Demolition
ihm?«
»Er ist ein Zweier.«
»Verfluchte Scheiße!«
»Ein frühreifes Früchtchen, aber in der Tat höchst begabt... ich bin ihm am vergangenen Sonntag bei Powell begegnet. ESPer lädt Maria Beaumont gewöhnlich nie nach Hause ein. Ich bin ja nur mit Ihnen als Sésame-ouvretoi auf diese Party gelangt. Auf diesen Umstand habe ich gebaut.«
»Und ausgerechnet dieser geile Pißjüngling muß sich hier einschleichen! Gottserbärmlicher Mist!«
»Geben Sie auf, Reich.«
»Vielleicht kann ich ihm aus dem Weg gehen.«
»Reich, ich kann die Gesellschaftssekretäre in der Hand behalten. Sie sind nur Dreier. Aber ich kann nicht gewährleisten, daß ich es schaffe, es mit ihnen und einem Zweier aufzunehmen... auch wenn er bloß ein junger Schnösel ist. Er ist noch jung. Möglicherweise ist er gegenwärtig viel zu nervös, um so recht in anderer Leute Köpfe schauen zu können. Aber ich vermag Ihnen nichts zu versprechen.«
»Ich stecke nicht zurück«, zischte Reich aus zusammengebissenen Zähnen. »Das kann ich nicht. Ich bekomme nie wieder so eine Gelegenheit. Und selbst wenn ich wüßte, ich erhielte noch eine, täte ich's nicht. Ich kann's nicht. Ich bin diesem verdammten D'Courtney schon viel zu nah, so nah, daß ich seinen Gestank in der Nase habe. Ich...«
»Reich, Sie werden niemals...«
»Widersprechen Sie mir nicht ständig. Wir ziehen die Sache jetzt durch, jetzt oder nie.« Reich kehrte Tate seine finstere Miene voll zu. »Ich weiß, daß Sie nach einer Möglichkeit suchen, um sich herauszuwinden«, sagte er, während er in Tates unruhiges Gesicht starrte. »Aber das wird Ihnen nicht gelingen. Wir machen beide weiter bis zum Ende, beide selbst bis zur Demolition.« Er rückte seine verzerrte Miene zu einem maskenhaften Lächeln zurecht und nahm neben seiner Gastgeberin auf einer Couch vor einem Tisch Platz. Bei diesen Anlässen war es noch immer Brauch, daß Paare sich zugeneigt wechselseitig fütterten, aber diese Freundschaftsgeste, die ihren Ursprung in orientalischer Höflichkeit und Weitherzigkeit hatte, war mittlerweise zu einem erotischen Spiel heruntergekommen. Die Aufnahme von Nahrungshappen war mit der Berührung von Zungen und Fingern verbunden, und ebenso häufig bot man Bissen mit den Lippen an. Vom Wein trank man Mund an Mund. Süßigkeiten verabreichte man auf intimere Weise. Reich ließ alles mit innerlich auf dem Siedepunkt angelangter Ungeduld über sich ergehen und wartete auf die entscheidende Mitteilung von Tate. Zu Tates Aufgaben gehörte es auch, D'Courtneys Aufenthaltsort innerhalb des Gebäudes aufzuspüren. Reich sah dem kleinwüchsigen ESPer nach, wie er sich durch das Treiben der Fresser entfernte, und hielt ihn unter Beobachtung, während Tate auf mentaler Ebene umhertastete, spähte, nachforschte; doch schließlich kehrte er zurück und schüttelte den Kopf, nickte hinüber zu Maria Beaumont. Offenbar war Maria die einzige Quelle der gesuchten Information, aber zur Zeit sinnlich zu erregt, um ohne weiteres mit Tiefenreichweite introvisiert werden zu können. Ein neues Hindernis in der unausgesetzten Reihe von Krisenmomenten, denen der Instinkt eines sogenannten geborenen Mörders begegnen mußte. Reich stand auf und schlug die Richtung zum Springbrunnen ein. Tate hielt ihn unterwegs auf. »Was haben Sie vor, Reich?«
»Ist das nicht klar? Ich muß dafür sorgen, daß sie sich den jungen Chervil aus dem Kopf schlägt.«
»Wie das?«
»Gibt es vielleicht zwei Möglichkeiten?«
»Um Himmels willen, Reich, gehen Sie nicht in die Nähe dieses Burschen.«
»Geben Sie mir den Weg frei.« Reich verbreitete eine mentale Aufwallung wuchtigen psychischen Drucks, und der ESPer wich zurück. Eingeschüchtert gab er Reich furchtsame Zeichen, daß er warten möge, und Reich versuchte, sich zu beherrschen. »Es hat seine Risiken, ich weiß, aber die Gefahr ist längst nicht so groß wie Sie meinen. Erstens ist er jung und unerfahren. Zweitens ist er als Party-Schmarotzer hier und dürfte deshalb fast die Hosen voll haben. Drittens kann er gegenwärtig seine Fähigkeiten nicht in vollem Umfang anwenden, denn andernfalls hätten diese Eunuchen von Sekretären ihn nicht so schnell entdeckt.«
»Verfügen Sie über irgendein Mittel zur bewußten Kontrolle über Ihre Gedanken? Können Sie Zwiedenken?«
»Ich habe dies Lied in meinem Schädel und außerdem genug Schwierigkeiten am Hals, um das Zwiedenken zum reinsten Vergnügen zu machen. Und nun gehen Sie mir aus dem Weg und halten Sie
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