Demolition
Powell auf den neuesten Erkenntnisstand.
»Aha. Ich sehe klar. Abscheulich. Was treiben die ganzen Leute da auf der Tanzfläche? Führen Sie irgend etwas auf?«
»Das Stück, Bulle kontra Freund & Helfer.«
»lst das nötig?«
»Das ist ein ganz mieser Haufen. Verwöhntes Pack. Unredlich. Die Sorte von Menschen, die sich immer dagegen sträubt, der Polizei die Arbeit zu erleichtern. Denen muß man irgendein Theater vormachen, um sie zur Zusammenarbeit zu bewegen. Und in diesem Fall werden wir sie bitter nötig haben. Ich mime den Bullen. Sie kommen nun als Freund & Helfer.«
»Sehr schön. Saubere Arbeit. Wir fangen sofort mit unserem Auftritt an.« Auf halber Länge des Abstiegs vom Parkplatz in den Saal blieb Powell stehen. Von seinem Mund wich der Ausdruck von Gutmütigkeit. Aus seinen dunklen Augen schwand jede Spur von Freundlichkeit. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck erschrockener Entrüstung an. »Beck«, schnauzte er. Seine Stimme hallte im Saal blechern wider. Totenstille ergab sich. Aller Augen richteten sich auf ihn. Inspektor Beck kam zu Powell.
»Hier, Sir«, meldete er sich im Tonfall eines Rohlings zur Stelle.
»Haben Sie hier den Befehl, Beck?«
»Jawohl, Sir.«
»Ist das Ihre Vorstellung von der korrekten Durchführung einer Untersuchung? Sie treiben hier Unschuldige wie eine Herde Vieh zusammen?«
»Mit Verlaub, Sir«, schnarrte Beck, »es handelt sich nicht um Unschuldige. Hier ist ein Mann ermordet worden.«
»Vorerst sind in diesem Haus alle Anwesenden unschuldig, Beck. Sie gelten als unschuldig und sind mit aller angebrachten Höflichkeit zu behandeln, bis die Wahrheit ermittelt ist.«
»Was, diese Bande von Lügnern?« kollerte Beck in offener Geringschätzigkeit »Mit Höflichkeit? Dieses Hyänenrudel von degenerierten Ganoven aus der sogenannten vornehmen Welt...?«
»Wie können Sie sich solche Redensarten erlauben?! Entschuldigen Sie sich augenblicklich.« Beck holte tief Luft und ballte wütend die Fäuste. »Inspektor Beck, haben Sie mich nicht verstanden? Bitten Sie diese Damen und Herren sofort um Entschuldigung.«
Beck starrte Powell an, dann drehte er sich der Versammlung zu, die die Auseinandersetzung aufmerksam beobachtete. »Bitte entschuldigen Sie«, nuschelte er mit gepreßter Stimme.
»Und ich warne Sie, Beck«, grollte Powell. »Sollte so etwas noch einmal vorkommen, mache ich Sie zur Schnecke. Ich schicke Sie geradewegs zurück in die Gosse, woher Sie stammen. Und nun gehen Sie mir aus den Augen.« Powell betrat den Saal und schenkte den Anwesenden ein Lächeln. Plötzlich war er wieder vollkommen verändert. Sein Verhalten ließ äußerst fein, aber wahrnehmbar durchblicken, daß er sich mit ihnen wie ein Herz und eine Seele fühlte. Seine Wortwahl zeichnete sich sogar durch eine Andeutung eleganter Korrumpiertheit aus. »Meine Damen und Herren, Sie sind mir selbstverständlich ausnahmslos vom Sehen bekannt, wogegen ich mich eines solchen Ruhms nicht erfreuen darf, so daß Sie mir gestatten werden, mich vorzustellen. Ich bin Kommissar Lincoln Powell vom AntiPsychosen-Kommissariat. Kommissar und Psychosen, zwei echt antiquierte Begriffe, hm? Aber wir brauchen uns daran ja gar nicht zu stören.« Er ging mit ausgestreckter Hand hinüber zu Maria Beaumont. »Meine liebe Madame Maria, was für ein erregender Höhepunkt Ihrer Party! Ich beneide Sie und alle Ihre Gäste. Sie werden Geschichte machen.« Unter den Gästen ertönte Getuschel der Erleichterung. Die bedrückende Feindseligkeit begann sich zu lindern. Maria nahm benommen Powells Hand und bemühte sich gewohnheitsmäßig, ihre leicht aufgelöste Erscheinung wieder in Ordnung zu bringen. Powell erfreute und verwirrte sie, indem er ihr herzhaft einen väterlichen Kuß auf die Stirn drückte. »Madame... ich weiß, Sie haben eine unangenehme halbe Stunde durchleben müssen. Diese Flegel in Uniform...«
»Lieber Kommissar...« Sie klammerte sich wie ein kleines Mädchen an seinen Arm. »Ich war so außer mir vor Schrecken...«
»Gibt es hier einen stillen Raum, wo man sich gemütlich zusammensetzen und diese peinliche Angelegenheit in aller Ruhe abwickeln kann?«
»Ja, lieber Kommisaar...« Sie begann wahrhaftig in kindlichem Wisperton zu sprechen. »Das Herrenzimmer.«
Powell schnippte mit den Fingern. Der Polizeihauptmann trat vor. »Geleiten Sie Madame Beaumont und ihre Gäste ins Herrenzimmer«, befahl Powell. »Wachen brauchen keine aufgestellt zu werden. Die Damen und Herren benötigen jetzt Schonung,
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