Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
Vom Netzwerk:
D'Courtney mit dem Mord vermählen. Und ich komme damit davon, mein kleiner Gustus. Zweifeln Sie nicht an mir.«
    Die »Goldene Verbandsmatratze« begann lautstark Aufmerksamkeit zu erheischen. Maria klatschte in die Hände, um Ruhe zu schaffen; sie stand auf einem kleinen Podium zwischen den beiden Springbrunnen im Schein eines rosigen Lichts, den Kopf vor Erregung hochrot, glitzrig von Schweiß. Ihre feuchten Handflächen patschten dumpf, und in Reichs Bewußtsein klang der Widerhall wie: Tod. Tod. Tod. »Ihr Lieben!« rief Maria. »Ihr Lieben! Ihr Lieben! Heute nacht werden wir noch gewaltiges Vergnügen haben. Wir werden selber für unsere Unterhaltung sorgen.«
    Aus der Mitte der Gäste erscholl ein unterdrücktes Stöhnen. »Ich bin eine anständige Touristin«, brabbelte die Stimme eines Betrunkenen.
    »Ihr unartigen Lieben«, rief Maria in das Gelächter, »es besteht kein Grund, enttäuscht zu sein. Wir wollen ein wunderbares altes Spiel spielen. Und zwar im Dunkeln.« Die Gesellschaft geriet wieder in bessere Stimmung, als rundum die Beleuchtung sich verdüsterte und allmählich erlosch. Nur die rosa Lampe überm Podium brannte noch, und in deren Schein hob Maria ein zerfleddertes Buch. Reichs Geschenk.
    »Spannung...« Langsam blätterte Maria darin, verkniff angesichts der ungewohnten Anforderung, die die gedruckten Schriftzeichen an sie stellten, ihre Augen. »Spiel...«
    »Das Spiel heißt »Sardinenbüchse««, krähte Maria. »Ist das nicht einfach süß?«
    »Sie hat den Köder geschluckt. Sie hängt am Haken. In drei Minuten bin ich unsichtbar. « Reich befühlte seine Taschen. Die Waffe. Die Anti-Visual-Kapsel. »Spannung, Spiel und Spökenkieken sind im Gang!«
    »Man wählt einen Spieler zur Sardine««, las Maria vor. »Das werde ich sein. »Alle Lichter werden gelöscht, und die Sardine darf sich irgendwo im Haus verstecken...«« Während sich Maria durch die Spielanleitung arbeitete, versank der weiträumige Saal vollends in pechschwarze Finsternis, mit Ausnahme des rosafarbenen Lichts überm Podium. »Nacheinander werden alle Spieler, die die Sardinen finden, ebenso zu Sardinen. Alle Sardinen verbergen sich im selben Versteck. Schließlich tappt nur noch ein Spieler im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln. Er ist der Verlierer« « Maria klappte das Buch zu. »Und der Verlierer, meine Lieben, kann uns nur leid tun, denn wir werden dies entzückende alte Spiel auf eine ganz umwerfende neue Weise spielen.« Als die letzte Lampe sich über ihr trübte, zog Maria ihr Kleid aus und entblößte ihren staunenswerten nackten Körper, ihr Wunderwerk der pneumatisch-kosmetischen Chirurgie. »So werden wir »Sardinenbüchse« spielen«, rief sie. Der letzte Funke von Lichtschein erlosch. Ein Tosen vorfreudigen Gelächters und Beifall brauste empor, dann entstand ein vielfaches Rascheln von Kleidung, die über Haut streift. Gelegentlich ertönte da oder dort ein Reißgeräusch, gedämpfte Ausrufe und vereinzeltes Lachen.
    Endlich war Reich unsichtbar. Ihm stand eine halbe Stunde zur Verfügung, um in den Wohntrakt des Gebäudes zu schleichen, D'Courtney zu finden und zu töten und sich unter die Spieler zu mischen. Tate war damit betraut, ihm die ESP-Sekretäre aus dem Wege zu halten. Alles stand bestens. Abgesehen vom Zwischenfall mit dem jungen Chervil war es eine todsichere Sache. Aber man mußte Risiken eingehen. Reich durchquerte den Saal und wich unterm westlichen Torbogen einer Anzahl splitternackter Gestalten aus. Hinterm Torbogen betrat er das Musikzimmer und wandte sich nach rechts, tastete nach der Treppe. Am Fuß der Treppe blieb ihm keine andere Wahl, als über ein Hindernis aus Leibern hinwegzuklettern, deren Arme ihn wie die Fangarme eines Kraken hinabzuziehen versuchten. Er erstieg die Treppe, eine Ewigkeit von siebzehn Stufen, und folgte unsicheren Fußes dem Verlauf einer schmalen, überdachten Überführung, die ausgelegt war mit Velours. Plötzlich packte ihn jemand, eine Frau preßte sich an ihn. »Hallo, Sardinchen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Da spürte sie auf ihrer Haut seine Kleidung. »Oooh«, stieß sie hervor, als sie die harten Umrisse des Revolvers in seiner Brusttasche fühlte. »Was ist denn das?« Er schlug ihre Hand beiseite. »Aber, aber, Sardinchen! Laß ihn raus!« Sie kicherte. »Komm raus aus deiner Büchse.« Er entzog sich ihr und prallte mit der Nase gegen die Wand am Ende des Übergangs. Dort kehrte er sich wieder nach rechts, öffnete eine Tür und gelangte

Weitere Kostenlose Bücher