Ziel der Vergemeinschaftung, doch wir enden bei der staatlichen Kontrolle. Genau wie Christoph Kolumbus, der nach Indien aufbrach und in Amerika landete, reisen wir in die falsche Richtung. Doch der Vergleich hinkt: Unsere Situation erinnert eher an

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