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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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schneeweißen Spitzenmanschette, die aus dem Ärmel seines Anzugs ragte, bildete sich ein zornroter Fleck. Reich sah einen zweiten und dritten Fleck auf dem Spitzengewebe erscheinen, wie gebannt und stumm vor Staunen. Er zog die Hand zurück, und da fiel ein roter Tropfen zu seinen Füßen auf den Boden, gefolgt von einem langsamen, aber unstillbaren Tröpfeln dunkelroter Perlen.
    »Das ist ja Blut!« kreischte Maria. »Das ist Blut! Im Obergeschoß blutet jemand. Um Gottes willen, Ben... du darfst mich jetzt nicht im Stich lassen. Licht! Licht! Licht!«
     

6
     
     
    Auf die Benachrichtigung »GZ. Beaumont. YLP-R« durch die Polizeiwache des Bezirks -im Klartext: »Aus dem Haus Beaumont (Südpark 9) ist gesetzwidrige Handlung oder Unterlassung gemeldet worden.« -traf bei der Beaumont um 0 Uhr 30 eine Blitzstreife des Polizeilichen Patrouillendienstes ein. Um 0 Uhr 40 fand sich am Tatort der Polizeihauptmann des betroffenen Bezirks ein, nachdem die Streife ihm durchgegeben hatte: Möglicherweise Gesetzwidrigkeit der Kategorie SCHWERVERBRECHEN AAA.« Um 1 Uhr morgens erreichte Lincoln Powell das Haus Beaumont; durch einen dringenden Anruf und in eindringlichem Gespräch hatte ein Vize-Inspektor ihn darum gebeten.
    »Ich sage Ihnen, Powell, es ist ein SCHWERVERBRECHEN Drei-A. Ich schwöre es. Mir ist die Spucke weggeblieben. Ich weiß nicht, ob ich mich über so eine Sensation freuen oder mir lieber für die Zukunft Sorgen machen soll, aber eines ist mir völlig klar: von uns hier ist niemand dazu in der Lage, diesen Fall anzupacken.«
    »Warum denn das nicht?«
    »Hören Sie, Powell, Mord ist eindeutig anomal. Nur ein übel verzerrtes Gedankenwellenmuster kann Tod durch Gewaltanwendung herbeiführen. Habe ich recht oder nicht?«
    »Doch, haben Sie.«
    »Aus diesem Grund ist ja innerhalb von mehr als siebzig Jahren kein erfolgreiches Drei-A vorgekommen. Ein Mensch kann heutzutage nicht mit einem derartig verzerrten WM umherlaufen und einen Mord ausbrüten, ohne aufzufallen. Seine Aussichten, unbemerkt zu bleiben, dürften die gleichen sein wie für jemanden mit drei Köpfen. ESPer erkennen solche Absichten, ehe derjenige sie in die Tat umsetzen kann.«
    »Wir geben uns Mühe -aber die Voraussetzung ist natürlich, daß wir solchen Leuten überhaupt rechtzeitig begegnen.«
    »Heute gibt's zu viele ESPer, um ihnen im Alltag aus dem Wege gehen zu können. So etwas wäre nur einem Einsiedler möglich. Aber wie könnte andererseits ein Einsiedler jemanden vorsätzlich umbringen?«
    »Tscha, wie?«
    »Und hier haben wir es mit einem Mordfall zu tun, in dem die Tat offensichtlich mit aller Sorgfalt vorausgeplant worden ist -und der Mörder ist niemandem aufgefallen. Niemand hat etwas bemerkt. Selbst Maria Beaumonts ESPer-Sekretäre haben versagt. Das heißt, es gab gar nichts Auffälliges festzustellen. Der Mörder muß ein passables Wellenmuster besessen haben und dennoch anomal genug zum Morden gewesen sein. Wie sollen wir ein solches Paradoxon lösen?«
    »Verstehe. Wie beurteilen Sie die Situation?«
    »Wir haben einen Riesenhaufen von Unklarheiten auszuräumen. Erstens wissen wir nicht, auf welche Weise D'Courtney getötet worden ist. Zweitens ist seine Tochter verschwunden. Drittens hat jemand D'Courtneys Leibwächter subjektiv um eine Stunde beraubt, und wir können uns nicht vorstellen, wie. Viertens...«
    »Sparen Sie sich den Rest. Ich breche sofort auf.«
    Der Hauptsaal im Hause Beaumont erstrahlte in harschem weißen Licht. Überall wimmelte es von uniformierten Polizisten. Die Experten in den weißen Kitteln des Polizeilabors schwärmten umher wie Käfer. Die Party-Gäste befanden sich (mittlerweile wieder bekleidet) in der Mitte der Halle, wo sie zusammengedrängt und von Posten umstellt waren wie in einem Pferch; sie kreisten umeinander wie furchtsame Rindviecher in einem Schlachthaus. Als Powell von der Osttangente kam, hochgewachsen und schlank, in Schwarz und Weiß gekleidet, fühte er sich von einer Woge der Feindseligkeit begrüßt. Rasch wandte er sich auf telepathischer Ebene an ESPer-Inspektor 2 Jackson »Jax« Beck. »Wie ist die Lage, Jax?«
    »Empfehle TW-Codierung.« Sie verlagerten ihre telepathische Unterhaltung in den internen polizeilichen TW-Code, der aus einem Gemisch unbegreiflicher Bilder, ausgewechselter Bedeutungsinhalte und persönlicher Symbole bestand. »Hier sind ESPer«, ergänzte Beck in nun codierter Fassung. »Wir müssen sicher gehen.« Binnen einer Mikrosekunde brachte er

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