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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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»Halten Sie Ihr Maul«, wies er den ESPer barsch zurecht. »Das heißt noch lange nicht Demolition.«
    »Sie müssen sie ebenfalls umbringen, Reich. Wir müssen sofort...«
    »Schweigen Sie. Zuerst einmal müssen wir sie finden. Schauen Sie sich im Haus um. Sie kennen ja von mir ihr Hirnwellenmuster. Machen Sie sie ausfindig. Ich warte drüben an dem Brunnen. Vorwärts, Mann!« Er stieß Tate vor sich und wankte zum Springbrunnen. Er beugte sich über die Einfassung aus Jaspis und wusch sich das erhitzte Gesicht. Im Becken war Burgunder. Reich trocknete sich ab, ohne auf die leisen Geräusche zu achten, die er von der anderen Seite des Beckens vernahm. Offenbar badete dort irgendeine Person - oder es waren mehrere Personen -im Wein. Reich befaßte sich mit eiligen Überlegungen. Das Mädchen mußte gefunden und getötet werden. Falls es noch im Besitz der Waffe war, wenn Tate sie fand, konnte er sie benutzen. Aber falls nicht? Was dann? Sollte er sie erwürgen? Nein... Der Springbrunnen. Das Mädchen war unter dem seidenen Morgenmantel nackt. Er konnte ihm den Fetzen ausziehen. Man würde sie ertrunken im Brunnen entdecken — wie irgendeinen Gast, der zu lange im Wein gebadet hatte. Aber es mußte bald geschehen... bald... bald... Bevor man dies verdammte »Sardinen«-Spiel beendete. Wo blieb Tate? Wo war das Mädchen? Tate kam durch die Dunkelheit herangeschwankt; sein Atem ging rasselnd und pfeifend. »Nun?«
    »Sie ist fort.«
    »Sie waren nicht einmal lange genug unterwegs, um im Haus eine Herde Elefanten zu finden. Tate, wenn Sie ein doppeltes Spiel treiben...«
    »Wie könnte ich denn? Mitgefangen, mitgehangen, so ist das nun einmal. Glauben Sie mir, ihr Hirnwellenmuster ist weit und breit nicht feststellbar.
    Sie ist weg.«
    »Hat jemand gemerkt, wie sie verschwand?«
    »Nein.«
    »Herrgott! Aus dem Haus fort!«
    »Wir hauen jetzt lieber auch ab.«
    »Ja, aber wir dürfen nicht einfach davonlaufen. Sobald wir uns von hier abgesetzt haben, verfügen wir noch über die ganze Nacht, um sie zu finden, aber wir müssen gehen, als sei nichts passiert. Wo ist die »Verbandsmatratze«?«
    »Im Hauskino.«
    »Wird denn ein Film vorgeführt?«
    »Nein. Das Spiel ist noch im Gang. Alle sind inzwischen dort zusammengequetscht wie Sardinen in der Dose. Wir beide sind nahezu die letzten, die noch herumlaufen.«
    »Und buchstäblich im Dunkeln tappen, hä? Kommen Sie!« Er nahm Tates zittrigen Ellbogen und schlug mit dem ESPer den Weg zum Hauskino ein. Er begann mit kläglicher Stimme zu rufen. »He!... Hallo! Wo seid ihr alle? Maria! Ma-ri-aaa! Wo seid ihr?« Tate stieß ein hysterisches Schluchzen aus. Roh schüttelte Reich ihn durch. »Reißen Sie sich zusammen, Mann! In fünf Minuten sind wir draußen. Dann können Sie noch genug jammern.«
    »Aber wenn wir hier festsitzen, erwischen wir das Mädchen nicht. Wenn wir...«
    »Weshalb sollten wir denn hier festsitzen? VUS, mein lieber Gustus, das muß unser Motto sein: Verwegenheit, Unerschrockenheit und Selbstvertrauen.« Reich schob die Tür zum Hauskino einwärts. Auch drinnen war es dunkel, aber man spürte die Wärme zahlreicher Leiber. »Heda!« rief er. »Wo seid ihr! Ich bin ganz allein!« Keine Antwort. »Maria! Ich bin ganz allein im Dunkeln.«
    Ein unterdrücktes Prusten, dann ein vielstimmiger Ausbruch schallenden Gelächters. »Liebling, Liebling, Liebling!« rief Maria. »Dir ist ja der Spaß völlig entgangen, du Ärmster.«
    »Wo bist du, Maria? Ich will dir gute Nacht sagen.«
    »Oh, du willst doch nicht schon gehen?«
    »So leid es mir tut, meine Liebe. Es ist spät. Morgen will ich einen Bekannten übers Ohr hauen, und dazu muß ich ausgeschlafen sein. Wo bist du, Maria?«
    »Komm auf die Bühne, Liebling.«
    Reich schritt den Seitengang hinunter, ertastete die Stufen und betrat die Bühne. Er fühlte im Rücken die kühle Wölbung der Projektionskugel. »Jetzt«, rief plötzlich eine Stimme. »Wir haben ihn. Licht!« Grellweißes Licht erhellte die Kugel und blendete Reich. Die Gäste in den Sesseln rund um die Projektionskugel schrien vor Lachen, dann grölten und johlten sie aus Enttäuschung.
    »O Ben, du mogelst«, gellte Marias Stimme. »Du bist ja angezogen. Das ist frech von dir. Wir haben jeden einfach herrlich flagrante erwischt.«
    »Andermal ist auch ein Tag, liebe Maria.« Reich streckte die Hand aus und begann sich zum Abschied artig zu verbeugen. »Meine Verehrung, Madame. Ich bedanke mich für...« Er stutzte und schwieg. Auf der

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