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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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haben Sie nun für Schliche vor? Doch nicht mein Liebhaber zu werden?« Reich lachte. »Sie alter Sausack! Glauben Sie denn, Sie könnten mit so einem Affentheater noch mein Herz erweichen?« Er schlug zu. Der Greis torkelte unter dem Hieb rückwärts und fiel in einen Orchideen-Sessel, der aussah wie eine klaffende Wunde. »Hören Sie mir gut zu...« Reich folgte D'Courtney und beugte sich über ihn; er begann wie übergeschnappt zu schreien. »Jahrelang haben Sie Wind gesät, nun werden Sie Sturm ernten! Und da wollen Sie mich mit einem Judaskuß um die süße Rache betrügen?! Hält der Mord die andere Wange hin? Wenn ja, dann umarme mich, Bruder Mörder. Küsse den Tod! Lehre den Tod Liebe! Lehre Frömmigkeit und Scham und Blut und... Nein. Halt. Ich...« Er verstummte und schüttelte den Kopf wie ein Stier, der das Gespinst eines Deliriums abzustreifen versucht.
    »Ben«, flüsterte entsetzt D'Courtney, »hör zu, Ben...«
    »Zehn Jahre lang haben Sie mir Steine in den Weg gehäuft. Dabei gab es für beide genug Platz. Für die Monarch und das D'Courtney-Kartell. All den Platz in Raum und Zeit, aber Sie wollten mich bluten sehen, was? Mir das Herz brechen. Mich in Ihre dreckigen Pfoten kriegen! Der Mann ohne Gesicht!«
    Fassungslos schüttelte D'Courtney den Kopf. »Nein, Ben. Nein...«
    »Nennen Sie mich nicht Ben. Ich bin nicht Ihr Freund. In der vergangenen Woche habe ich Ihnen eine letzte Chance eingeräumt, unsere Auseinandersetzung ohne Aufsehen beizulegen. Ich. Ich, Ben Reich. Ich habe um Waffenstillstand ersucht. Um Frieden gebeten. Um Eintracht. Ich habe gebettelt wie ein altes Weib. Mein Vater hätte mich angespien, lebte er noch, jeder anständige, aufrechte Reich hätte dafür gesorgt, daß ich vor Scham schwarz werde. Und trotzdem habe ich um Frieden gebeten. Oder nicht? Ha? Oder etwa nicht?« Reich schüttelte D'Courtney rücksichtslos. »Antworten Sie!«
    D'Courtneys Gesicht war bleich geworden und verriet Unverständnis. »Ja«, wisperte er schließlich. »Fusion angeboten... habe angenommen.«
    »Was haben Sie?«
    »Angenommen. Seit Jahren darauf gewartet. Angenommen.«
    »Angenommen?!«
    D'Courtney nickte. Sein Mund formte die Buchstaben: »WWHG.«
    »Was? WWHG? Angenommen?« Der Greis nickte erneut. Reich heulte vor Lachen auf. »Sie blöder alter Lügner! Das ist Ablehnung. Weigerung. Zurückweisung. Krieg.«
    »Nein, Ben. Nein...«
    Reich packte zu und riß D'Courtney auf die Füße. Der Greis war leicht und zerbrechlich, aber sein Leichtgewicht wirkte auf Reich aus Abscheu wie eine widerwärtige Last, und die Berührung der verhutzelten Haut schien seine Finger zu versengen. »Also müssen wir's austragen, oder? Bis zum bitteren Ende, nicht wahr? Bis in den Tod.« D'Courtney schüttelte den Kopf und versuchte, ihm irgendwelche Zeichen zu geben. »Keine Fusion. Kein Frieden. Tod. So lautet die Entscheidung, hm?«
    »Ben... nein...«
    »Wollen Sie aufgeben?«
    »Ja«, wisperte D'Courtney. »Ja, Ben. Ja.«
    »Lügner. Ungeschickter alter Lügner.« Reich lachte. »Aber Sie sind gefährlich. Ich sehe es jetzt deutlich. Täuschung und Verstellung. Das ist Ihre Tour. Sie ahmen die Dummen nach und legen die Schlauen herein, wenn ihre Aufmerksamkeit nachläßt. Aber nicht mit mir. Niemals.«
    »Ich bin nicht... dein Feind, Ben.«
    »Nein«, zischte Reich, »in der Tat nicht, weil Sie nämlich so gut wie tot sind. Sie sind so gut wie tot, seit ich diese Orchideen-Gruft betreten habe. Mann ohne Gesicht! Sie haben mich zum letzten Mal schreien gehört! Sie sind ein für allemal erledigt!« Reich zerrte den Revolver aus seiner Innentasche. Er drückte auf den Knopf, und die Waffe entfaltete sich wie eine rote stählerne Blume. Ein gedämpftes Stöhnen entrang sich D'Courtneys Lippen, als er das Mordwerkzeug erblickte. Voller Entsetzen wich er zurück. Reich sprang vor und hielt ihn auf. D'Courtney wand sich in Reichs Faust, seine Miene flehentlich, die Augen glasig und von Tränen gerötet. Reich verlegte seinen Griff in D'Courtneys dürren Nacken und zerrte den Kopf des Mannes heran. Er mußte, sollte sein Trick gelingen, in D'Courtneys Mund feuern.
    In diesem Moment schwang eines der Blütenblätter, die die Wände bildeten, zur Seite, und ein halbbekleidetes Mädchen stürzte herein. Reich sah in seiner Schrecksekunde den Korridor hinter dem Mädchen, eine offene Schlafzimmertür am anderen Ende, das Mädchen, unter einem hastig übergeworfenen seidenen Morgenmantel, halb durchsichtig wie milchiges

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